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Die Geschichte einer Freundschaft in dunkler Zeit - Premiere des Films „Der Gerechte aus Fulda“

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Tischdecken von Hugo Sichel
Diese beiden Tischdecken schenkte Hugo Sichel seinem guten Freund Paul Römhild, der ihn heimlich mit Lebensmitteln versorgt hatte. © Stadt Fulda

Die Geschichte einer Freundschaft in den dunkelsten Stunden der jüdischen Gemeinde von Fulda, die Geschichte eines Geschenks, eine Geschichte der Ehre, des Mitgefühls und der Erinnerung – dies alles ist der Kern des Films „Der Gerechte aus Fulda“, der Premiere feiert.

Fulda - Die Uraufführung des Films findet am Freitag, 28. April, im Kanzlerpalais (Unterm. Hl. Kreuz) in Fulda statt. Beginn der Veranstaltung ist um 17.30 Uhr mit der Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU).

Film „Der Gerechte aus Fulda“ feiert Premiere in Fulda

Im Anschluss an die Filmvorführung findet gegen 18.15 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Regisseur Ethan Bensinger, dem Filmproduzenten Felix Rudolph-von Niebelschütz, Kulturamtsleiter Dr. Thomas Heiler und der städtischen Beauftragten für Jüdisches Leben, Anja Listmann, statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Wie in einer Pressemitteilung der Stadt berichtet wird, schildert der Film detailliert die Ereignisse der Pogromnacht in Fulda. Vielmehr ist er aber eine Geschichte des Mitgefühls in den dunkelsten Stunden der jüdischen Gemeinde von Fulda. Der Film erzählt von der Freundschaft zwischen dem Christen Paul Römhild und dem Juden Hugo Sichel und von einem Geschenk, das nach 80 Jahren beide Familien wieder in Kontakt bringt

Vor seiner Deportation aus Fulda schenkte Hugo Sichel seinem guten Freund Paul Römhild, der ihn heimlich mit Lebensmitteln versorgt hatte, zwei Tischtücher. Über Jahrzehnte hinweg pflegten Paul und später seine Tochter Hedi Schuhej die Tischtücher liebevoll. 80 Jahre später wurden die beiden Tischdecken an Ethan Bensinger, den Großneffen von Hugo Sichel und heutigen Regisseur des Films „Der Gerechte aus Fulda“, zurückgeschenkt.

Im November 2018 besuchte Ethan Bensinger Fulda, um an der jährlichen Pogromnacht-Gedenkfeier der Stadt teilzunehmen, wie es in der Mitteilung heißt. Im Gespräch mit einem Reporter, der sich nach Bensingers Verbindungen zu Fulda erkundigte, sprach Ethan von seinen Fuldaer Wurzeln. Er erzählte dem Reporter auch von seinem Großonkel Hugo Sichel, der bis Ende 1941 in Fulda lebte und mit seinem Vater Jacob im Textilgeschäft der Familie arbeitete.

Einige Tage später las Hedi Schuhej, die Tochter von Paul Römhild, den Artikel und erkannte den Namen Hugo Sichel. Und sie wusste, dass sie in ihrem Haus zwei Gegenstände aufbewahrt hatte, die einst diesem guten Freund ihres Vaters gehörten.

Im Februar 2019 kehrte Ethan Bensinger nach Fulda zurück, dieses Mal mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Bei Kaffee und Kuchen bei ihr zu Hause gab Hedi Schuhej die Tischdecken an Bensinger und seine Familie zurück. Heute werden die beiden Tischtücher während der jüdischen Feiertage im Hause Bensinger in der Nähe von Chicago verwendet.

Ebenfalls in 2019 nahm Bensinger an der Gedenkfeier an der früheren Synagoge Am Stockhaus teil. Es wurde an die Reichspogromnacht erinnert.

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