Besonders ihr Einsatz als Wahlbeobachterin in Amerika sei ihr in Erinnerung geblieben. „Wir waren noch auf der letzten Rallye, der letzten Wahlveranstaltung der Demokraten in Philadelphia. Das ist unsere Schwesterpartei. Und dann mussten wir später erleben, dass Donald Trump gewählt wurde. Das war ein echter Schock, keiner dachte, dass das passieren kann. Und das Wetter in Washington war bezeichnend neblig und grau“, erinnert sich die Sozialdemokratin, die auch Vorsitzende des Unterbezirks ist.
Die Büchenbergerin erinnert sich noch an eine weitere Episode: Eine Reise mit dem damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck nach Irland, weil sie das Land kennt. „Im Flugzeug hat er dann zu mir gesagt: ,Ich weiß nichts über Irland.‘ Sie haben jetzt eineinhalb Stunden Zeit, mich zu briefen“, erzählt Kömpel.
In einer Serie zur Bundestagswahl 2021 stellt die Redaktion die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten im Wahlkreis Fulda (174) vor. Heute: Birgit Kömpel. In Teil eins ist Michael Brand (CDU) porträtiert worden.
Die Liebe zu Irland rührt aus ihrer Zeit in London Anfang der 1990er Jahre. Nachdem sie in Uttrichshausen bei Rensch Haus arbeitete, eine kaufmännische Ausbildung absolvierte und in Frankfurt in einem Hotel gearbeitet hatte , zog es sie nach London, wo sie eine Ausbildung, vergleichbar zur Personalfachwirtin, absolvierte. In der WG lebte sie mit einer Irin zusammen, die sie wochenends mit auf die grüne Insel nahm und zu der Kömpel nach wie vor die Verbindung hält. Einmal im Jahr versuche sie – gern zum St. Patricks Day – nach Irland zu kommen.
Auch wenn ihre politische Farbe rot ist, so hat Kömpel offenbar doch auch einen Hang zu grün. Neben der Liebe zu Irland ist die Arbeit im Garten ihre Leidenschaft. Vor allem die englischen Duftrosen, die auf ihrem Grundstück in Büchenberg blühen, von wo aus sie den Blick über ihren Heimatort und bis in die Rhön hinein genießt. „Zum Entspannen muss ich etwas mit den Händen machen“, sagt sie über die Gartenarbeit. Und aus den Rosen lasse sich zudem eine leckere Marmelade kochen, verrät die 53-Jährige.
Aktuell arbeitet sie als Personalerin für ein großes Verkehrsunternehmen und rekrutiert Fachkräfte. Dass ihr die Verkehrspolitik deshalb ebenso am Herzen liegt wie der Tourismus, den sie aus ihrer Zeit in der Hotelbranche kennt, ist somit kaum verwunderlich. (Lesen Sie hier: Birgit Kömpel mit klarer Mehrheit als SPD-Direktkandidatin nominiert)
Als wichtigste Aufgabe neben der Bewältigung des Klimawandels sieht die zweifache Mutter allerdings an, für einen gerechten Arbeitsmarkt zu kämpfen. „Es kann schlicht und ergreifend nicht sein, dass Anfang-50-Jährige auf dem Arbeitsmarkt einen schweren Stand haben.“
Das sei ihr als Personalerin bewusst, sagt Kömpel, und nennt ein Beispiel aus ihrer London-Zeit: Zu Beginn des zweiten Golfkriegs in den 1990er Jahren habe sie Knall auf Fall 300 Menschen entlassen müssen. „Das bleibt nicht in der Kleidung stecken. Das hat mich schon mitgenommen“, blickt die Büchenbergerin zurück, die bei aller Faszination der Großstadt – egal ob Frankfurt, London, Berlin – das Landleben schätzt. Gerne sei sie deshalb in die Heimat zurückgekehrt, wo die Kinder ungestört aufwachsen können, aber die Nähe zu Fulda oder auch zum Rhein-Main-Gebiet gegeben ist.
Vielleicht, so überlegt Kömpel, bei einem Latte Macchiato und einer Zigarette, die freilich in einem roten SPD-Aschenbecher mit Helmut-Schmitt-Konterfei abgeascht wird, hat sie das geprägt. Bei aller notwendigen Diplomatie und jedem wichtigen Dialog in der Politik müsse man manchmal einfach handeln, statt Themen zu zerreden, sagt sie. „Da mag ich Menschen, die Macher sind und pragmatisch denken. Ich mag Ecken, Kanten und Charakter, auch wenn das manchmal unbequem ist“, sagt sie. Und wahrscheinlich habe sie eben deshalb auch ihren Slogan, „Machen“, gewählt. Das will sie in der nächsten Legislaturperiode in Berlin tun.
Aktuell ist sie zuversichtlich, dass das klappt. „Aber wir bleiben auf dem Teppich und sehen, was am Wahlabend Sache ist“, sagt Kömpel. Und in welcher Koalition möchte sie nach der Pause eine weitere Amtsperiode in Berlin erleben? „Ganz ehrlich, am liebsten rot-grün mit Olaf Scholz als Kanzler – keine Dreier-Konstellation. Die Leute sind die große Koalition leid. Ich spüre in meinem Wahlkampf eine Wechselstimmung. Das habe ich in meiner ganzen politischen Zeit so noch nie erlebt.“