Rätsel um verschwundenes Tiny House gelöst: Missverständnis sorgte für Aufregung in der Rhön

Der vermeintliche Diebstahl einer Tiny-Hütte in der Rhön hat in der vergangenen Woche viel Aufsehen erregt. Inzwischen ist das Häuschen aufgetaucht. In den Händen eines Diebes war es nie.
Update vom 21. Mai, 15.34 Uhr: Hinter dem Trubel um die gestohlen geglaubte Tiny-Hütte in Tann-Habel steckt offenbar ein Missverständnis zwischen dem Besitzer, der den Diebstahl gemeldet hatte, und einem Bekannten. Dieser hatte das Häuschen abgeholt - wohl um sich darum zu kümmern. Das berichtet Polizeisprecher Patrick Bug auf Nachfrage unserer Zeitung. Weitere Angaben macht die Polizei aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht.
Rhön: Verschwundenes Tiny House wieder da - Missverständnis sorgte für Trubel
Klar ist aber: „Es liegt kein Diebstahlsdelikt vor“, so Polizeisprecher Bug, „und auch kein anderer Straftatbestand“. Deshalb ist die Sache abgeschlossen - zumindest für die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Fulda muss jetzt final entscheiden, ob der Fall zu den Akten gelegt wird. „Wenn die Polizei eine Strafanzeige eröffnet, kann sie diese nicht selbst rückgängig machen“, erklärt Bug. Mit weiteren Ermittlungen ist allerdings nicht zu rechnen.
Update vom 20. Mai, 16.39 Uhr: Die Tiny-Hütte, die Anfang der Woche als gestohlen gemeldet worden war, ist wieder aufgetaucht. Beamte der Polizeistation Hilders haben sie gefunden. Das berichtet die Polizei am Freitag in einer kurzen Pressemitteilung.
Rhön: Verschwundenes Tiny House wieder aufgetaucht - Doch kein Diebstahl?
Den Angaben zufolge stand das Häuschen im Bereich eines Verbindungswegs zwischen Habel und der Straße „Habelgraben“. Nun befinde sich die Tiny-Hütte wieder im Besitz des Eigentümers, so die Polizei.
Das Kuriose: Möglicherweise handelt es sich - anders als zunächst gemeldet - gar nicht um einen Diebstahl. „Nach derzeitigen Erkenntnissen liegt dem zwischenzeitlichen Verschwinden der Hütte kein strafrechtlich relevanter Sachverhalt zu Grunde“, heißt es nämlich in der Pressenotiz der Polizei. Weitere Angaben zu den Hintergründen oder der Frage, wer die Hütte an den Fundort gebracht hat, konnten die Beamten bislang nicht machen.
Rhön: Tiny-House-Diebstahl - Polizei ist zuversichtlich, Täter zu schnappen
Update vom 19. Mai, 19.10 Uhr: „Das war dreist. Und gut geplant“, sagt Oberkommissarin Susanne Oßwald von der Polizeistation Hilders, die die Strafanzeige wegen Hausdiebstahls aufgenommen hat. Oßwald ist davon überzeugt, dass die Tat nicht unbeobachtet geblieben sein kann.

Der Abtransport muss spektakulär gewesen sein. „Da fährt ein Holzhaus, gezogen von einem Traktor oder einem ähnlichen Fahrzeug, durch die Landschaft“, schildert die Oberkommissarin. „Das muss doch aufgefallen sein. Ein Haus ist ja kein Diebesgut, dass man bei der Wegnahme leicht verstecken kann.“
Auch jetzt muss das Tiny House auffallen. „Mit einer Grundfläche von elf Quadratmetern ist es zu groß, als dass man es irgendwo im Wald verstecken könnte. Es muss Menschen geben, denen ein Holzhaus auffällt, das bis Anfang dieser Woche noch nicht da stand“, ist sich Oßwald sicher.
Tiny House plötzlich weg: „Vielleicht war sogar der Dieb hier schon einmal Gast“
Der Erbauer des kleinen Holzgebäudes, ein Mann, der jetzt in einem Seniorenheim in Hünfeld lebt, hatte hier früher regelmäßig übernachtet. Im Inneren befanden sich zwei Hochbetten und damit Platz für den Eigentümer und drei Gäste.
„Vielleicht war sogar der Dieb hier schon einmal zu Gast gewesen“, vermutet Oberkommissarin Oßwald. „Oder aber der Täter hat die Situation vorher gut ausspioniert“, sagt die Beamtin.
Das Ferienhäuschen besitzt eine ungewöhnliche Besonderheit: vier Räder. Der gesamte Unterbau des Hauses war allerdings mit Holz verkleidet. Einem flüchtigen Spaziergänger würden die Räder nicht auffallen. Dem Dieb war diese Tatsache jedoch bekannt. „Der Täter wusste, dass das kleine Haus fahrbereit war“, so Oßwald.
Erstmeldung vom 17. Mai, 18 Uhr:
Tann - Unbekannte sollen sich das Häuschen irgendwann zwischen Samstag- und Montagmittag, 14. und 16. Mai, unter den Nagel gerissen haben. Das geht aus einem Bericht der Polizei in Fulda hervor. Die Tiny-Hütte, die laut den Beamten rund 10.000 Euro wert ist, stand auf einer Wiese im Tanner Ortsteil Habel.
Rhön: Kurioser Diebstahl beschäftigt Polizei - Tiny House in Tann geklaut
Als Tiny Houses werden winzige Häuschen mit nur wenigen Quadratmetern Fläche bezeichnet. Sie werden häufig als Gartenhäuser oder Ferienunterkünfte genutzt, sind in Deutschland aber zunehmend auch als Eigenheime gefragt. (Lesen Sie dazu: Minihäuser in Neuhof - Gemeindevertretung stimmt Antrag zu)
Bei dem gestohlenen Tiny House in der Rhön handelt es sich um ein zehn Quadratmeter großes, möbliertes Häuschen auf einem Anhänger, berichtet die Polizei auf Nachfrage unserer Zeitung. Es sei zwar nicht bewohnt gewesen, „in unregelmäßigen Abständen wurde darin aber zeitweise geschlafen“, so Polizeisprecher Patrick Bug.
Von einem Bekannten hatte der Eigentümer der Hütte erfahren, dass diese nicht mehr an Ort und Stelle sei. Daraufhin schaltete er die Polizei ein.
Video: Tiny House als XS-Eigenheim - Baustein gegen Wohnungsnot
Wer das Häuschen gestohlen hat, ist noch unklar. Die Ermittler haben aber eine Vermutung, welches Fahrzeug die Diebe für die Tat verwendet haben: „Die Spuren lassen darauf schließen, dass die Tiny-Hütte mit einem Traktor abtransportiert wurde“, erklärt Polizeisprecher Bug.
Mögliche Zeugen werden gebeten, sich an das Polizeipräsidium Osthessen unter Telefon (0661) 1050 oder jede andere Polizeidienststelle zu wenden.