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Erste Banken schließen nachts zu - Reaktion auf hohe Zahl an Automaten-Sprengungen

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Von: Volker Nies

Die Polizei hat den Tatort nach der Automatensprengung abgesperrt.
Kein Einzelfall: Genau vor einem Jahr kam es in den Kaiserwiesen in Fulda zu einer Geldautomaten-Sprengung. © Fuldamedia

Immer häufiger werden in der Region Geldautomaten gesprengt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Fälle fast verdoppelt. Jetzt reagieren einige Banken: Sie lassen die Türen zu den Automaten nachts geschlossen.

Fulda - Sie kommen meist im Schutz der Dunkelheit, richten hohe Schäden an und flüchten dann oft unerkannt. Woche für Woche wird irgendwo in Deutschland von Kriminellen in der Hoffnung auf schnelle Beute ein Geldautomat gesprengt. Meist sind Banden am Werk. Allein in den vergangenen Monaten wurden in zwei Zweigstellen in der Region Automaten gesprengt: im November 2021 in Neuhof und im Januar 2022 in der Sparkasse in Dipperz.

Im Dezember 2021 hat das Landgericht Gießen einen Mann für vier Jahre in Haft geschickt, der im Februar 2021 eine – gescheiterte – Sprengung in Lauterbach-Maar organisiert hatte. Wegen drei Sprengungen verurteilte das Landgericht Fulda Ende 2020 drei Männer zu Haftstrafen von sechs und sieben Jahren: Der Geldautomat in Hofaschenbach hatte der Explosion im Oktober 2017 standgehalten, aber es entstand ein Schaden von 50.000 Euro.

Fulda: Banken schließen jetzt nachts - Reaktion auf Automaten-Sprengungen

Bei der Sprengung eines Automaten in Uttrichshausen im Dezember 2017 hatten die Täter 260.000 Euro erbeutet. 50.000 Euro Schaden entstand im Februar 2018 bei einer Sprengung des Automaten in Hohenroda-Mansbach. Nach der Sprengung in Hofaschenbach waren die drei Täter in Hofbieber geblitzt worden. Bei einer Polizeikontrolle hatten Beamte im Auto einen Elektroschocker und eine Geldzählmaschine sichergestellt. Im Navi waren 32 Adressen von Banken eingespeichert.

Die Schäden am Gebäude sind oft enorm: Nach Sprengungen in den Kaiserwiesen im April 2021 und in Bronnzell im August 2019 wurden die Filialen nicht wieder geöffnet. Die Instandsetzung wäre zu teuer geworden. In Hessen wurden 2021 laut Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt 56 Geldautomaten gesprengt – fast doppelt so viel wie im Vorjahr. In 27 Fällen gelangten die Kriminellen an das Bargeld – insgesamt wurden 2,7 Millionen Euro gestohlen.

Der Schaden an den Häusern und Automaten war mit 2,6 Millionen Euro fast genauso hoch. „Es gibt regionale Täter oder Tätergruppen und überregionale, die meist aus den Niederlanden stammen und eigens für die Tat nach Deutschland einreisen“, teilt das Landeskriminalamt mit.

Einige Banken in der Region reagieren jetzt mit einer Reduzierung der Öffnungszeiten der SB-Bereiche. Als eine der ersten Banken wurde die Sparkasse Oberhessen tätig. Sie hält zwischen 0 Uhr und 5 Uhr den Zugang zu ihren SB-Bereichen an allen Standorten geschlossen. „Wir kommen damit der Empfehlung der Ermittlungsbehörden nach und wollen verhindern, dass Unbeteiligte oder Anwohner zu Schaden kommen. Auswirkungen auf unser Kundengeschäft erwarten wir nicht, da weniger als ein Prozent aller Abhebungen an den Automaten zwischen 0 Uhr und 5 Uhr erfolgt“, erläutert Sparkassensprecher Eric Zimdars.

Zahlreiche Sprengungen - Polizei empfiehlt Banken Schließung

Auch die Volksbank Lauterbach-Schlitz sperrt nun von 0 bis 5 Uhr den Zugang zu den Automaten. Die Raiffeisenbank im Fuldaer Land in Großenlüder lässt ihre Selbstbedienungsbereiche noch eine Stunde länger geschlossen: „Aufgrund der vermehrt vorkommenden Automatensprengungen sind unsere SB-Zonen in der Zeit von 23 Uhr bis 5 Uhr geschlossen“, sagt Sprecherin Alexandra Renz. Die Bank treffe weitere Sicherungsmaßnahmen, die sie nicht öffentlich mache.

Bei der VR Bank Fulda sind die Filialen von 23 Uhr bis 6 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen. In dieser Zeit sei die Nachfrage nach Bargeld sehr gering, sagt Thomas Heil, Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung. Eine Nachtschließung werde von der Kriminalpolizei und den Versicherungen empfohlen.

Die Bank war im November 2021 selbst Opfer einer Automatensprengung in der Filiale Neuhof. „Der Sachschaden ist immens hoch. Eine Aussage, wann unsere Filiale Neuhof wieder regulär geöffnet werden kann, können wir derzeit noch nicht treffen“, sagt Heil. „Beratungen finden allerdings wieder wie gewohnt in der Filiale Neuhof statt. Wir haben einen provisorischen SB-Bereich während der Renovierungsphase eingerichtet.“

Video: Lukratives Geschäft für Diebe - Wiederholte Geldautomat-Sprengung

Die VR Bank NordRhön in Hünfeld plant derzeit keine Nachtschließungen der Automatenbereiche in den Filialen, aber sie erhöhe die Sicherheitsmaßnahmen, sagt Sprecher Jörg Bachmann.

Die Kreissparkasse Schlüchtern lässt die Öffnungszeiten zunächst unverändert, schließt eine Änderung aber nicht aus. Vorstandschef Torsten Priemer verweist darauf, dass Automatensprenger in Schlüchtern keine Beute machen könnten, da bei einer Sprengung die Geldscheine eingefärbt werden. „Eine Sprengung macht für Verbrecher keinen Sinn in unseren Filialen“, sagt Priemer.

Die Sparkasse Fulda war selbst schon mehrfach betroffen. Nach den Worten von Sprecher Richard Hartwig beschäftigt auch sie sich deshalb schon länger mit zusätzlichen präventiven Maßnahmen. Mehr will er derzeit nicht sagen. Der Anteil nächtlicher Barabhebungen an Geldautomaten, – also von 23 bis 6 Uhr – bewege sich bei der Sparkasse im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

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