1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Mehr Respekt und bessere Bedingungen: Niedergelassene Ärzte demonstrieren auf dem Uniplatz

Erstellt:

Von: Jasmin Herzberg

Niedergelassene Ärzte haben in Fulda auf dem Uniplatz für bessere Bedingungen demonstriert.
Viele waren gekommen, um zu zeigen, dass sie gemeinsam für die Wünsche der Ärzte kämpfen. © Patricia Reimer

Steigende Arbeitsbelastung und Personalmangel sind unter anderem zwei Faktoren mit denen niedergelassene Ärzte zu kämpfen haben. Sie machten ihrem Ärger am Mittwoch bei einer Demo auf dem Uniplatz Luft.

Fulda - Die Sparpläne des Bundesgesundheitsministeriums drücken niedergelassene Praxen an die Wand, wie Dr. Ralf Adam George, niedergelassene Urologe in Fulda, erklärte. Er vertritt im Vorstand des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO) die Fachärzte. Die GNO hat am Mittwochnachmittag (12. Oktober) auf dem Uniplatz in Fulda demonstriert. Etwa 150 Menschen sind zusammengekommen, um solidarisch zu zeigen, dass sie für eine gemeinsame Sache kämpfen: Respekt und Anerkennung gegenüber niedergelassenen Ärzten. Vor Ort waren neben Ärzten des Ärzteteams Osthessen auch Mitarbeiter des Herz-Jesu-Krankenhauses und andere Unterstützer.

Fulda: Ärzte demonstrieren für Anerkennung und finanzielle Unterstützung

„Seit Jahren kämpfen wir Fachärzte mit immer schlechter werdenden Bedingungen: steigende Arbeitsbelastung, Personalmangel, Neuerungen und Schwierigkeiten durch eine nicht richtig funktionierende Digitalisierung, die zudem auch teuer ist, überbordende Bürokratie und Regressforderungen“, zählt George auf. Die Politik in Berlin denke sich immer etwas Neues aus. Durch die aktuelle Krise kommen zudem, wie in anderen Bereichen auch, explodierende Energie-, Material- und Personalkosten hinzu – und die Krankenkassen wollen den Praxen keine Hilfe gewähren. „Wir sind mittelständische Unternehmer, auch wir müssen wirtschaften, um nicht insolvent zu gehen“, führte George an.

„Wir geben seit Jahren unser bestes, um unsere Patienten adäquat zu versorgen. Das werden wir auch weiterhin, aber wir wünschen uns dafür bessere Bedingungen“, betonte Ralph-Michael Hönscher, Vorstandsvorsitzender des GNO. Für diese Aussage erhielt er Applaus seitens der Zuhörer. Er sprach auch die Patienten an: „Fragen Sie die Kollegen mal, wo der Schuh drückt, denn der Schuh drückt verdammt stark. Und er wird Sie in Zukunft noch viel mehr drücken.“ Denn die hohe Erwartungshaltung der Patienten könne nie wieder erfüllt werden, wenn es von Berlin aus so weiter gehe.

Dem GNO ist es wichtig, dass Ärzte und Patienten in den Dialog treten. „Patienten sehen nur lange Schlangen vor einer Praxis oder ewig dauernde Wartezeit am Telefon. Sie sollen erkennen, dass wir das nicht böse meinen“, betonte Hönscher. Für eine Verbesserung brauche es motivierte junge Menschen, die sich niederlassen wollen und gerne zur Arbeit kommen. „Wir sind das Rückgrat der ambulanten Versorgung, aber irgendwann reicht es uns. Die Bedingungen müssen attraktiver und die finanzielle Aushölung ambulanter Praxen gestoppt werden“, machte Ralf George deutlich. (Lesen Sie auch: Debatte um medizinische Versorgung in Fulda - Experte schlägt vor: Schluss mit freier Arztwahl)

Die Kardiologin Dr. Silvia Steinebach wies aber darauf hin, dass es nicht nur um das Geld gehe. Viel mehr wünschen sich alle endlich den verdienten Respekt und die Anerkennung für die Arbeit, die sie seit Jahren leisten. „Besonders das Engagement der Arzthelferinnen wird nicht genug wertgeschätzt, ein Bonus für medizinische Fachangestellte wird andauernd ignoriert“, bedauert sie. George und Hönscher brachten in diesem Zuge ihre Hochachtung gegenüber den Damen, die in jeder Lage immer freundlich bleiben, zum Ausdruck.

Ärztedemo auf dem Uniplatz: Kosten für Energie und Personal explodieren

Die Unterstützung der Anwesenden war groß: „Wir Ärzte kämpfen noch zu wenig für unsere Rechte. Hiermit ist ein wichtiger Schritt getan“, sagte Dr. Constanze Bösenberg-Große, Ärztegemeinschaft Horas. „Wir sind zum Wachrütteln hier, denn auch wir verdienen einen Ausgleich in Zeiten der Inflation“, erklärte Dr. Andrea Blümm, Hausärztin aus Petersberg. Der ehemalige Frauenarzt, Dr. Eberhard Blümm, ist seit einem Monat im Ruhestand, hat aber noch gesehen, wie es immer mehr bergab ging. Er war zur moralischen Unterstützung dabei. Peter Dietrich, Praxis Pilgerzell, lieferte sogar einen Lösungsvorschlag: „Wir Ärzte sind an der Front. Warum fragt man nicht uns, was man verbessern kann?“ Besonders in Hinblick auf die Corona-Schutzmaßnahmen hätten die Ärzte, die sehen „wohin die Reise geht“, gute Ratschläge liefern können. (Lesen Sie auch: Zwei zusätzliche Ärzte neu in Eichenzell - Versorgungslage etwas entspannter)

Um seine Solidarität und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen und zu zeigen, dass die Politik den Ärzten nicht überall „Knüppel zwischen die Beine wirft“, wie es Hönscher formulierte, sprach auch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) ein paar Worte. Er zollte Respekt den Ärzten gegenüber, die jede Woche, nachts und am Wochenende, um ihre Patienten bemüht sind. Auch wenn der Landkreis nicht die großen Probleme des Ministeriums lösen, sondern nur in kleinen Teilen helfen könne – wie zum Beispiel Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen – wünschte er allen Ärzten viel Kraft, Energie und, dass ihre Forderungen Gehör finden.

Auch interessant