Explodierende Kosten: Ambulante Ärzte in Fulda demonstrieren am Mittwoch

Gegen die immer größer werdenden Sparzwänge und für eine bessere politische Unterstützung gehen die niedergelassenen Ärzte in Fulda am Mittwochnachmittag auf die Straße.
Fulda - Unter dem Leitspruch „Jetzt reicht es: Die ambulante Versorgung wird kaputt gespart. Wir machen das nicht mit!“ protestieren die in Fulda niedergelassenen Ärzten am Mittwoch, 12. Oktober auf dem Universitätsplatz. Der „Streik“ findet am Mittwoch von 14 bis circa 15 Uhr statt, wenn die Praxen ohnehin geschlossen sind.
Fulda: Ärzte-Protest gegen politische Sparmaßnahmen auf dem Uniplatz
Es sind die Sparpläne des Bundesgesundheitsministeriums, die nach Meinung der Fuldaer Mediziner niedergelassene Praxen an die Wand drücken. Seit Jahren kämpften sie mit immer schlechter werdenden Bedingungen, die es jungen Ärzten schwer machten, sich niederlassen zu wollen, schreiben die Organisatoren in ihrem Protestaufruf.
Statt hier Reformen zur Erleichterung zu schaffen, mache es das Gesundheitsministerium mit seinen neuesten Plänen immer schlimmer, so die Mitglieder des Gesundheitsnetzwerk Osthessen (GNO) weiter. Zu den Schwierigkeiten gehörten demnach die steigende Arbeitsbelastung, Personalmangel, explodierende Kosten im Bereich Energie, Material und Personal sowie immer mehr hinzukommende Neuerungen und Schwierigkeiten durch Digitalisierung und Bürokratie. (Lesen Sie auch: „Alarmstufe Rot“ für Krankenhäuser in Fulda: Verluste auf Rekordniveau drohen)
Demo auf dem Uniplatz: Arztpraxen fordern Inflationsausgleich
„Als ‚ungeheuerlichen Affront‘“, hat der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Forderung der Krankenkassen gegenüber dem Gesetzgeber zurückgewiesen, den Praxen keinerlei Inflationsausgleich zuzugestehen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ignoriere „kaltschnäuzig die Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen und ihrer Teams“, kritisierte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Aus Sicht der KBV drohe eine massive Schädigung der ambulanten medizinischen Versorgungsstrukturen. „Dass die Kassen damit grob die Interessen der Patientinnen und Patienten missachten, stört offensichtlich niemanden mehr“, sagte Gassen.
„Niedergelassene Ärzte sind auch mittelständische Unternehmer und müssen wirtschaften, wir laufen ebenfalls Gefahr insolvent zu werden. Wer soll dann die Patienten weiter versorgen, wir haben doch jetzt schon Probleme. Was will die Politik erreichen, das Ende der niedergelassenen Praxen – hin zu Polikliniken?“, fragt sich GNO-Aufsichtsratsmitglied Dr. Marco Krenzer, Gastroenterologe aus Fulda, und viele Kollegen sehen es genauso wie er.
Praxen bleiben zu: Hamburger Ärzte demonstrieren gegen Lauterbachs Sparpläne
„Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will aus Krankenkassengeldern 1000 ,Gesundheitskioske‘ bezahlen, aber die noch vorhandenen niedergelassenen Praxen, möchte er nicht stützen. Auch während der Corona-Pandemie kamen keinerlei Dank oder Anerkennung wie für die Kliniken von Seiten des Gesundheitsministeriums. Den niedergelassenen Praxen reicht es nun endlich. Wir wollen für eine weiterhin gute und ausreichende Versorgung unserer Patienten und Patientinnen kämpfen“, empört sich das Ärztenetz GNO. (Lesen Sie auch: Zwei zusätzliche Ärzte neu in Eichenzell - Versorgungslage etwas entspannter)
Die wenigsten Patienten wüssten, was für sie auf dem Spiel steht. Nur diejenigen, die bereits unlängst Erfahrungen gesammelt hätten, als sie verzweifelt nach der plötzlichen Schließung ihrer Hausarztpraxis einen neuen Arzt hätten suchen müssen, könnten nachvollziehen, was drohen könne, wenn noch mehr Praxen etwa aus Kostengründen schließen müssten. „Das wollen wir vermeiden, die Bedingungen für Ärzte und Ärztinnen in den Niederlassungen müssen wieder attraktiver gemacht werden“, fordern die Mitglieder des GNO. (mw)