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35.000 Erdbeerplanzen auf jedem Hektar, 100 Erntehelfer - Hochbetrieb bei Bauer Würfl

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Bei Bauer Würfl gibt es 2022 das erste Mal Erdbeeren aus geschütztem Anbau.
Bei Bauer Würfl gibt es 2022 das erste Mal Erdbeeren aus geschütztem Anbau. © Nico Hagemann

Ein Dutzend Menschen pflücken an einem sonnigen Vormittag auf einem Feld in Gründau Erdbeeren. Ein Paradies in Grün und Rot, nicht nur für Kinder. 

Fulda - Auch viele ältere Menschen laufen gebückt durch die Reihen und sammeln ihren Vorrat für Kuchen, Nachtische und Marmeladen. „Für uns als lokalen Versorger ist der Geschmack das Wichtigste“, sagt Sebastian Würfl, der Inhaber des landwirtschaftlichen Unternehmens. „Denn nur wenn der Geschmack passt, kommen die Leute zu uns.“ In Fulda haben die Felder noch nicht geöffnet, dafür einige Verkaufsstände.

Fulda: Bei Sebastian Würfl gibt es 2022 Erdbeeren aus geschütztem Anbau

Sebastian Würfl sitzt in seinem Auto und begutachtet die Erdbeerfelder rund um den Hofladen in Gründau-Lieblos im Main-Kinzig-Kreis. „Auf der rechten Seite haben wir gerade erst neue Erdbeeren angepflanzt“, erklärt er. Einzelne Blätter der jungen Pflanzen ragen aus den weißen Kunststoffbahnen heraus, die auf den Erdwällen ausgelegt sind. „Das sind etwa 35.000 Erdbeerpflanzen auf einem Hektar, alles in Handarbeit gepflanzt.“

Bereits jetzt werden die ersten Felder auf die nächste Saison vorbereitet. Bis August ist im herkömmlichen Verfahren die Pflanzzeit für Erdbeeren. Einige Felder würden im April und Mai auch mit tiefgefrorenen Pflanzen bestückt. (Lesen Sie hier: Eichenzell feiert nach zwei Jahren Pause wieder Weckfresserfest)

Sebastian und Sonja Würfl in Gründau Lieblos.
Sebastian und Sonja Würfl in Gründau Lieblos. © Nico Hagemann

Ein paar hundert Meter weiter sind die Erdbeeren schon reif. Eine circa drei Meter hohe Konstruktion aus Metall und Kunststoff überspannt das Feld. Laut dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen stammt im Durchschnitt jede dritte hessische Erdbeere aus dem geschützten Anbau im Folientunnel. Bei Bauer Würfl ist es nur einer von insgesamt gut 50 Hektar.

Die Tunnelerdbeeren werden bereits seit Anfang Mai geerntet. Neben der früheren Ernte bietet der geschützte Anbau Schutz vor Frost. „Den Folientunnel haben wir dieses Jahr zum ersten Mal. Bei Kälte werden die Zelte komplett geschlossen“, erklärt der Landwirt. Derzeit sind die Tunnel witterungsbedingt offen.

Die Erdbeeren lagern maximal einen Tag im Kühlraum.
Die Erdbeeren lagern maximal einen Tag im Kühlraum. © Nico Hagemann

Im Vergleich zu herkömmlichen Feldern sei diese Anbauform sehr arbeitsintensiv, vor allem durch Auf- und Abbau der Zelte. Da die Erdbeerblüten trotz geschlossener Zelte zu bestäuben seien, befinde sich in jedem Zelt ein Hummelvolk, das sein Nest in einem Karton gebaut hat. Von Hagel, Frost oder Schädlingen sind die Früchte bislang verschont geblieben, so Würfl.

Zurzeit arbeiten etwa 100 Erntehelfer für ihn, überwiegend aus Rumänien. „Die meisten arbeiten schon seit vielen Jahren bei uns. Es ist wichtig, dass ein paar von ihnen die Arbeit und die Abläufe in unserem Betrieb kennen. Wir versuchen, ein Umfeld zu schaffen, in das die Leute gern wiederkommen.“

Für die Dauer ihres Arbeitseinsatzes sind die Helfer in einem Anbau der Lagerhalle in Lieblos untergebracht. Wenn sich in der Hochsaison die Ernte von Spargel und Erdbeeren überschneidet, werden zusätzlich Container aufgestellt. Selbstpflückfelder von Würfl gibt es von Fulda bis in den Taunus.

Im Kühlraum der Lagerhalle, die nur einen Steinwurf vom Hofladen entfernt steht, werden die Erdbeeren maximal einen Tag deponiert, wenn sie nicht direkt an einen der Verkaufsstände geliefert werden. „Wir achten bei unseren Sorten vor allem auf den Geschmack. Das hat zur Folge, dass die Erdbeeren nicht so lange haltbar sind, wie die im Supermarkt“, erläutert Würfl.

Video: 6 Tipps: Daran erkennen Sie frische Erdbeeren

Zum aktuellen Geschehen merkt Würfl an: „Wir merken natürlich auch den Ukrainekrieg und die allgemeine Preissteigerung. Zum einen beim Diesel, zum anderen bei Dünger. Da haben sich die Preise verdreifacht.“ Die Erzeuger für das Saatgut säßen in Deutschland und Holland, weshalb keine Knappheit zu befürchten sei. Zwar seien auch einige Vorprodukte im Preis gestiegen, doch seine Preise bewegten sich auf Vorjahresniveau: „Die Erdbeeren werden nicht teurer.“

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