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Noch keine Vier-Tage-Woche: Betriebe im Kreis Fulda diskutieren Arbeitszeitmodelle

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Von: Andreas Ungermann

Erste Unternehmen in Osthessen setzen auf die Vier-Tage-Woche. Im Kreis Fulda gibt es nach unseren Informationen noch keinen Betrieb, der das Modell eingeführt hat - zumindest nicht offiziell. Aber es gibt Gespräche.

Fulda - Als erstes Unternehmen im Blauen Eck hat der Traditionsbetrieb Fehl und Sohn aus Freiensteinau vor wenigen Wochen die Vier-Tage-Woche eingeführt. Die Mitarbeiter arbeiten von Montag bis Donnerstag. Für die Außendienstler gilt dies jede Woche, für die Büro-Kräfte jede zweite Woche.

Fulda: Noch keine 4-Tage-Woche - Betriebe diskutieren über Modell

Nicht nur im Vogelsberg gibt es das Modell, sondern auch im Kinzigtal: Die Firma Woco aus Bad Soden-Salmünster hat ihre Arbeitszeiten ebenfalls angepasst.

Auch im Kreis Fulda wird das Thema Vier-Tage-Woche im Handwerk ebenfalls diskutiert. Dass ein Betrieb schon ganz offiziell dieses Modell eingeführt hat, ist der Kreishandwerkerschaft nicht bekannt – wohl aber, dass de facto verkürzte Wochen umgesetzt werden.

„Seit geraumer Zeit wird in der Öffentlichkeit viel über die Vier-Tage-Woche berichtet und diskutiert. Deshalb ist diese auch bei unseren Mitgliedsbetrieben Thema. Von diesen stehen sicherlich schon einige in den Startlöchern, und diese Arbeitszeitgestaltung wird auch bei uns in der Region Einzug halten, davon bin ich überzeugt“, erklärt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, Gabriele Leipold, schränkt jedoch – samt Beispiel – auch ein: „Wo dies möglich ist. Die Brötchen möchte man schließlich nicht nur an vier Tagen auf dem Tisch haben.“

Für das Handwerk ist die Vier-Tage-Woche keine ganz neue Thematik.

Gabriele Leipold, Chefin der Kreishandwerkerschaft Fulda

Allerdings habe sie auch den Eindruck, dass noch viel Aufklärungsbedarf bestehe: „Die Vier-Tage-Woche bedeutet ja nicht, dass dadurch unbedingt weniger gearbeitet wird, sondern, dass sich die Arbeit zeitlich anders verteilt als auf bisher fünf Tage – von Montag bis Freitag.“ Noch sei Leipold kein Betrieb bekannt, der offiziell sein Arbeitsmodell so benenne.

In der Realität sehe der Arbeitsalltag indes schon ganz anders aus. „Für das Handwerk ist die Vier-Tage-Woche keine ganz neue Thematik“, sagt die Geschäftsführerin. Mehrere Unternehmen böten bereits flexible Arbeitszeitmodelle an, bei denen nicht von Montag bis Freitag, sondern womöglich nur bis Donnerstag gearbeitet werde – ohne dass dies klipp und klar als Vier-Tage-Woche benannt werde.

Die Vier-Tage-Woche

Die Vier-Tage-Woche wird in verschiedenen Ländern und Bereichen praktiziert. So testet beispielsweise das Land Sachsen-Anhalt an ausgewählten Schulen die Viertagewoche im aktuellen Schuljahr. Wie der MDR berichtet, soll damit unter anderem der Lehrermangel abgefangen werden.

In der Sendung „hart aber fair“ am vergangenen Montag berichtete Malermeisterin Jessica Hansen aus Schleswig-Holstein von einem Plus bei den Bewerbungen, nachdem sie die Vier-Tage-Woche eingeführt hatte. Auch Start-Up-Investor Frank Thelen lobte darauf das Vier-Tage-Modell, als „ein ganz tolles Modell“, das die Zukunft aufzeige.

In unseren Nachbarländern Belgien und Schweiz gilt die Vier-Tage-Woche landesweit als Arbeitszeitmodell genau wie in Island. In Großbritannien hat die Labour-Partei die Vier-Tage-Woche als politisches Ziel aufgenommen.

Doch das Modell ist kein ganz Neues. In der Vergangenheit arbeitete die Commerzbank (ab 2002) an der Einführung der Vier-Tage-Woche und bei VW in Baunatal wurde die Vier-Tage-Woche bis ins Jahr 1994 sogar praktiziert.

Besonders bei Betrieben, deren Mitarbeiter auswärts auf Montage gingen, sei das der Fall. „Da wird – vielleicht nicht jede, sondern womöglich nur jede zweite Woche – so disponiert, dass die Mitarbeiter einen freien Tag am Ende der Woche haben“, sagt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft.

Die Vier-Tage-Woche wird immer beliebter. Auch im Kreis Fulda diskutieren Betriebe über das Modell. (Symbolfoto)
Die Vier-Tage-Woche wird immer beliebter. Auch im Kreis Fulda diskutieren Betriebe über das Modell. (Symbolfoto) © Silas Stein/dpa

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda äußert sich unterdessen nicht zu dem Thema. Und das hat einen Grund: Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK, verweist auf das IHK-Gesetz. Am Ende des Paragrafen 1 heißt es dort: Demnach „sind Stellungnahmen ausgeschlossen zu sozial- und arbeitsmarktpolitischen Fragen, soweit diese in der ausschließlichen Entscheidungszuständigkeit der Gremien der sozialen Selbstverwaltung liegen.“ Somit könne und dürfe er nicht für die Mitgliedsunternehmen der IHK-Fulda sprechen, wenn es etwa um Arbeitszeiten geht, sagt Hauptgeschäftsführer Konow.

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