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„Ich drück Dir das jetzt rein!“: Zeuge berichtet über Attacke mit Samurai-Schwert im Gallasiniring

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Von: Hartmut Zimmermann

Samurai-Ausstellung
Mit einem 1,30 Meter langen Samurai-Schwert dieser Art soll das Opfer den Angeklagten bedroht haben. Dieser habe daraufhin mit einer Dachlatte zugeschlagen. © picture-alliance/ dpa

Zahlreiche Zeugen, ein Beil, ein Samurai-Schwert, eine Dachlatte: Beim Prozess vor dem Landgericht Fulda, bei dem ein 37-Jähriger wegen versuchten Totschlags angeklagt ist, wurden am Freitag zahlreiche Details rund um die Tat beleuchtet.

Fulda - Dem Beschuldigten wird vorgeworfen, in einer Wohnung im Gallasiniring in Fulda in der Nacht zum 25. Januar dieses Jahres einen 38-Jährigen mit einer Dachlatte auf den Kopf geschlagen und lebensbedrohlich verletzt zu haben.

Vor der Tat hatten sich der Angeklagte und mehrere Bekannte in der Wohnung einer 50-Jährigen getroffen, die unmittelbar neben dem späteren Tatort liegt. Josef Richter, der Vorsitzende Richter, befragte die Wohnungsinhaberin zum Verlauf dieses Treffens, aber auch, um mehr zum Verhältnis zwischen dem Angeklagten und dem Opfer zu erfahren.

Der 38-Jährige, so die Frau auf Fragen von Verteidiger Theo Jahn, könne sehr aggressiv und provozierend sein, besonders wenn er getrunken habe. Und Alkohol floss reichlich in dieser Nacht - spätestens, als sich die Männer aus dem Bekanntenkreis in der Wohnung des späteren Opfers versammelten.

Fulda: Attacke mit Samurai-Schwert - Zeuge berichtet von Tatnacht

Einzelheiten schilderte ein 40-Jähriger, der mit dem Angeklagten und einem weiteren Bekannten nach dem Zusammensein bei der 50-Jährigen in die benachbarte Wohnung des späteren Opfers gewechselt war. Dort habe der 38-Jährige mit dem Angeklagten zwei Flaschen Wodka geleert. Dabei habe er immer wieder beleidigend über dessen türkische Herkunft und dessen Familie gesprochen.

Mit einem Mal habe der stark alkoholisierte 38-Jährige dann ein hinter ihm liegendes Schwert gepackt, aus der Scheide gezogen, es mit beiden Händen vor seinem Körper am Griff gepackt und die Spitze auf den Kehlkopf des Angeklagten gesetzt - begleitet mit der Drohung „Ich drück Dir das jetzt rein!“.

Der Angeklagte, der auf einem Sofa saß, habe sich nicht bewegt. Ein weiterer Bekannter habe die Situation entschärft, in dem er das Schwert gepackt und zur Seite gelegt habe. Danach habe er mit dem Angeklagten und dem dritten Mann die Wohnung des Opfers verlassen.

Doch als die beiden den Angeklagten auf dem Flur darauf hingewiesen hätten, dass er am Hals blute, sei dieser zurück in die Wohnung des Schwertbesitzers gegangen. Von dem Kampf, bei dem der 37-Jährige seinen Widersacher - vermutlich mit einer rund 80 Zentimeter langen Dachlatte - lebensbedrohlich verletzte, habe er lediglich ein Schlag-Geräusch mitbekommen, so der Zeuge. Nach ein, zwei Minuten sei der Angeklagte wieder im Flur gewesen und habe das Haus verlassen, ohne etwas zu sagen. Am Donnerstag hatte in dem Prozess bereits der Angeklagte ausgesagt.

Landgericht Fulda: Versuchter Totschlag - Mann verletzt Kontrahenten lebensbedrohlich mit Dachlatte
Vor dem Landgericht Fulda schilderten zahlreiche Zeugen ihre Sicht der Tat. © Hartmut Zimmermann

Das Gericht - Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban, Verteidiger Theo Jahn und die Gutachter - nutzten am Freitag die Gelegenheit, um sowohl die zur Tatwaffe gewordene Dachlatte als auch das 1,30 Meter lange Samurai-Schwert des Opfers und ein Beil, mit dem der 38-Jährige seinen Bekannten in der Tatnacht gedroht haben soll, ausgiebig in Augenschein zu nehmen.

Drei Polizeibeamte sowie ein Rettungssanitäter schilderten ihre Eindrücke von der Einsatz-Nacht. Die Polizei hatte bei dem Schwerverletzten einen Blutalkoholwert von 2,64 Promille ermittelt.

Eine Ärztin und ein Arzt aus dem Klinikum Fulda informierten das Gericht über die Erstversorgung und weitere Behandlung des Opfers im Klinikum Fulda. Weil die Gefahr einer lebensbedrohlichen Hirnblutung bestand, war der Mann zunächst auf die Wachstation der Neurologie verlegt worden. Er verließ das Klinikum vor Abschluss der Behandlung auf eigenen Wunsch.

Der Prozess wird am Freitag, 4. November, 9.30 Uhr, im Landgericht fortgesetzt. Dann soll auch das Opfer im Zeugenstand stehen. Bislang war der Mann trotz Vorladung nicht erschienen.

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