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Mit den ersten Urlaubern nach Mallorca: So ist das Fliegen in der Corona-Zeit

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Von: Daniela Petersen

Fliegen in Corona-Zeiten: Stewardessen geben Getränke im Flugzeug nach Mallorca aus.
Lächeln mit Maske? Für die Stewardessen Lara Klostermann (links) und Marsha Richter kein Problem. © Daniela Petersen

Fliegen mit Maske, bei der Einreise Fieber messen und Stewardessen, die nur mit den Augen (sichtbar) lächeln: Flugreisen sind anders in dieser Corona-Zeit. Und trotzdem ist eines gleich geblieben: Nach der Landung wird im Urlaubsflieger geklatscht.

Frankfurt/Palma - Der Kaliberg liegt im Nebel, braun sieht er aus – ein Zeichen dafür, dass das Wetter schlecht ist. Auf Mallorca scheint die Sonne. Dieser 15. Juni 2020 ist ein guter Tag, um in den Urlaub zu starten. Seit diesem Tag ist die Reisewarnung für 27 europäische Länder aufgehoben. Mit dem ersten Flieger soll es von Frankfurt nach Palma de Mallorca gehen, ein Pilotprojekt, das die Tui in Zusammenarbeit mit der balearischen Regierung geplant hat.

Corona-Pandemie zerstört Urlaubspläne: Malle statt Malediven

Als Urlauber konnte man sich für diese Testphase einbuchen – zum Kampfpreis. „Wir haben für eine Woche nur knapp 200 Euro bezahlt“, sagt Thomas Horn. Der 55-Jährige aus Mainz fliegt jedes Jahr auf die Insel und hofft in dieser allerersten Urlaubswoche nach dem Lockdown, dass an den Stränden nicht so viel los ist wie sonst.

Erster Flug nach Mallorca: Daniela Petersen hat sich umgesehen.
Familie Schüssler wollte eigentlich in diesem Jahr auf die Malediven fliegen. Weil das nicht geht, haben sie Mallorca gebucht. © Daniela Petersen

So geht es auch Familie Schüssler aus Heidenheim. Eigentlich wollten sie ihren Urlaub auf den Malediven verbringen. Doch statt Malé ist es jetzt Malle geworden. Für die Schüsslers ist das in Ordnung. „Wir sind froh, dass wir Urlaub machen können“, erklärt Peter Schüssler, und seine Frau Birgit fügt an: „Wir wollen uns einen Mietwagen nehmen und einige Buchten besuchen. Ich freue mich auf den Strand.“ Die ganze Familie trägt einen Mund-Nasen-Schutz. So wie jeder im Flughafen. Nur einmal – bei der Sicherheitskontrolle – heißt es „Maske bitte runter“. Am Fußboden kleben Abstandsmarkierungen. Die Sitze am Gate sind teilweise gesperrt mit dem Hinweis: „Bitte mindestens 1,50 Meter Abstand halten.“

Alle Plätze im Flugzeug nach Mallorca belegt

Abstand halten, das ist angezeigt: am Flughafen und beim Einsteigen ins Flugzeug. Doch im Flieger sind alle Sitze belegt. Auch wenn während des Flugs jeder Gast Maske tragen muss – hier beißt sich die Katze in den Schwanz und zeigt die Grenzen der Corona-Maßnahmen auf. Aber: Halbleer zu fliegen ist auch keine Alternative. Gar nicht fliegen ebenfalls nicht. Jedenfalls nicht für die 180 Passagiere, die im Flugzeug sitzen, und auch nicht für die beiden Stewardessen Marsha Richter und Lara Klostermann. Im Flieger Gäste bewirten, das ist ihre Arbeit. Damit verdienen sie ihren Lebensunterhalt.

Kurzarbeit in den letzten Wochen hieß für sie vor allem eines: Gar nicht arbeiten zu können. „Ich habe währenddessen alle Hauptstädte und die dazugehörigen Länder auswendig gelernt“, sagt Marsha. Seit mehr als drei Monaten ist es das erste Mal, dass die 28-Jährige wieder fliegen darf. „Ich habe mich total gefreut, als ich gehört habe, dass ich bei einem der ersten Flüge mit dabei bin“, sagt sie. „Ich bekomme richtig Gänsehaut“, fügt Lara an.

Nur abgepackte Speisen und Getränke

Man spürt, dass die beiden ihre Arbeit lieben – auch wenn sie sich den ein oder anderen Spruch anhören müssen. Als Lara die Sicherheitshinweise am Notausgang erklärt, fragt ein Gast: „Krieg’ ich deine Telefonnummer?“ Schlagfertig kommt die Antwort der 29-Jährigen, die den Job seit sechs Jahren macht: „Ich habe hier oben keinen Empfang.“ Sie lächelt dabei. Trotz Maske ist das an ihren Augen abzulesen. Mit Maske arbeiten, das ist für beide Frauen völlig ungewohnt. „Lächeln ist Teil unserer Arbeit. Ich bin ein Strahlekind von klein auf“, sagt Marsha.

Erste Touristen-Landung auf Mallorca nach Corona-Pause: Daniela Petersen hat sich umgesehen.
Für die Stewardessen ist in Corona-Zeiten einiges anders. © Daniela Petersen

Doch es ist nicht nur die Maske, die nun zum Fliegen gehört. Auch das ständige Desinfizieren ist Teil der Arbeit. Die Karten mit den Sicherheitshinweisen müssen regelmäßig gesäubert werden. Menükarten werden gar nicht erst ausgegeben. Alle Speisen und Getränke sind abgepackt. Kaffee und Tee in Bechern sind nicht erhältlich, weil offene Getränke nicht serviert werden dürfen. Dem Gast dabei helfen, die Koffer in den Stauraum zu hieven – Fehlanzeige, nicht erlaubt. Stattdessen verteilt die Crew Formulare, mit denen die Gäste versichern, dass sie kein Fieber haben und keinen Kontakt zu einem Covid-Patienten hatten.

Im Flughafen von Palma wird die Temperatur noch einmal überprüft. Auch hier gibt es überall Abstandsmarkierungen. An der Wand hängt ein großes Plakat mit drei Aussagen: Hände waschen. Abstand halten. Maske tragen. Da denkt man fast beruhigend an eine Situation zurück: Als der Ferienflieger in Palma den Boden berührte, brandete Applaus auf. Wenigstens das war wie immer. Beifall gab es auf der Insel aber auch für die Touristen.

Ob Urlaub in der Coronavirus-Pandemie teurer wird, hat der Schauinsland-Reisen-Geschäftsführer Gerald Kassner im Interview gegenüber unserer Zeitung verraten.

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