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Nachfrage bricht ein: VR Immobilien befürchtet deutliche Krisen-Folgen

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Von: Sabrina Mehler

Welche Auswirkungen haben Zinswende, Inflationsrate und der Ukraine-Krieg auf den Immobilienmarkt in Osthessen? Dass dieser sich deutlich verändert, macht nun die VR Immobilien GmbH aus Fulda klar.

Fulda - Der Immobilienmarkt verändert sich – auch in der Region Fulda. Die Auswirkungen sind bereits spürbar, hieß es während eines Infoabends, zu dem das Unternehmen kürzlich eingeladen hatte, um über die aktuelle Marktsituation zu informieren, Klarheit zu schaffen und um eine Zukunftsprognose abzugeben.

Geschäftsführer Pascal Weß sowie Manuel Poch, Baufinanzierungsberater der Bausparkasse Schwäbisch Hall, gaben Insiderinfos preis. Eine historisch hohe Inflationsrate, der Krieg in der Ukraine sowie der Zinsanstieg an den Finanzmärkten und eine nachlassende Wirtschaftsdynamik würden am Immobilienmarkt zu Veränderung und Verunsicherung führen, erklärten sie.

Fulda: Einbrechende Nachfrage - VR Immobilien befürchtet Krisen-Folgen

Größter Einflussfaktor auf den Immobilienmarkt sei der Zinsmarkt, der durch jahrelange Niedrigzinsphasen geprägt gewesen sei. So lag im November 2021 ein Bauzins noch durchschnittlich bei 0,76 Prozent. Durch die günstigen Zinsen habe es eine enorme Preisentwicklung für Immobilien gegeben. Durch die günstigen Konditionen für Kredite wurden Immobilien auch ohne Eigenkapital bezahlbar. 100-Prozent-Finanzierungen waren keine Seltenheit.

Im Frühjahr dieses Jahres kam der Umschwung. Der durchschnittliche Bauzins stieg auf 3,04 Prozent. Das hat eine schwankende Nachfrage nach Immobilien ausgelöst. Die Ursachen für den Zinsanstieg seien die Corona-Pandemie, die steigende Inflation, die schlechte Weltwirtschaftslage sowie der Ukraine-Krieg. (Lesen Sie hier: Bauzinsen steigen massiv: Für viele droht der Traum vom Eigenheim zu platzen)

Einfamilienhaus
Die Auswirkungen im Bereich Neubau-Immobilien seien aber besonders gravierend. Nur schwer kalkulierbare Baukosten und zusätzliche Materialengpässe führten zu deutlicher Zurückhaltung von Bauträgern.  © Jan Woitas/dpa

Die Frage nach der künftigen Entwicklung sei schwer zu beantworten. Die Trendbewegungen würden aber kaum abbrechen, da auch die Europäische Zentralbank gezwungen sein werde, auf die Inflation zu reagieren. Die Anhebung des Leitzinses werde wohl unausweichlich sein.

Allgemein lasse sich sagen, dass die Nachfrage nach Immobilien im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken sei. Die Immobilienpreise stagnieren und fallen in bestimmten Teilmärkten sogar ab. Der Mietmarkt hingegen sei stabil und profitiere vom Interessentenzuwachs der Kunden, die den Traum vom Eigenheim aufgeben mussten.

Auswirkungen im Bereich Neubau: Steigenden Baukosten und Materialengpässen

Die Auswirkungen im Bereich Neubau-Immobilien seien aber besonders gravierend. Nur schwer kalkulierbare Baukosten und zusätzliche Materialengpässe führten zu deutlicher Zurückhaltung von Bauträgern. Ausbleibende KfW-Förderungen verteuern Kredite und wirken sich ebenfalls auf die Nachfrage aus.

Dennoch werden in diesem Teilbereich die Immobilienpreise, insbesondere wegen der damit verbundenen Baukosten, mäßig steigen. Die Nachfrage nach Bestandsimmobilien sei gesunken, aber immer noch groß. Hier werde verstärkt nach Sanierungsaufwand differenziert.

Weniger stark sind die Auswirkungen für Immobilien, die als Kapitalanlagen genutzt werden. Durch den stabilen Mietmarkt bleibt die Nachfragesituation nach Wohnraum hoch und lässt die Mietpreise leicht steigen.

Die Antwort auf die Frage, ob der Kauf oder Verkauf einer Immobilie aktuell ratsam sei, sei von der individuellen Situation und den eigenen Bedürfnissen sowie der finanziellen Situation abhängig. Wie Weß und Poch erklärten, würden sich als Folge des Zinsanstiegs künftig weniger Menschen eine Immobilie leisten können. Durch die sinkende Nachfrage werden die Preise leicht sinken. Gerade beim Verkauf einer Immobilie sei Expertenwissen wichtig.

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