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Bauzinsen steigen massiv: Für viele droht der Traum vom Eigenheim zu platzen

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Von: Daniela Petersen, Bernd Loskant

Für manchen dürfte mit den steigenden Bauzinsen der Traum vom Eigenheim platzen.
Für manchen dürfte mit den steigenden Bauzinsen der Traum vom Eigenheim platzen. © Julian Stratenschulte/dpa

Häuslebauer, die noch kein Darlehen in der Tasche haben, müssen womöglich ihre Finanzplanung nochmal neu angehen: Die Zinsen sind in den vergangenen Wochen sprunghaft gestiegen. 

Fulda - Holger B. will für sich und seine Familie ein Häuschen in der Rhön kaufen. Als er sich im Januar bei seiner Hausbank nach den aktuellen Zinskonditionen erkundigte, bot man ihm einen Zinssatz von etwas über einem Prozent an. Als es nun ernst wurde und zum Vertragsabschluss kommen sollte, traute B. seinen Augen nicht: Der Zinssatz, den ihm seine Bank nun anbietet, liegt bei mehr als 2,5 Prozent – die Kosten für den Kredit haben sich also mehr als verdoppelt.

Fulda: Bauzinsen steigen massiv - Traum vom Eigenheim platzt für viele

So wie B. geht es derzeit vielen, die ein Haus bauen oder einen Wohnung kaufen wollen. Die Notenbanken verabschieden sich derzeit von der Politik des billigen Geldes – das führt dazu, dass die Zinsen auch für Immobilienkredite steigen, die sich an den langfristigen Zinsen des Kapitalmarktes orientieren. Experten gehen davon aus, dass die Bauzinsen in den nächsten Monaten weiter steigen – bei manchem Angebot steht schon eine 3 vor dem Komma.

Für manchen dürfte damit der Traum vom Eigenheim platzen, denn die Kosten steigen deutlich an. Ein Beispiel: Für ein 300.000-Euro-Darlehen werden bei einem Zins von 1 Prozent und 3 Prozent Tilgung jeden Monat 1000 Euro fällig. Bis zur vollständigen Tilgung kostet das Darlehen damit 45.363 Euro an Zinsen. Steigen die Zinsen bei gleicher Tilgung auf 4 Prozent, müssen monatlich 1750 Euro bezahlt werden – damit wird die Immobilie für viele dann plötzlich unerschwinglich. In der Summe müssen dann bis zum Ablauf sogar 145.573 Euro Zinsen bezahlt werden. (Lesen Sie auch: Ein Quadratmeter im Kreis Fulda ist fünfmal teurer als vor 40 Jahren)

Für viele ein unüberschaubares Risiko, zumal es wegen des Ukraine-Kriegs und der weltweiten Störungen der Lieferketten auch bei Baumaterialien zu massiven Preiserhöhungen gekommen ist. Im Moment mangelt es so ziemlich an allem, was man für einen Neubau braucht: Materialien sind nicht vorhanden oder astronomisch teuer, Facharbeiter knapp – und jetzt auch noch die steigenden Bauzinsen. Dazu kommen unklare Klimavorgaben, Förderchaos und bürokratische Hemmnisse, klagt die Branche. „Es gibt eine große Bauzurückhaltung“, fasst Michael Schick vom Immobilienverband Deutschland (IVD) zusammen.

Aber nicht nur die sind betroffen, die gerade eine Immobilie erwerben oder bauen wollen. Auch wer eine Anschlussfinanzierung benötigt, weil die Zinsbindung ausläuft, könnte angesichts der steigenden Zinsen Probleme bekommen, seinen Finanzierungsplan aufrechtzuerhalten. (Lesen Sie auch: Hessen: Neue Grundsteuer - Land will Immobilien-Eigentümer unterstützen)

Video: Experten sicher - Ende des Immobilien-Booms

Einen Anstieg der Bauzinsen hatten viele Experten erwartet, aber nicht so schnell. Gründe sind die hochschießende Inflation und das allgemein steigende Zinsniveau an den Kapitalmärkten. Im April lag die Rendite deutscher Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bei durchschnittlich etwa 0,79 Prozent. Verglichen mit dem Februar des Vorjahres ist dies ein Anstieg um rund 380 Prozent. An Bundesanleihen orientieren sich die Bauzinsen.

Statement der Sparkasse Fulda

Die Sparkasse Fulda bot ihren Kunden bei zehnjähriger Zinsfestschreibung Anfang Januar noch Immobilien-Darlehen für etwa 1 Prozent pro Jahr an. „Mittlerweile liegen wir bei circa 2,5 Prozent pro Jahr. Das ist eine Veränderung, die wir am Kapitalmarkt in dieser Geschwindigkeit selten erlebt haben“, erklärt Pressesprecher Richard Hartwig. Das heißt: Bei einer Finanzierungssumme von 400.000 Euro bedeutet ein Zinsanstieg von 1 Prozent auf 2,5 Prozent eine jährliche Mehrbelastung von 6000 Euro, das sind monatlich 500 Euro mehr.

Ob die Bauzinsen weiter steigen, vermag Hartwig nicht zu sagen: „Das wird davon abhängen, wie sich die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten entwickeln, und auch davon, wie schnell und mutig die Europäische Zentralbank ihren bisher nur angedeuteten Kurswechsel vollzieht. Möglicherweise wird es in den nächsten Wochen und Monaten die stärkeren Veränderungen eher bei den kurzfristigen Zinsen geben.“

Weitere Statements von Banken aus der Region lesen Sie in der Freitagausgabe der Fuldaer Zeitung sowie im E-Paper.

„Der Anstieg der Bauzinsen wird den Trend, dass sich nicht mehr jeder Bauwillige eine Finanzierung leisten kann, verstärken“, sagt Ditmar Rompf, Vorstandschef beim Baufinanzierer Hüttig & Rompf. Schon ein geringer Anstieg des Zinsniveaus könne die monatliche Belastung deutlich erhöhen. „Das kann für einige Haushalte zu viel sein, wenn bei der Baufinanzierung zu knapp kalkuliert wurde.“

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