„Wir geben seit Jahren unser bestes, um unsere Patienten adäquat zu versorgen. Das werden wir auch weiterhin, aber wir wünschen uns dafür bessere Bedingungen“, betonte Ralph-Michael Hönscher, Vorstandsvorsitzender des GNO. Für diese Aussage erhielt er Applaus seitens der Zuhörer. Er sprach auch die Patienten an: „Fragen Sie die Kollegen mal, wo der Schuh drückt, denn der Schuh drückt verdammt stark. Und er wird Sie in Zukunft noch viel mehr drücken.“ Denn die hohe Erwartungshaltung der Patienten könne nie wieder erfüllt werden, wenn es von Berlin aus so weiter gehe.
Dem GNO ist es wichtig, dass Ärzte und Patienten in den Dialog treten. „Patienten sehen nur lange Schlangen vor einer Praxis oder ewig dauernde Wartezeit am Telefon. Sie sollen erkennen, dass wir das nicht böse meinen“, betonte Hönscher. Für eine Verbesserung brauche es motivierte junge Menschen, die sich niederlassen wollen und gerne zur Arbeit kommen. „Wir sind das Rückgrat der ambulanten Versorgung, aber irgendwann reicht es uns. Die Bedingungen müssen attraktiver und die finanzielle Aushölung ambulanter Praxen gestoppt werden“, machte Ralf George deutlich. (Lesen Sie auch: Debatte um medizinische Versorgung in Fulda - Experte schlägt vor: Schluss mit freier Arztwahl)
Die Kardiologin Dr. Silvia Steinebach wies aber darauf hin, dass es nicht nur um das Geld gehe. Viel mehr wünschen sich alle endlich den verdienten Respekt und die Anerkennung für die Arbeit, die sie seit Jahren leisten. „Besonders das Engagement der Arzthelferinnen wird nicht genug wertgeschätzt, ein Bonus für medizinische Fachangestellte wird andauernd ignoriert“, bedauert sie. George und Hönscher brachten in diesem Zuge ihre Hochachtung gegenüber den Damen, die in jeder Lage immer freundlich bleiben, zum Ausdruck.
Die Unterstützung der Anwesenden war groß: „Wir Ärzte kämpfen noch zu wenig für unsere Rechte. Hiermit ist ein wichtiger Schritt getan“, sagte Dr. Constanze Bösenberg-Große, Ärztegemeinschaft Horas. „Wir sind zum Wachrütteln hier, denn auch wir verdienen einen Ausgleich in Zeiten der Inflation“, erklärte Dr. Andrea Blümm, Hausärztin aus Petersberg. Der ehemalige Frauenarzt, Dr. Eberhard Blümm, ist seit einem Monat im Ruhestand, hat aber noch gesehen, wie es immer mehr bergab ging. Er war zur moralischen Unterstützung dabei. Peter Dietrich, Praxis Pilgerzell, lieferte sogar einen Lösungsvorschlag: „Wir Ärzte sind an der Front. Warum fragt man nicht uns, was man verbessern kann?“ Besonders in Hinblick auf die Corona-Schutzmaßnahmen hätten die Ärzte, die sehen „wohin die Reise geht“, gute Ratschläge liefern können. (Lesen Sie auch: Zwei zusätzliche Ärzte neu in Eichenzell - Versorgungslage etwas entspannter)
Um seine Solidarität und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen und zu zeigen, dass die Politik den Ärzten nicht überall „Knüppel zwischen die Beine wirft“, wie es Hönscher formulierte, sprach auch Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) ein paar Worte. Er zollte Respekt den Ärzten gegenüber, die jede Woche, nachts und am Wochenende, um ihre Patienten bemüht sind. Auch wenn der Landkreis nicht die großen Probleme des Ministeriums lösen, sondern nur in kleinen Teilen helfen könne – wie zum Beispiel Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen – wünschte er allen Ärzten viel Kraft, Energie und, dass ihre Forderungen Gehör finden.