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Babyboom in der Region Fulda: Ist Corona-Pandemie die Ursache?

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Von: Jessica Baier

Die 1000. Geburt im Klinikum Fulda 2022 war früher als im Vorjahr.
Überraschende Glückwünsche vom Team: Die Geburt von Mino, dem ersten Kind von Sarah und Samuel Nier (Mitte), war am Klinikum Fulda die 1000. © Klinikum Fulda

Hatten die Menschen in den Corona-Jahren mehr Zeit, sich der Familienplanung zu widmen? Über die Gründe kann man nur spekulieren, Fakt ist: Seit der Pandemie ist in der Region ein regelrechter Babyboom zu verzeichnen. Im Klinikum war die 1000. Geburt noch nie so früh im Jahr. 

Fulda/Hünfeld - Der kleine Mino kam am Freitag, 29. Juli, um 18.02 Uhr mit 3770 Gramm zur Welt. Für Sarah und Samuel Nier aus dem Main-Kinzig-Kreis ist es das erste Kind – und prompt wurden die frischgebackenen Eltern vom Klinikum geehrt. Denn es war die 1000. Geburt des Jahres. Diese Marke ist zwei Wochen früher überschritten worden als im Jahr 2021 und damit so früh wie nie zuvor.

Fulda: 1000. Baby des Jahres am Klinikum so früh wie noch nie

Zum Vergleich: Vor zehn Jahren gab es am Klinikum Fulda noch viel weniger Geburten. Im Juli 2012 war die 1000er-Marke noch lange nicht in Sicht – diese wurde damals erst gegen Ende des Jahres, im November, geknackt, blickt Dr. Thomas Hawighorst, Direktor der Frauenklinik, zurück. Damals gab es insgesamt 1146 Geburten im Jahr. Diese Zahl steigt seit Jahren stetig an.

Bereits 2020 konnten wir mit 1546 Geburten von einem Rekordjahr sprechen. Selbst der geburtenstarke Jahrgang 1965 brachte es nicht auf diese Zahl. 

Dr. Thomas Hawighorst, Direktor der Frauenklinik am Klinikum

2021 waren es 1635 Geburten. Das ist ein neuer Höchststand. Bereits das Jahr 2020 war mit 1546 Geburten ein Rekordjahr. Das Klinikum hat die archivierten Geburtenbücher gewälzt und festgestellt: Die Zahlen von 2020 und 2021 liegen sogar noch höher
als der geburtenstarke Jahrgang 1965 in der damaligen „Städtischen Klinik“.

Aber, Obacht: Die Geburtenzahl ist nicht gleichzusetzen mit der Zahl der Babys. Denn es gibt auch Mehrlingsgeburten. In diesem Jahr sind am Klinikum bereits 20 Zwillinge zur Welt gekommen. Das heißt: Es gab dort 1063 Geburten, was 1083 geborenen Kindern entspricht (Stand: 9. August).

Video: Baby-Boom in der Pandemie - Ein Fakt verblüfft die Forschenden

Auch das Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus kann den Trend bestätigen. Dort steigen die Geburtenzahlen seit 14 Jahren – seit 2008 – kontinuierlich an. Auch den Babyboom infolge der Corona-Pandemie kann das Krankenhaus bestätigen. „Insgesamt kamen vergangenes Jahr deutlich mehr Kinder zur Welt als vor Corona.

Dies zeigte sich auch an dem neuen Rekord mit 1068 Geburten, der sogar die Geburtenzahl der vergangenen drei Jahrzehnte deutlich übertraf“, erklärt Pressesprecherin Viktoria Schmitt auf Anfrage. In diesem Jahr verzeichnet das Herz-Jesu-Krankenhaus (Stand: 9. August) 603 Geburten – darunter eine Zwillingsgeburt, ein Junge und ein Mädchen.

Mit 214 Babys, die bis 9. August dieses Jahres geboren wurden, liegt die Hünfelder Helios St. Elisabeth Klinik deutlich unter der Zahl am gleichen Tag des Vorjahrs (279 Kinder). Auch generell nimmt die Geburtenzahl in der Zuse-Stadt seit Jahren ab.

„Unsere Vermutung ist, dass werdende Eltern, vielleicht auch aus Unsicherheit aufgrund der Corona-Situation, zunehmend Wert auf eine angeschlossene Kinderklinik legen“, sagt Gudrun Käsmann aus der Pressestelle. „Auch wenn wir in Hünfeld dieses Kriterium nicht erfüllen, sind Geburten in unserer Klinik ab der 37. Schwangerschaftswoche in familiärer Atmosphäre jederzeit sicher möglich.“

Babyboom in Fulda: Stabiler Arbeitsmarkt und Corona mögliche Faktoren

Worin der Babyboom im Raum Fulda begründet werden könnte, dazu möchte das Klinikum Fulda nicht spekulieren. Viktoria Schmitt vom Herz-Jesu-Krankenhaus führt die vielen „Corona-Babys“ auf die „bisher relativ stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt in den vergangenen beiden Jahren“ zurück, und sie geht davon aus, dass die Menschen während den Corona-Jahren durch Einschränkungen und Lockdowns schlicht mehr Zeit für die Familienplanung hatten.

So deutlich wie in der Region steigt die Geburtenrate bundesweit nicht, aber: Der „Corona-Boom“ macht sich auch hier bemerkbar. 2021 gab es mit gut 795 000 Babys weltweit 22.000 Kinder mehr als im Vorjahr.

Ob es mit dem Anstieg der Geburtenzahlen in der Region so weitergehen wird angesichts zunehmender Krisen und Unsicherheiten – das bleibt abzuwarten.

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