An Weihnachten im Dienst: So erleben Polizei, Rettungsdienst und Gastronomie die Feiertage

Während wir unter dem Weihnachtsbaum sitzen, müssen sie arbeiten: Polizisten, Rettungssanitäter und Gastronomen. Doch eben wegen dieses Dienstes am Nächsten haben sich viele von ihnen für diese Jobs entschieden.
Fulda - Ob Polizist, Rettungssanitäter oder Gastronomin - in einige Berufen ist das Arbeiten an Feiertagen wie Weihnachten und Silvester unabdingbar. Unsere Zeitung hat mit drei Menschen gesprochen, die Weihnachten schuften müssen, während die meisten von uns Zeit mit ihren Liebsten verbringen.
Polizeihauptkommissar Sven Trabert
Wie es ist, an den Feiertagen Dienst schieben zu müssen, weiß Sven Trabert aus vielen Berufsjahren. Seit 1988 ist der heute 53-Jährige bei der Polizei – inzwischen als Polizeihauptkommissar in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Osthessen in Fulda. Dort werden alle Einsätze aus den drei Landkreisen Fulda, Vogelsberg und Hersfeld-Rotenburg koordiniert.
Fulda: Polizei, Rettungsdienst und Gastronomie arbeiten an Weihnachten
„Die Feiertage sind auch in der Leitstelle etwas Besonderes“, berichtet Trabert. „Da steht ein Weihnachtsbaum bei uns, und ein Kollege bringt etwas zu Essen mit.“ Und auch, was die Einsätze betrifft, ist es ein ruhiger Abend – zumindest bis 23 Uhr. „Vorher sitzen viele Menschen mit ihren Familien zusammen, aber danach gehen einige feiern“, berichtet der 53-Jährige. Einige Kneipen sind gut besucht, und die Polizei bekommt es bisweilen mit ähnlichen Einsätzen zu tun wie an einem Samstagabend. Wo viel Alkohol getrunken wird, dort kommt es immer wieder mal zu Problemen – von familiären Streitigkeiten über Ruhestörung bis hin zum betrunkenen Autofahrer. „Und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, wenn Familien eine Weile zusammengesessen haben, ist in einigen Fällen Schluss mit der Besinnlichkeit – da brechen manchmal alte Konflikte wieder auf.“
„Es gibt aber auch Anrufe bei der Leitstelle, bei denen man merkt: Dahinter steckt kein Notfall, sondern eine Person, die einfach mal mit jemandem reden möchte“, berichtet Trabert.
In 18 Jahren Streifendienst und 12 Jahren Tätigkeit in der Einsatzzentrale hat er viel erlebt – auch an den Feiertagen. Besonders eingebrannt hat sich bei ihm ein Erlebnis an Heiligabend vor vielen Jahren: Bei einer Streife entdeckten ein Kollege und er einen obdachlosen Mann, der vor Kälte am ganzen Körper zitterte. Die Beamten nahmen ihn mit, sorgten dafür, dass er für die Nacht ein Dach über dem Kopf hatte und Essen bekam. „Der Mann weinte vor Dankbarkeit und wollte uns unbedingt etwas für unsere Hilfe schenken“, berichtet der Fuldaer. Schließlich gab er Trabert ein Foto von sich mit Freunden – eine Erinnerung aus besseren Tagen. Trabert hat das sehr bewegt. Noch heute hat er das Bild bei sich.

Der Polizeihauptkommissar kann viele Anekdoten von Feiertagseinsätzen erzählen – von der laut schreienden Frau, deren besorgte Nachbarn die Polizei alarmierten, und von der sich dann vor Ort herausstellte, dass sie das „Fest der Liebe“ etwas zu wörtlich genommen hatte. Von einem Auftrag, bei dem er Eltern mitteilen musste, dass ihr Kind gerade bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. „Es gibt viele besondere Einsätze – an Weihnachten, aber auch an anderen Tagen im Jahr. Wir als Polizisten sind Helfer in allen Lebenslagen. Und das an allen Tagen im Jahr.“
Notdienst an Weihnachten: So erleben Rettungssanitäter die Feiertage
Notfallsanitäter Dominik Ruffing
Dominik Ruffing muss am zweiten Weihnachtsfeiertag ran. Der 32-Jährige arbeitet als Notfallsanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Fulda. Dass er an Feiertagen arbeiten muss, ist für den Dirloser nichts ungewöhnliches: „Wir arbeiten nach einem Jahresdienstplan mit einem fortlaufenden Rhythmus, der sich alle 16 Wochen wiederholt.“ Er kann sich also frühzeitig auf mögliche Feiertagsdienste vorbereiten.
„Die Familie richtet sich dann meist nach meiner Schicht“, berichtet er. Auch an Heiligabend musste er schon arbeiten. „Wenn ich Nachtdienst hatte, also von 19 bis 7 Uhr arbeiten musste, haben wir eben früher gegessen und die Bescherung vorgezogen.“ Hatte er tagsüber Dienst, also von 7 bis 19 Uhr, verschob sich die Bescherung eben ein wenig nach hinten.
„Über die Feiertage ist der Dienst oft etwas ruhiger“, berichtet Ruffing. Schließlich finden da keine Sport- oder Freizeitveranstaltungen statt und viele Betriebe seien vorübergehend geschlossen. „Erst am Tag nach Weihnachten geht es los: Die Menschen scheuen sich oftmals, am Wochenende oder über die Feiertage den Rettungsdienst zu rufen. Doch wer sich am Samstag schon schlecht fühlt, dem geht es am Sonntag nicht unbedingt besser. Und nach Weihnachten muss dann manchmal eben der Rettungsdienst kommen.“
Doch auch an Weihnachten gibt es Einsätze. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm ein Vorfall: „Wir kamen zu einer älteren Dame, die sich verschluckt hatte und schon ganz blau war im Gesicht. Ihr Mann wusste sich nicht zu helfen. Wir mussten ihr nur ein paarmal kräftig auf den Rücken klopfen, dann war ihre Luftröhre wieder frei. Es war einfach schön, so schnell helfen zu können – ohne dass sie ins Krankenhaus musste.“
Auch wenn Ruffing und Kollegen über die Feiertage arbeiten müssen – sie versuchen doch, sich das Fest ein Stück weit in die Rettungswache zu holen: „Wir versuchen immer, gemeinsam zu essen – zum Beispiel Kartoffelsalat mit Würstchen. Zu Silvester gibt es Raclette.“
Gastronomin Carolin Zuspann
Lange schon mit den Vorbereitungen auf die Feiertage beschäftigt ist das Team der Waldgaststätte Praforst in Hünfeld – darunter auch Mitinhaberin Carolin Zuspann. „An Heiligabend haben wir nicht geöffnet, aber dafür durchgängig am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag“, berichtet die 48-Jährige, die mit ihrem Bruder Marc Zuspann (51) das Wirtshaus und die Waldgaststätte betreibt.

An Feiertagen arbeiten zu müssen, damit ist sie aufgewachsen, denn die Leidenschaft für die Gastronomie liegt in der Familie im Blut: Ihr Vater Elmar Zuspann (73), der sich in den Anfangsjahren zunächst im Fuldaer Nachtwächter selbstständig gemacht hatte, übernahm 1975 die Waldgaststätte Praforst. „Auch er hilft an Weihnachten mit“, betont Tochter Carolin – so wie die ganze Familie. „Wir sind so groß geworden. Deshalb ist für uns nicht die Herausforderung, an Weihnachten arbeiten zu müssen, sondern eher, wie wir allen unseren Gästen gerecht werden und sie verwöhnen können“, sagt sie. Nach der Ausbildung stiegen auch Carolin und ihr Bruder in das Unternehmen ein – bei ihr war das im Jahr 1996.
Video: Feiertage - Muss ich für die Arbeit erreichbar sein?
Schon seit November sei die Praforst für die Feiertage ausgebucht. „Teilweise gehen die Gäste an den Feiertagen bei uns nach Hause und buchen gleich für das nächste Jahr.“ Im Wirtshaus gebe es noch Kapazitäten. Das ist eine Besonderheit: Denn das Wirtshaus war wegen des Wegfalls einer wichtigen Personalie in den vergangenen Monaten geschlossen und lediglich für Feiern und Tagungen geöffnet. „Doch an Weihnachten bieten wir mittags Buffet an und an Silvester abends“, sagt Zuspann.
Und es gibt einen weiteren Grund, warum ihr gerade in diesem Jahr das Arbeiten nicht schwer fällt: „Für uns ist es gerade nach den Jahren, in denen wir wegen Corona nicht öffnen konnten, wunderbar, jetzt wieder Gäste empfangen zu können.“