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Bauarbeiten am Löhertor schreiten voran: Finanzamt-Gebäude soll 2023 fertig sein

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Von: Andreas Ungermann

Die Bauarbeiten am Löhertor in Fulda schreiten voran.
Die Bauarbeiten am Löhertor in Fulda schreiten voran. © Andreas Ungermann

30 Jahre nach der Grundsteinlegung für das Behördenzentrum in der Königstraße erhält das Finanzamt Fulda bereits einen Neubau. Die Arbeiten am Löhertor verlaufen nach Plan, berichtet Dr. Ralph Knist, Mitglied der Geschäftsführung der Greve Bau- und Boden AG.

Fulda - Gut vier Jahre zieht sich der Unmut über das alte Finanzamt in der Königstraße in Fulda nun hin. Vor knapp einem Jahr wurde schließlich bekannt gegeben: Das Finanzamt erhält einen Neubau im Löhertor-Quartier, das ein Gesamtbauvolumen von 100 Millionen Euro umfasst. „Für die Dr. Helmut Greve Bau- und Boden AG ist das damit ein mittelgroßes Projekt“, erläutert Dr. Ralph Knist, Geschäftsführer der Dr. Helmut Greve Gesellschaft für Geschäfts- und Freizeitzentrum Fulda. Die Projektentwicklungsgesellschaft ist Bauträgerin.

Aktuell, so erläutert Knist, verliefen die Arbeiten, die im Mai dieses Jahres begonnen haben, im Plan. Von der Baugrube werde schon bald nichts mehr zu sehen sein. Aktuell werden die Kellerdecken gegossen, erläutert der Geschäftsführer und zeigt auf die noch sichtbaren Eisenstreben der Bewährung, zwischen die der Beton fließt. Noch bis zum Jahresende, so kündigt er an, wird ein deutlicher Baufortschritt erkennbar sein.

„Bis zum Jahresende werden die ersten beiden Geschosse im Rohbau stehen“, erläutert der Geschäftsführer. Fünf Stockwerke werden hier entstehen. Das Finanzamtsgebäude, dessen Grundstück im Vergleich zum RhönEnergie-Bau leicht abfällt, wird damit so hoch wie der viergeschossige Hauptsitz des Energieversorgers und des Hotels.

Fulda: Bauarbeiten am Löhertor im Plan - Finanzamt-Gebäude 2023 fertig

Wenngleich die Arbeiten aktuell noch im Zeitplan liegen, so sei das Bauen in den vergangenen 30 Jahren nicht einfacher geworden – mit der Corona-Pandemie schon gleich gar nicht. Zum Fachkräftemangel auf dem Bau sei ein weiteres Problem aufgetreten. „Professor Greve hat immer gesagt: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die größten Probleme bei Bauprojekten die Kapital- und die Rohstoffknappheit. Dass Letztere mit den Lieferkettenproblemen einmal zurückkehren würde, hätte vor drei Jahren auch noch niemand vermutet“, sagt Knist.

Die Baustellen erforderten damit eine ganz andere Planung und Begleitung als früher. „Wir versuchen mit erheblichem Vorlauf einen größeren Puffer an Material einzukaufen und hoffen, dass es dann pünktlich geliefert wird“, schildert er die Herausforderungen. Ein einfacher Austausch von Material funktioniere heutzutage nicht mehr, weil die Baustellen so individuell seien.

Als weitere Schwierigkeit benennt Knist die Verschiebung zwischen den Kosten für den reinen Bau und die Haustechnik. Immer komplexer werdende Vorgaben hätten etwa dazu geführt, dass sich die Haustechnikkosten seit 1990 bei derlei Projekten – sowohl in der Geschäfts- als auch in der Wohnbebauung – mehr als verdoppelt hätten.

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Neben dem künftigen Finanzamt, dessen Nutzfläche mit 10.000 Quadratmetern der des RhönEnergie-Gebäudes ähnelt, sollen auf der Fläche des einstigen Löhertor-Centers drei weitere Gebäude entstehen, in denen je nach Zuschnitt insgesamt 80 bis 100 Wohnungen entstehen. Der Bauantrag für das erste Wohngebäude wurde laut Knist Anfang September eingereicht. Die Stadt Fulda bestätigt den Antrag für eine fünfgeschossige Wohnbebauung samt Tiefgarage. Ab April soll das Wohnhaus am Brunnenplatz, parallel zur Löherstraße, errichtet werden.

Mit der Fertigstellung des Finanzamts rechnet Knist im ersten Quartal 2023, wenn weiterhin böse Überraschungen ausbleiben. Sukzessive könne der Bau der beiden Wohnhäuser entlang der Gerbergasse beginnen. „Wenn wir eine mittlere Bauzeit von 18 bis 20 Monaten für ein solches Projekt zugrunde legen, könnten die Wohnhäuser im dritten Quartal 2024 fertiggestellt sein“, rechnet Knist. Über jene Stichstraße soll die Erschließung und Zufahrt zur Tiefgarage erfolgen, die im Moment noch provisorisch am Rand der Baugrube eingerichtet ist.

Baustelle auch am Behördenzentrum in Fulda

Während das Finanzamt und das Löhertor-Quartier in etwas mehr als drei Jahren in der Entwicklung abgeschlossen sein sollen, wird andernorts in der Stadt weiter saniert und umgezogen: Eine strukturierte und komplexe Planung, die weit über die angedachte Sanierung der Putzschäden und Wasserleitungen hinausreicht, liegt inzwischen für das Behördenzentrum in der Königstraße vor, berichtet Landgerichtspräsident Dr. Jochen Müller.

Diese umfasst inzwischen eine vollständige Modernisierung sowie die komplette IT-Verkabelung im Hinblick auf die Einführung der elektronischen Akte. Hinzu kommen eine energetische Sanierung, die Schaffung eines zentralen Eingangs „Am Rosengarten“.

Die Staatsanwaltschaft soll – voraussichtlich ab Ende 2025 – dauerhaft im zweiten Obergeschoss des jetzigen Finanzamts untergebracht werden. Für die Amts- und Landgerichte einschließlich der sozialen Dienste der Justiz ist nach einer Interimsunterbringung im Finanzamt der Bezug des Gerichtsgebäudes für 2027 vorgesehen. Die Justiz rechnet für die Sanierung mit einem zweistelligen Millionenbetrag an Kosten.

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