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Trotz Krieg und Krisen: Niedrigste Arbeitslosenquote im Bezirk Hersfeld-Fulda

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Fulda: Arbeitslosenzahlen trotz Krisen stabil - Anstieg der Grundsicherung
Sprachen über die Arbeitslosenzahlen im Altkreis Hünfeld: Bürgermeister Benjamin Tschesnok (von links), Leiter des Arbeitsagenturbezirks Hersfeld-Fulda, Waldemar Dombrowski, und sein Stellvertreter Horst Kramer. © Alisa Kim Göbel

Der Agenturbezirk Bad Hersfeld-Fulda entspricht den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Fulda. Für diesen Bezirk luden Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok und Waldemar Dombrowski, Geschäftsführer des Bezirks, zu einem Medienfrühstück ins Rathaus ein, um über die Zahlen und Fakten des letzten Jahres zu sprechen. 

Hünfeld - „Wir wollen einen Rückblick wagen und anschließend nach vorne schauen. Der Altkreis Hünfeld hat eine besondere Stellung, was sich ebenso auf dem Arbeitsmarkt auswirkt“, begrüßte Dombrowski die Anwesenden. „Wir haben weitgehend das Ende der Corona-Pandemie erreicht und hatten auf ein ‚freies Jahr‘ gehofft – doch der Krieg hat uns in eine neue Krise befördert“, fasste er das Jahr 2022 zusammen.

Fulda: Arbeitslosenzahlen trotz Krisen stabil - Anstieg der Grundsicherung

Nach drei Jahren im Krisenmodus seien die Arbeitslosenzahlen im Bezirk jedoch unerwartet stabil geblieben. „Erklären lässt sich das durch die gute Auftragslage im Jahr 2022, daher wird das aktuelle Jahr entscheidend sein“, so der Leiter der Hersfeld-Fuldaer Agentur. Das Beschäftigungsverhältnis sei gut und qualifizierte Fachkräfte werden weniger entlassen, da die Unternehmen wissen, was sie an ihren Mitarbeitern haben, so Dombrowski.

„2019 lag die Arbeitslosenquote im Altkreis Hünfeld bei 2,2 Prozent, was 422 Erwerbslose sind. Nach einem Anstieg im Jahr 2021 auf 2,7 Prozent haben wir uns wieder auf 2,2 Prozent im letzten Jahr normalisiert“, weiß der Experte. Mit in diese Zahlen spielt auch der Zuwachs an Ausländern und Kriegsgeflohenen. „Im Hünfelder Stadtgebiet sind aktuell etwas mehr als 200 Menschen aus der Ukraine untergebracht“, weiß der Bürgermeister. Damit verbunden: Ein Anstieg bei der Grundsicherung.

„Durch den permanenten Wandel in den Statistiken sind 2,2 Prozent nahezu eine 100-Prozent-Beschäftigung“, findet Dombrowski. Hessenweit hat der Hersfeld-Fuldaer Agenturbezirk die niedrigste Quote von 3,1 Prozent. Zum Vergleich: Der hessenweite Durchschnitt liegt bei 4,8 Prozent. „Das ist phänomenal“, freut sich der Agenturleiter. (Lesen Sie auch: Arbeitslosigkeit im Kreis Fulda steigt leicht an - weniger Langzeitarbeitslose als im Vorjahr)

Doch das Interesse an Fachkräften sei ungebunden. Im Bezirk sind 5939 Menschen arbeitslos, wovon 60 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. „Darin steckt auch Potential. 76 Menschen haben im letzten Jahr eine Umschulung gemacht. Für uns und den Lernwilligen eine Königsdisziplin, für Firmen aber eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, weiß Horst Kramer, stellvertretender Leiter des Agenturbezirks. (Lesen Sie auch: Zukunft der Geburtsstation ungewiss: Helios-Klinik kämpft um Fachkräfte)

Niedrigste Arbeitslosenquote in Hessen - dennoch besteht Fachkräftemangel

Hauptsächlich werden in den Bereichen Gesundheit und Erziehung, im Büro sowie im Metall-, Elektro- und Baugewerbe umgeschult. Die zwei Ältesten waren 64 Jahre alt. All das lohne sich, so Kramer, da das Renteneinstiegsalter steigt und die Rente damit aufgebessert wird. „Wir hoffen, dass es mehr werden. Bei uns sind Menschen, die von sich aus eine Umschulung machen oder sich im Betrieb weiterbilden. Das alles sind Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, so Kramer.

„Arbeitslosigkeit bedeutet nicht, dass die Unternehmen nicht einstellen wollen, sondern das Fachkräfte fehlen“, betonte Kramer. Ebenso seien nicht immer dieselben Menschen wiederkehrend arbeitssuchend. Langzeitarbeitslosigkeit sei weniger ein Thema.

Ende Juni hat der Landkreis Fulda 97.416 Sozialversicherte, ein Zugang um 3,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019. Das sei eine gute Entwicklung. Im Verhältnis: In Hünfeld sind von 17 000 Einwohnern rund 6500 Menschen sozialversicherungspflichtig. Weitere 2000 Menschen kommen durch das hohe Aufkommen an Mitarbeitern im öffentlichen Dienst hinzu. (Von Alisa Kim Göbel)

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