Bei der Hessenmühle wird eine Kläranlage errichtet - Tourismus soll nicht leiden

Mit großer Mehrheit hat die Gemeindevertretung in Großenlüder in ihrer jüngsten Sitzung die Errichtung einer Kläranlage im Bereich der Hessenmühle beschlossen. Für die Abwasserentsorgung sei dies die sinnvollste Lösung, betonte Bürgermeister Florian Fritzsch (SPD).
Großenlüder - Nachdem die Gemeindevertretung bereits im September vergangenen Jahres beschlossen hatte, dass durch Fachleute geprüft werden solle, welche Varianten es für die Abwasserentsorgung des Weilers Hessenmühle/Kleinheiligkreuz/Am Schlagberg gibt, stellte Bürgermeister Fritzsch die Ergebnisse dieser Prüfungen vor.
Fulda: Bei der Hessenmühle wird eine Kläranlage errichtet
Der Rathauschef skizzierte kurz insgesamt fünf Varianten, von denen manche etwa aufgrund hoher Kosten oder rechtlicher Bedenken ausgeschieden seien. Als „sinnvollste und wirtschaftlichste“ Variante habe sich schließlich die Errichtung einer gemeinsamen Kleinkläranlage für den gesamten Weiler auf dem Gelände der Hessenmühle im Bereich der Mitarbeiterparkplätze herauskristallisiert.
Die Gesamtkosten für das Projekt würden sich nach der Berechnung des eingesetzten Fachbüros auf rund 1,1 Millionen Euro belaufen. 590.000 Euro wurden bereits im Haushalt 2022 bereitgestellt. Nach Absprache mit den Anwohnerinnen und Anwohnern des Weilers beträgt deren Eigenanteil an den Herstellungskosten 290.000 Euro. Somit soll der Fehlbetrag in Höhe von 535.000 Euro Haushalt 2023 bereitgestellt werden, da der Eigenanteil vorfinanziert werden muss.
„Wir haben einen breiten Konsens mit den Geschäftsführern der Hessenmühle erreicht, die das ganze Vorhaben grundsätzlich befürworten“, betonte Fritzsch. Ihm sei bewusst, dass es Bedenken gebe, öffentliche Infrastruktur auf Privatboden zu errichten. „Wir stellen aber auch fest: Geeignete Flächen sind dünn gesät.“ (Lesen Sie auch: Kläranlage wird für 15 Millionen Euro umgebaut - Start für Großprojekt)
Das ist das SbR-Verfahren
Die Kleinkläranlage wird im sogenannten SbR-Verfahren errichtet. SbR steht für Sequentielles biologisches Reinigungsverfahren. Hierbei fließt das häusliche Abwasser zunächst der Vorklärung zu. Hier sedimentieren die Feststoffe und bilden eine Boden- und Schwimmschlammschicht aus. Nachdem der Vorklärschlamm den maximalen Füllstand erreicht hat, muss eine Entsorgung folgen. Nach dem Vorklärprozess wird das zulaufende Abwasser im Pufferbehälter gespeichert, sodass es später in geregelten Phasen in den SbR-Reaktor gepumpt werden kann.
Für die Vorklärung und Schlammspeicherung wird ein Volumen von etwa 60 Kubikmetern erforderlich. Hierzu sind zwei Behälter vorgesehen. Zur betrieblichen Flexibilität ist für die Vorreinigung beziehungsweise Rückhaltung ein zusätzlicher Behälter geplant.
Zur biologischen Reinigung sind drei SbR-Reaktoren mit einem Volumen von jeweils 30 Kubikmetern erforderlich. Darüber hinaus ist für den Fall einer steigenden Zulaufbelastung bereits eine Freifläche für einen vierten Reaktor eingeplant.
Der Bürgermeister betonte, dass auch mit dem Bau weiterhin die Möglichkeit bestehe, das Gebiet zukünftig touristisch weiterzuentwickeln. So sei bereits in den aktuellen Planungen für die Kläranlage mit einbezogen, dass eine Event-Scheunen-Erweiterung denkbar wäre. Auch bestehe die Option, dass im Bereich Hessenmühle oder Jagdhof Erweiterungen vorgenommen werden könnten. Laut Fritzsch soll die Maßnahme im kommenden Jahr abgeschlossen werden.
Die Fraktionsvorsitzende der CDU, Kristin Marie Reinhardt, sagte: „Wir haben innerhalb der Fraktion auch über die kritischen Punkte diskutiert und stimmen dieser Lösung zu.“ Das Projekt wurde mit 27 Ja-Stimmen gegen 2 Nein-Stimmen beschlossen.