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Autobahn-Anschlussstelle Gersfeld: Mehr Chancen – oder mehr Risiken? Das sagen die Kommunen

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Von: Hartmut Zimmermann

Der Eichenzeller Ortsteil Rothemann ist vom Durchfahrtsverkehr belastet, könnte aber durch die Autobahn-Anschlussstelle entlastet werden.
Der Eichenzeller Ortsteil Rothemann ist vom Durchfahrtsverkehr belastet, könnte aber durch die Autobahn-Anschlussstelle entlastet werden. © Julia Hess

Die geplante „Anschlussstelle Gersfeld (Rhön)“ an der A 7 bei Döllbach wird kontrovers diskutiert: Von „überflüssig“ bis „ein Gewinn“ reichen die Bewertungen. Auch in den Anlieger-Kommunen ist die Resonanz nicht einheitlich.

Kreis Fulda - Im Rathaus von Ebersburg hat man die Thematik schon seit längerer Zeit im Blick. „Wir haben uns schon in den vergangenen zwei bis drei Jahren im Zuge des ,Verkehrsmodell Region Fulda‘ auch mit den Auswirkungen der geplanten Autobahnabfahrt befasst“, berichtet Bürgermeisterin Brigitte Kram (CDU).

Dabei habe man das aktuelle Verkehrsaufkommen als Basis genommen und Prognosen aufgrund der absehbaren Änderungen, wie der geplanten Autobahn-Anschlussstelle Gersfeld, aber auch des Gewerbegebiets bei Thalau zugrunde gelegt. Auch eventuell zu erwartende Verkehrsverlagerungen habe man in den Blick genommen. „Dieses Verkehrsmodell prognostiziert für die B 279 eine Zunahme des Verkehrs, aber nicht die teilweise thematisierte Vervielfachung“, so Kram.

Für die Ortsdurchfahrt Ried werde hier keine größere Verschlechterung und für die Ortsdurchfahrten Weyhers (L3307 und L3258) keine nennenswerte Entlastung erwartet. Dort sei weiterhin mit Verkehr aus der Rhön in Richtung A 66 und Industriegebiet Eichenzell zu rechnen. (Lesen Sie hier: Streit um A7-Ausfahrt Döllbach: Kritiker wollen Bürgerinitiative gründen)

Fulda: Autobahn-Anschlussstelle Gersfeld - Das sagen die Kommunen

Für Ebersburg sei wichtig, dass das Verkehrsmodell regelmäßig fortgeschrieben werde, betont die Bürgermeisterin. Die Daten mit denen anderer Kommunen in die Vorhersagen einzuspeisen, sei sinnvoll. Dies verbessere die Möglichkeiten der Einflussnahme zur Vertretung der Ebersburger Interessen.

Für das Gewerbegebiet bei Thalau bringe eine Anschlussstelle Gersfeld eine Anbindung, ohne dass eine Ortsdurchfahrt belastet werde, nennt Kram einen Vorteil. Ziel sei es außerdem, die Landesstraße vom Industriegebiet Eichenzell/Welkers über Rönshausen, Lütter, Ried und Schmalnau zur B 279 für den Schwerlastverkehr zu sperren, wenn dieser über die Autobahn geführt werden könne.

Während man in Ebersburg sehr konkret mit den Planungen umgeht, formuliert man im Rathaus von Eichenzell ausgesprochen distanziert und macht fast ein Fragezeichen hinter das Projekt: „Nach unseren Informationen wird zumindest kurzfristig noch kein Planfeststellungsverfahren für die Anschlussstelle in die Wege geleitet. Sofern das Projekt seitens des Bundes realisiert werden sollte, werden wir die Planungen konstruktiv begleiten, um das bestmögliche Ergebnis für unsere Gemeinde zu erreichen“, schreibt Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) auf Anfrage der Redaktion.

Es sei bekannt, dass manche Bürger sich Entlastungen erhofften und andere eine Mehrbelastung befürchteten, schreibt Rothmund, ohne das derzeit extrem von Durchfahrtsverkehr belastete Rothemann und das neuen Verkehr befürchtende Döllbach beim Namen zu nennen. „In diesem Sinne werden wir uns im Planungsprozess, so er denn gegebenenfalls im nächsten Jahr beginnt, verhalten“, schließt seine Stellungnahme eher unkonkret.

A7-Auffahrt bei Döllbach: Mehr Chancen – oder mehr Risiken?

„Die Stadt Gersfeld betrachtet die Planungen und Diskussion um die geplante Anschlussstelle Gersfeld mit großer Aufmerksamkeit“, unterstreicht Bürgermeister Dr. Steffen Korell. Als touristisch geprägter Heilklimatischer Kurort sei der Stadt dieses Thema wichtig.

Gersfeld habe großes Interesse daran, dass die Verkehrsbelastung auf der B 279, insbesondere durch den Schwerverkehr, die jetzt schon grenzwertig sei, nicht noch weiter zunimmt. „Ich habe lange und intensiv für eine nächtliche Geschwindigkeitsreduktion in den Ortslagen entlang der B 279 und Lärmsanierungsmaßnahmen gestritten und diese vor einiger Zeit endlich erreicht“, so Korell.

Das Projekt werde sehr differenziert und teilweise auch leidenschaftlich und ideologisch betrachtet. Es würden sowohl die Notwendigkeit und die Chancen, aber eben auch die Risiken und Belastungen für Mensch und Natur gesehen. Er wünsche sich, so der Bürgermeister, dass das Thema differenziert analysiert und faktenbasiert betrachtet werde.

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