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Aus Iringa und Buenos Aires nach Fulda: Die 22 Teilnehmer der Winteruniversität kommen aus 14 Ländern

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Von: Hanna Wiehe

Studierende und Vertreter der Hochschule wurden am Dienstag im Stadtschloss begrüßt.
Studierende und Vertreter der Hochschule wurden am Dienstag im Stadtschloss begrüßt. © Hanna Wiehe

22 Studierende aus 14 Ländern sind derzeit für die Winteruniversität der Hochschule Fulda zu Gast. Am Dienstag hieß sie Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) willkommen.

Fulda - In seiner Funktion als „Lord Mayor of the City of Fulda“ begrüßte der Oberbürgermeister die Teilnehmer auf Englisch und gab einen Überblick über Fuldas Geschichte von der Klostergründung durch den englischen Missionar Bonifatius („Fulda war von Beginn an sehr international.“) bis hin zum Fall der Mauer 1989 und der heutigen Lage in der Mitte Deutschlands und Europas. Er wünschte den Teilnehmern nicht nur eine spannende Zeit in der Stadt und viele lehrreiche Erkundungen im ganzen Land, sondern auch, dass die Studierenden viele Freundschaften schließen mögen.

Fulda: 22 Teilnehmer der Winteruniversität kommen aus 14 Ländern

Mit einem Augenzwinkern besonders willkommen hieß Wingenfeld Studierende aus Argentinien, dem Land des Fußball-Weltmeisters. Eine von ihnen ist Victoria Cristina Fernandez. „Ich habe ein Stipendium meiner Hochschule, der Universität von Buenos Aires, gewonnen“, berichtet die 21-Jährige. Sie ist nicht zum ersten Mal in Deutschland, aber ihr Besuch in Fulda ist eine Premiere. „Ich freue mich sehr, hier zu sein, ich hoffe, viel vom Land zu sehen“, berichtet sie.

Drei Wochen lang nimmt sie gemeinsam mit den anderen Studierenden an dem Programm Winteruniversität der Hochschule Fulda teil. Der Dienstag war der zweite Tag für die Teilnehmer. „Vormittags finden drei Seminare statt, von denen die Teilnehmer eines belegen. Die Themen sind Nachhaltigkeit, Interkulturelle Kompetenz sowie Deutsche Kultur und Geschichte“, zählt Natalia Asparrin Ureta auf.

Die 26-Jährige ist eine der sechs Tutoren, die die Teilnehmer begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ureta selbst kommt aus Peru und studiert an der Hochschule. „Nachmittags findet ein Deutsch-Sprachkurs statt“, ergänzt sie das Programm, das von Exkursionen nach Point Alpha, nach Weimar, Wolfsburg oder Berlin abgerundet wird. Aber auch Workshops oder Spielabende gehören dazu: „Die Teilnehmer sollen sich kennenlernen und Freundschaften schließen können.“ Schließlich sind sie während der drei Wochen im selben Hotel untergebracht.

Der Fall der Mauer hat Fulda in die Mitte Deutschlands gebracht und war ein Geschenk der Geschichte.

Dr. Heiko Wingenfeld, Oberbürgermeister

Cynthia Chalupa ist eine der Lehrkräfte, die die Studierenden unterrichten wird. Sie ist Dozentin an der West Virginia University, einer Partnerhochschule Fuldas im Osten der USA. „Sonst komme ich immer mit Studierenden zur Sommeruniversität“, sagt sie – seit dem Jahr 2007. Diesmal wird sie den Teilnehmern gemeinsam mit einer weiteren Lehrkraft die deutsche Literatur, Kunst und Kultur näherbringen.

Die Teilnehmer der Winteruniversität kommen von allen Kontinenten: Unter ihnen ist auch ein Ehepaar aus Afghanistan, das in Fulda an einem Forschungsprojekt arbeitet. Auch aus Australien, Südkorea und Südafrika kommen Teilnehmer. Allein sechs Teilnehmende aus den USA nehmen am Programm teil, aus dem Bundesstaat Wisconsin im mittleren Westen des Landes. (Lesen Sie hier: DAAD-Preisträgerin Pika Plaznik Čanč knüpft internationales Netzwerk an der Hochschule)

Aus Tansania angereist ist Elvis Ng’andwe. Der 40-Jährige ist zum zweiten Mal in Fulda – im Juli 2022 war er bereits in der Barockstadt zu Gast. „Ich habe über eine Webseite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes von Fulda gelesen“, berichtet er. Ein Professor seiner Hochschule, der University of Iringa, berichtete ihm dann von den Programmen der Hochschule. Ng’andwe befasst sich dort mit Politikwissenschaften – einer seiner Themenschwerpunkte ist die Migrationsforschung. „Ich hoffe, hier in Deutschland auch meine sprachlichen Fähigkeiten verbessern zu können“, sagt er.

Aus Iringa und Buenos Aires nach Fulda: Studierende im Stadtschloss empfangen

Auch Kateryna Boniakevych wurde die Teilnahme an der Winteruniversität empfohlen. Die 19-Jährige hatte in ihrer Heimatstadt Odessa in der Ukraine Lebensmitteltechnologie studiert und möchte ihr Studium an der Hochschule Fulda fortsetzen – „ähnlich einem Austauschprogramm“, erläutert sie. Vertreter der Hochschule hätten ihr zunächst die Teilnahme an der Winteruni vorgeschlagen. Vor zehn Monaten war sie mit ihrer Mutter und Großmutter aus der Ukraine geflohen.

Die Familienmitglieder gehören damit zu den mehr als 1000 geflüchteten Menschen, die die Stadt Fulda nach dem russischen Angriffskrieg aufgenommen hat. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Wingenfeld am Dienstag im Rahmen des Empfangs. „Gerade weil wir in Fulda bis zum Jahr 1989 durch die Nähe zur Grenze mit dem Kalten Krieg konfrontiert waren, hatten wir so sehr auf bleibenden Frieden gehofft“, betonte der Oberbürgermeister und erklärte, wie wichtig eine so internationale Veranstaltung wie die nun zum zehnten Mal stattfindende Winteruniversität sei: „Die beste Voraussetzung für Frieden ist internationale Verständigung.“

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