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Bad Salzschlirfer Bürgermeister stinksauer: Viel Ärger mit Glasfaser-Baustellen

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Von: Volker Nies

Fulda: Beschwerden Glasfaser-Baustellen in Bad Salzschlirf
Bei der Verlegung von Glasfaser in Bad Salzschlirf kommt es wiederholt zu Beschwerden. © Sophie Brosch

„Bei Baustellen gibt es oft Ärger. Aber was wir hier an Mängeln sehen, ist unglaublich“, ärgert sich Bad Salzschlirfs Bürgermeister Matthias Kübel (CDU). Viele Bürger klagen über die Arbeiter, die gerade Glasfaser verlegen. Die Telekom als Auftraggeber hält die Kritik für überzogen.

Bad Salzschlirf - Vor ein paar Wochen waren viele Bad Salzschlirfer noch richtig stolz: Ihre Gemeinde gehört zu den ersten in den ländlichen Teilen des Landkreises Fulda, in denen die Deutsche Telekom Glasfaser bis an jedes Grundstück legt. Doch die Freude ist bei vielen Bürgern mittlerweile in Ärger umgeschlagen: Denn die Bauarbeiten sind an vielen Stellen aus dem Ruder gelaufen.

Fulda: Ärger an Baustellen in Bad Salzschlirf - Telekom weist Kritik zurück

„Die Arbeiten der Deutschen Telekom im Ortsgebiet führen fast jeden Tag zu Beschwerden in unserem Rathaus. Die Zahl und die Qualität der Beschwerden sind ungewöhnlich“, sagt Kübel. Der Bürgermeister nennt Beispiele von Beschwerden: „Es werden defekte Pflastersteine eingebaut, offene Gehwegbereiche werden nicht verschlossen. Leitungsgräben werden unabgesprochen vor den Hausanwesen gezogen, so dass die Bürger wahlweise ihr Fahrzeug nicht vom Grundstück weg bewegen können oder es anfahren können, Baustoffcontainer werden unabgesprochen auf privaten Parkplätzen abgestellt, Privatgrundstücke werden ungefragt betreten, um Wasser und Strom zu entnehmen.

Das ist noch nicht alles: „Die Baukolonnen sind für das gemeindliche Bauamt nicht ansprechbar, da niemand Deutsch spricht und der Vorarbeiter wahlweise im Ort per Auto gesucht werden muss oder gar nicht erst vor Ort ist“, klagt Kübel. Eine Treppe sei mit einem Kettenbagger befahren worden, so dass die Stufen zerbrechen. Hier sei nicht mehr von „Versehen“ sondern eher von strafrechtlicher Relevanz zu sprechen.

Eine Rüttelplatte sei auf den Bordsteinen so eingesetzt worden, sodass diese zerbrechen, und eine Rüttelplatte sei trotz sichtbaren Austritts von Hydraulikmittel so eingesetzt, so dass sie eine lange Spur zog und die Feuerwehr die austretenden Betriebsstoffe binden musste. Für Kübel kommt hinzu, dass die Bürger sich nicht nur ärgern, sondern auch von der Gemeinde verlangen, dass sie bei der Telekom ein deutlich Machtwort spricht. „Mehr als um eine ordentliche Abwicklung bitten, können wir aber nicht“, sagt Kübel. (Lesen Sie auch: Baustellenbegehung in Bad Salzschlirf: Gemeinde bereitet sich auf Starkregen vor)

Fulda: Beschwerden Glasfaser-Baustellen Bad Salzschlirf
„Die Zahl und die Qualität der Beschwerden sind ungewöhnlich“, sagt Bürgermeister Matthias Kübel (CDU). © Sophie Brosch

„Wir sind verwundert über die Kritik und können sie nicht nachvollziehen. Viele Kritikpunkte entsprechen aus unserer Sicht überhaupt nicht der Realität. Sie stimmen schlicht nicht“, sagt Telekom-Sprecher George McKinney. „Einschränkungen durch Bauarbeiten gibt es immer. Aber aus Bad Salzschlirf kommt keine Beschwerde-Welle. Im Gegenteil: Einige Bürger freuen sich so über ihren Glasfaseranschluss, dass sie den Bauarbeitern Kaffee und Süßigkeiten bringen.“

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Da, wo durch die Bauarbeiten tatsächlich etwas kaputt gehe, werde das durch die Telekom oder deren Versicherung ersetzt. Allerdings müsse man auch sehen, dass 95 Prozent der Bordsteine schon vor Beginn der Bauarbeiten defekt gewesen seien. Der Telekom-Sprecher sagt, er staune, dass es Kritik gebe, wenn das Glasfasernetz nicht ausgebaut werde; dass es aber dann, wenn es ausgebaut werde, ebenfalls Kritik gebe – nämlich an den Bauarbeiten, um das Glasfaser zu verlegen.

Die Arbeit in sensiblen Bereichen wie der Linden- und der Bahnhofstraße steht noch bevor. Die Baumaßnahme soll erst Ende 2023 enden.

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