Krankenhäuser in Gefahr: Fuldaer Kliniken beteiligen sich an Aktion für finanziellen Ausgleich

Die hessischen Krankenhäuser fordern die Bundesregierung auf, einen Ausgleich für die enormen Preissteigerungen der vergangenen Monate zu schaffen. Auch die Fuldaer Kliniken beteiligten sich an der Aktion.
Fulda - Gemeinsam mit der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) haben die 16 Landeskrankenhausgesellschaften die bundesweite Kampagne „Alarmstufe Rot“ gestartet, um auf die massiven wirtschaftlichen Bedrohungen für die Krankenhäuser aufmerksam zu machen. Die Fuldaer Kliniken beteiligen sich an der Aktion, wie das Klinikum in einer Pressenotiz erklärt.
Fulda: „Alarmstufe Rot“ Kliniken fordern finanziellen Ausgleich
Am Dienstag (20. September) hatte der Info-Truck in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) Station gemacht. Mit dabei auf dem Podium waren auch der Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe Fulda, Michael Sammet und Dr. Thomas Menzel, Sprecher des Vorstands des Fuldaer Klinikums. „Wir werden täglich mit massiven Kostensteigerungen in nahezu allen Bereichen von bis zu 30 Prozent konfrontiert. Im Energiebereich droht uns an einem Krankenhausstandort sogar eine Kostenexplosion von jährlich einer Million auf fünf Millionen“, erklärte Sammet. „Diese Kosten können wir nicht durch Preiserhöhungen ausgleichen, da unsere Preise staatlich festgelegt sind.“
Die Inflation und die Explosion der Energiepreise stellen die Krankenhäuser vor gewaltige Herausforderungen. Und auch die Belastungen der Corona-Pandemie sind noch nicht vorüber. Aufgrund starrer gesetzlicher Vorgaben sind die Krankenhäuser nicht in der Lage, diese Mehrkosten zu kompensieren. Während in anderen Branchen die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben werden oder gegebenenfalls Produktionen eingestellt werden, können dies die Krankenhäuser nicht in entsprechender Weise umsetzen. Es bestehe eine gesetzliche Preisbindung und die Versorgung der Patientinnen und Patienten muss weiterhin gewährleistet werden. „Den Krankenhäusern sind die Hände gebunden“, so der Geschäftsführende Direktor der Hessischen Krankenhausgesellschaft (HKG), Professor Dr. Steffen Gramminger, „es drohen Insolvenzen.“
Grund hierfür sind die bundesgesetzlichen Vorgaben zum sogenannten Landesbasisfallwert. Dieser sieht eine Steigerung der Erlöse je Behandlung von nur 2,32 Prozent vor. Trotz der aktuellen Kostenentwicklungen darf dieser Wert nicht nachverhandelt werden. Damit können die Krankenhäuser die Kostensteigerungen von durchschnittlich 8 bis 10 Prozent und die explodierenden Energiekosten von teilweise über 100 Prozent mit den ihnen zustehenden Einnahmen nicht kompensieren. Auch für das Jahr 2023 sieht das Gesetz eine Deckelung vor, sodass Krankenhäuser keinen Ausgleich für tatsächlich nachgewiesene Kostensteigerungen erhalten.
„Ausgerechnet im Herbst und Winter, wenn die Anzahl der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern erfahrungsgemäß am höchsten ist, müssen die Krankenhäuser über einen Abbau von Versorgungsangeboten nachdenken. Sollte es keine finanzielle Kompensation geben, drohen in ganz Deutschland Versorgungslücken“, ergänzte Dr. Menzel. (Lesen Sie auch: Es fehlt an Ärzten: DRK muss aktuell häufig Blutspende-Termine absagen)
Laut den Angaben des Krankenhaus-Rating-Reports 2022 werden 75 Prozent der Krankenhäuser im kommenden Jahr 2023 Verluste verzeichnen. Für Hessen bedeutet das: es werden fast 100 von rund 130 Krankenhäusern betroffen sein. Laut einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) werden 39 Prozent der Krankenhäuser in eine kritische Liquiditätssituation geraten. Das bedeutet für Hessen: 50 von rund 130 Krankenhäusern.
Inflation und Energiekrise gefährden medizinische Versorgung an Kliniken
Neben Sammet, Gramminger und Menzel betonten auf der Pressekonferenz auch Dr. Christian Höftberger und Dieter Bartsch, Präsident und Vizepräsident der HKG, den Ernst der Lage. Die DKG fordert einen sofortigen Inflationsausgleich in Form eines Rechnungsaufschlages von vier Prozent und darüber hinaus perspektivisch einen Ausgleich der tatsächlichen Mehrkosten.
„Sollte sich Berlin hierzu nicht durchringen können, wird die stationäre Versorgung in der gesamten Bundesrepublik gegen die Wand laufen. Der dadurch entstehende Schaden wäre im Hinblick auf die Sicherstellung der Versorgungssicherheit und den Fachkräftemangel nicht kalkulierbar. Es geht hier nicht nur um Geld, sondern um eine gesellschaftliche Vertrauenskrise, wie sie Deutschland in der Nachkriegszeit noch nie erlebt hat“, so Höftberger.
Aktuell sei die Versorgung in den Krankenhäusern in Fulda und Osthessen noch auf gewohntem Niveau gewährleistet, versicherten Sammet und Dr. Menzel unisono. Ohne umgehende Maßnahmen zur Stützung der Krankenhäuser könnte sich das aber rasch ändern. (sob)