Laut Friedmann und Liggins werden diese Formate aktuell am häufigsten nachgefragt. An den sogenannten Pop-Up-Stores – also größeren Flächen, auf denen regionale Anbieter selbst präsent sein müssen – sei das Interesse geringer. „Da trauen sich weniger Leute dran, weil sie sich mehr Gedanken um die Gestaltung und Investitionen machen müssen“, sagen die Ideengeber. Dennoch reiche die Nachfrage aus, um den vorderen Bereich des abgetrennten Bereichs zu bespielen – voraussichtlich in zwei Wochen, Anfang März.
Die Flächen für Karls Kiste und Kollektiv machen circa ein Viertel der aktuell 725 Quadratmeter Nutzfläche aus. „Das lässt sich aber nicht direkt in Relation zu den Pop-Up-Stores setzen, die einfach mehr Raum in Anspruch nehmen“, erläutert Friedmann. Nicht ganz eine Hand voll Vermietungen für die größeren temporären Verkaufsflächen verzeichnen die Mainzer im „Karl“ bislang. Zwei bis drei Dutzend ernsthafte Kandidaten seien es für Kiste und Kollektiv zusammen.
Insgesamt habe die beiden im Dezember eine „regelrechte Anfragenflut“ erreicht. Diese in der siebenköpfigen Agentur abzuarbeiten, habe viel Arbeitskraft gekostet – das Herausfiltern konkreter Interessen ebenfalls. Und über Weihnachten sei das Geschäft etwas langsamer gelaufen, kontern Friedmann und Liggins Kritik, Anfragen seien ihrerseits nicht oder unzureichend beantwortet worden. „Inzwischen seien die vielversprechenden Anfragen abgearbeitet“, betont Liggins.
Friedmann ergänzt: Bei Hier & Jetzt sei man zudem nicht untätig gewesen. Seit Vorstellung des Konzepts Mitte Dezember sei der Umbau erfolgt. Die Räume wurden mit WLAN für die Kassensysteme ausgestattet. Auch daran, die Flächen im Kerber mit Leben zu füllen, sei gearbeitet worden: Die Agenturchefs stellen eine Modenschau mit einem Berliner Partner und Kulturveranstaltungen in Aussicht. Und mit der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) mussten schließlich viele Absprachen getroffen werden. „Das Projekt hat in der Tat einigen Vorlauf benötigt, so ging es unter anderem um Fragen des Brandschutzes“, bestätigt Petra Hohmann-Balzer von der SEG.
Wie Friedmann und Liggins selbst ist sie gespannt, wie sich das Konzept-Kaufhaus entwickelt. „Wir probieren hier Dinge aus, die uns auch Signale für die künftige Stadtentwicklung geben können“, kündigt Hohmann-Balzer an. Das Experiment „Karl“ soll, nachdem eine Eröffnung zunächst für Januar anvisiert war, in zwei Wochen beginnen. „Bis dahin laufen die finalen Arbeiten. Außerdem sind wir noch mit der Personalakquise befasst.“
Beim bisherigen Sortiment bleibt die Auskunft der Mainzer noch vage: Von einer Destillerie sprechen sie. Schmuck, Kleidung und Green Food sollen ebenfalls im Portfolio sein. „Wir haben auch eine Anfrage von einem Bauernhof, der sehen möchte, ob es für ihn interessant ist, in der Stadt vertreten zu sein“, berichten Friedmann und Liggins. Sehen die beiden Konkurrenz darin, dass bereits regionale Verkaufsflächen in der Stadt vertreten sind? „Nein“, sagen sie, „weil wir ein flexibles Modell anbieten, bei dem sich Erzeuger, Handwerker und ähnliches ausprobieren können.“