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900 freie Plätze zum Ausbildungsstart - Betriebe befürchten Fachkräftemangel

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Von: Jasmin Herzberg

Die Ausbildung zum Mechatroniker oder zur Mechatronikerin ist in Deutschland gut bezahlt.
Die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker ist in der Region vor allem bei jungen Männern gut nachgefragt. (Symbolbild) © Waltraud Grubitzsch / dpa

Hunderte Plätze blieben zum Ausbildungsstart Anfang des Monats unbesetzt. Gleichzeitig suchen auch noch mehr als 200 junge Menschen nach einer passenden Stelle. Das sind zwar mehr als 2021, dennoch befürchten viele Betriebe einen Fachkräftemangel.

Fulda - „Rund 900 Ausbildungsstellen waren zum Ausbildungsstart frei“, berichtet Horst Kramer, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. Die Zahl ist hoch, aber die Situation am Ausbildungsmarkt sei mit dem Trend der vergangenen Jahre vergleichbar, in denen ähnlich viele Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten.

Fulda: 900 Ausbildungsplätze frei - Betriebe fürchten Fachkräftemangel

Dennoch sieht Kramer eine leicht positive Tendenz: „Erfreulicherweise streben etwas mehr junge Menschen als im Jahr 2021 eine Ausbildung an.“ Seit Oktober vergangenen Jahres hatten sich 1094 junge Menschen aus der Region Fulda meist erfolgreich bei der Berufsberatung gemeldet, die sich für eine betriebliche Ausbildung interessierten.

Die Arbeitsagentur vermeldet 160 junge Menschen, die keine Stelle gefunden haben. „Rechnet man den Landkreis Hersfeld-Rotenburg hinzu, so stehen den Unternehmen und Betrieben für den Ausbildungsbeginn in diesem Jahr circa 250 junge Frauen und Männer für eine Ausbildung zur Verfügung“, sagt Kramer.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda vermeldet Ähnliches. Für das Ausbildungsjahr 2022/2023 wurden 823 neue Ausbildungsverträge gezählt. „Damit bewegen sich die Ausbildungsbetriebe auf dem Niveau des Vorjahres“, sagt Armin Gerbeth, Abteilungsleiter der Aus- und Weiterbildung bei der IHK Fulda.

Die freien Plätze zu besetzten, sei mit Blick auf den Fachkräftemangel von zentraler Bedeutung, betont Gerbeth. „Die Auszubildenden, die wir jetzt nicht bekommen, werden in drei bis vier Jahren als Fachkräfte fehlen“, unterstützt Gabriele Leipold, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Fulda, die Aussage von Gerbeth.

Für Manuela Baumbach, Teamleiterin der Personalabteilung bei der Gersfelder Metallwaren GmbH sei unverständlich, dass – wie schon in den Vorjahren – die Ausbildungsplätze in der Firma nicht besetzt werden konnten. (Lesen Sie hier: Abiturnoten im Kreis Fulda sind besser als je zuvor - Experten warnen vor „Einser-Inflation“)

Video: Zu wenig Ausbildungsplätze? Jugendliche haben Zukunftsangst

„Die im Unternehmen angebotene Ausbildung zum Packmitteltechnologen ist relativ unbekannt“, erklärt beispielsweise Astrid Vollmer, Leiterin der Personalabteilung bei DS Packaging, die schlechte Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Das sei unter anderem auch auf fehlende Bildungsmessen zurückzuführen.

Kaufmännische Berufe im Büromanagement, im Einzelhandel und in der Industrie- und Automobilbranche seien ganz oben bei den Top-Ten-Berufswünschen der jungen Leute.

„Während bei jungen Frauen eine Ausbildung zur medizinischen oder zahnmedizinischen Fachangestellten sowie in der öffentlichen Verwaltung nachgefragt ist, begeistern sich junge Männer für Kfz-Mechatronik oder Industriemechanik“, berichtet Kramer. Verhalten sei die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in der Pflege sowie im Bereich der Gastronomie und Hotellerie.

Horst Kramer blickt dennoch positiv in die Zukunft: „Wir gehen davon aus, dass – wie in den vergangenen Jahren – bis Ende September nahezu alle Ausbildungsinteressierten einen Platz finden werden.“

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