Alle Gebäude, Räume, Wände, Decken und Bilder der Region aufzuzählen, denen Seng mitunter mit experimentellem Findungsgeist ihr eigentliches Gesicht wiedergegeben hat, würde diesen Artikel sprengen. Darum an dieser Stelle nur so viel: Fürstensaal, Spiegelkabinett, Orangerie, Rokokosaal im Palais Altenstein.
Nicht zu vergessen: der Sammler Seng mit dem untrüglichen Gespür für die Kunst von Franz Erhard Walther. „Er hat zu einer Zeit Arbeiten von Walther erworben, als dieser nicht nur in Fulda noch nicht die Beachtung fand, die ihm angemessen gewesen wäre“, sagte Wingenfeld.
Das über Jahrzehnte zusammengetragene Konvolut ging als Teil-Schenkung an die Franz-Erhard-Walther-Foundation und gehört zum Grundstock für das 2022 eröffnete Walther-Museum in der ehemaligen Villa Schmitt. Auch dies einer der Gründe, warum Seng der Kulturpreis zuerkannt wurde. Eine Entscheidung, die übrigens im Dezember von den Mitgliedern des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen worden war. „Sie sind ein Glücksfall“, sagte Wingenfeld zu Seng.
Gisbert Seng, 1933 in Fulda-Johannesberg geboren und Schüler von Hugo Pfister, bedankte sich für den Preis mit ein paar Anekdoten aus seinem Leben. So erzählte er von Zeichnungen Walthers, die dieser einst nebenbei gefertigt und dann in einen Papierkorb geschmissen hatte. „Meine damalige Frau holte sie da raus, vielleicht können sie ja mal im neuen Museum gezeigt werden.“
Nicht zu vergessen: das blaue Zimmer im Stadtschloss, heute Kulturamts-Büro. Bereits im Alter von 14 Jahren hatte Seng darin (und daran) zusammen mit seinem Lehrmeister gearbeitet, Wingenfeld hatte dies in Erinnerung gebracht. „Dort wäre meine Karriere beinahe früh zu Ende gegangen“, führte Seng aus.
Denn das Gerüst, auf dem er als jungen Mann weit oben stand, stürzte ein. Gerade noch rechtzeitig habe er auf das Gestell daneben springen können. „Wie ein Eichhörnchen“, habe Pfister dazu gesagt.
Der Geehrte ließ es sich zudem nicht nehmen, den vielen Menschen zu danken, ohne die er seine Arbeit nie so hätte erledigen können, wie er es tat, darunter den beiden ehemaligen Oberbürgermeistern Wolfgang Hamberger und Gerhard Möller – die beide anwesend waren–, seinen Freunden aus dem Jungen Kunstkreis Fulda, seiner Familie und dem Historiker Ernst Kramer. „Dessen Forschungen haben meine Restaurierungsarbeiten erst möglich gemacht.“
Lachend forderte er die Gäste darum auf, in den Kamin des Fürstensaals „zu kriechen“, dort befindet sich eine Kachel, auf der sie sich mit Namen verewigt haben.
Anschließend trug Seng sich in das Ehrenbuch der Stadt ein. Musikalisch hatten sein Sohn, der Saxophonist Marcellus Seng, und die Sängerin Ina Krabes den Abend umrahmt. Der mit einem kleinen Umtrunk endete.