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Neuordnung an den Berufsschulen: Metaller nach Fulda, Tischler nach Hünfeld

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Von: Sabrina Mehler

Schüler vor der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld
Die Konrad-Zuse-Schule wird künftig Tischler und Holzmechaniker unterrichten. © Hartmut Zimmermann

Es ist ein Erfolgsmodell, aber es wankt: Weil immer weniger junge Menschen eine duale Ausbildung anstreben, müssen in ganz Hessen die Standorte der Berufsschulen neu ausgerichtet werden. Nun steht endgültig fest, welche Schulen in der Region Azubis hinzugewinnen – oder abgeben müssen. 

Fulda - Die Gründe für die neue Struktur sind der demografische Wandel einerseits und die zunehmende Neigung junger Menschen zu studieren andererseits. Beides macht der dualen Ausbildung zu schaffen: Die Schülerzahlen sinken, die Klassen werden immer kleiner. Obendrein hatten sich im Landkreis Fulda in der Vergangenheit Doppelstrukturen gebildet: Gleiche Ausbildungsberufe wurden sowohl an Fuldaer Berufsschulen als auch an der Berufsschule in Hünfeld unterrichtet.

Fulda: Neuordnung an Berufsschulen im Kreis - das ändert sich 

Dieser Luxus-Situation soll nun ein Ende bereitet werden. Die beiden Schulträger, also Stadt und Landkreis Fulda, sowie die betroffenen Schulen, das Staatliche Schulamt, Industrie- und Handelskammer (IHK) und Kreishandwerkerschaft haben in den vergangenen Jahren intensiv darum gerungen, wer welche Fachklassen behalten darf.

Insbesondere ging es um die Azubis in den Bereichen Metall und Holz: Künftig wird ab kommendem Schuljahr für die Metallberufe ausschließlich die Fuldaer Ferdinand-Braun-Schule zuständig sein und für die Tischler sowie Holzmechaniker die Konrad-Zuse-Schule. Um einen dadurch entstehenden Schülerverlust für die Hünfelder Schule auszugleichen, rückten in der Folge während der Verhandlungen die Informatiker in den Blickpunkt. Die Zuse-Schule unterrichtet ab August des nächsten Jahres nicht nur die kaufmännischen IT-Berufe von der Richard-Müller-Schule, sondern zusätzlich auch eine neue Fachklasse für Informatiker der Fachrichtung Systemintegration, deren Ausbildungsbetrieb im Landkreis liegt. An der Ferdinand-Braun-Schule verbleiben jene Systemintegratoren, die ihre Ausbildung in einem Unternehmen in der Stadt Fulda absolvieren.

Die Änderungen

Die Vereinbarung zwischen Stadt Fulda und Landkreis Fulda sieht insbesondere folgende Änderungen vor:

• Die Metallberufe werden von der Konrad-Zuse-Schule an die Ferdinand-Braun-Schule verlagert (zum 1. August 2022)

• Die Berufe Tischler/Holzmechaniker werden von der Ferdinand-Braun-Schule an die Konrad-Zuse-Schule verlagert (zum 1. August 2022)

• Die Industriekaufleute wechseln von der Konrad-Zuse-Schule an die Richard-Müller-Schule (zum 1. August 2023)

• Im Bereich Fachinformatik/Systemintegration wird die Konrad-Zuse-Schule Berufsschule für alle Ausbildungsbetriebe, die im Landkreis ansässig sind. Die Ferdinand-Braun-Schule bleibt Berufsschule für Betriebe mit Standort in der Stadt Fulda (zum 1. August 2023)

• Die kaufmännischen IT-Berufe wandern von der Richard-Müller-Schule an die Konrad-Zuse-Schule (zum 1. August 2023)

Die Ergebnisse der Verhandlungen hatte jüngst der Fuldaer Bürgermeister und Schuldezernent Dag Wehner (CDU) im Schulausschuss vorgestellt. Er zeigte sich zufrieden, zumal sich alle Beteiligten einig seien, dass der gleiche Unterricht an zwei Standorten im Kreis keinen Sinn mache. Es sei nun ein Kompromiss gefunden worden, „bei dem zwar nicht zu 100 Prozent alle Wünsche der Schulen erfüllt wurden, der aber trotzdem für alle tragfähig ist“. Wichtiges Signal sei: „Keine der Schulen ist in ihrer Existenz gefährdet.“

Auch das Staatliche Schulamt hält die Planungen für „absolut zielführend“, sagt dessen Leiterin Marion VanCuylenburg. Bei der Gesamtzahl aller Ausbildungsberufe – insgesamt 326 Berufe mit knapp 600 Fachrichtungen – sei es gar nicht möglich, dass an jeder Berufsschule jeder Beruf angeboten werden kann. Schließlich gehöre zum Fachunterricht auch Unterricht in einer Werkstatt: „Hier entstand über die Jahre Modernisierungsbedarf, der an der Ferdinand-Braun-Schule durch den Neubau der Metallwerkstatt mit dem Automatisierungszentrum gedeckt wurde. Gleichzeitig wären an der Konrad-Zuse-Schule ebenfalls Investitionen in den Metallbereich erforderlich gewesen.“ (Lesen Sie hier: Defizite durch Corona? So läuft die Ausbildung in Gastronomie und Hotellerie in Fulda)

Diese Doppelinvestitionen seien nicht zu rechtfertigen gewesen – zumal beide Schulen nur 16 Kilometer auseinander liegen und gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen seien. Betroffen von den Änderungen sind laut VanCuylenburg jeweils rund 200 Schüler an der Ferdinand-Braun-Schule und Konrad-Zuse-Schule sowie rund 50 Auszubildende an Richard-Müller- und Eduard-Stieler-Schule.

Schulamt Fulda lobt Planungen für Berufsschulen

Berufsschulen, die mit sinkenden Schülerzahlen zu kämpfen haben, sind indes kein ausschließlich regionales Phänomen, sondern hessenweit ein Problem. Daher führt das Land Hessen aktuell das Projekt „Zukunftsfähige Berufsschule“ durch. Mit sogenannten Kompetenzzentren soll die Berufslandschaft auf komplett neue Füße gestellt werden: Auszubildende sollen möglichst gebündelt unterrichtet werden; für bestimmte Ausbildungszweige soll es künftig regional zuständige Berufsschulen geben. Die Neuorganisation im Landkreis kommt dem entgegen.

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