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Trotz Differenzen mit dem Vatikan: Fuldas Bischof Gerber nach Rom-Besuch „hoffnungsvoll“

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Fuldas Bischof Michael Gerber blickt auf das Jahr 2021 zurück. (Archivbild)
Fuldas Bischof Michael Gerber ist in der vergangenen Woche mit 61 weiteren Bischöfen zu einer Pflichtvisite in Rom gereist. (Archivbild) © Arne Dedert/dpa

Im Vatikan werden die angestrebten Reformen der katholischen Kirche in Deutschland skeptisch beäugt. Wegen der Differenzen wurde eine Pflichtvisite deutscher Bischöfe mit Spannung erwartet. Auch Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber reiste mit nach Rom.

Rom/Fulda - Die katholische Kirche in Deutschland stößt beim Vatikan mit ihren Reformanstrengungen weiter auf Widerstand. „Wir haben in keiner der uns bedrängenden Fragen gehört: Go! Das heißt, das Gespräch ist eröffnet“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Samstag in Rom mit Blick auf den „Synodalen Weg“. In wichtigen theologischen Fragen habe man keine einheitliche Auffassung.

Fulda: Bischöfe diskutieren mit Papst über Kirchenreformen

Bätzing äußerte sich zum Abschluss des fünftägigen „Ad-limina“-Besuch. Während der Pflichtvisite, die alle fünf Jahre ansteht, sprachen 62 Bischöfe mit Papst Franziskus und Behörden-Leitern über den deutschen Reformweg. In dem vom Vatikan kritisch beäugten Prozess geht es etwa um die Segnung homosexueller Paare oder Frauen statt wie bisher nur Männer in Weiheämtern.

Der Papst hat sich bereits mehrfach kritisch zum Synodalen Weg geäußert. Gegner des Prozesses warnen vor einer Abspaltung der deutschen Kirche von Rom. Bätzing betonte: „Wir sind katholisch und wir bleiben es, aber wir wollen anders katholisch sein.“ Eine Aussetzung der Gespräche konnte abgewendet werden. Einige Themen bleiben aus Sicht des Vatikans aber nicht verhandelbar.

Wegen der Differenzen über den Reformprozess wurde der Rom-Besuch der Bischöfe mit Spannung erwartet. Bätzing hielt es aber für falsch, von einem „Showdown in Rom“ zu sprechen. Er sei optimistisch, den Dialog gut fortzusetzen. (Lesen Sie auch: Deutsche Bischofskonferenz in Fulda: Mehrheit der Bischöfe für Reformen)

Einer Mitteilung des Bistums Fulda zufolge ist auch der Fuldaer Bischof Michael Gerber optimistisch. „Spannungen aushalten und konstruktiv nutzen“ – diese Botschaft habe Gerber vom Besuch der deutschen Bischöfe bei Papst Franziskus und den Vertretern der Kurie in Rom mitgebracht.

Bei aller Unterschiedlichkeit der kulturellen Hintergründe, der Einschätzungen und Haltungen komme es für die katholische Kirche entscheidend darauf an, einen Weg der Einheit in Vielfalt zu finden, so Gerber.

Ermutigung und Bestätigung dafür habe der Bischof von Fulda vor allem im Gespräch und in der Begegnung mit dem Papst selbst gefunden. „Mich ermutigt die Antwort des Heiligen Vaters, die er auf mein Statement vor den Bischöfen und Kardinälen in der Begegnung am Donnerstag gegeben hat, nämlich, dass wir den Heiligen Geist selbst als Urheber von Vielfalt und bisweilen auch von Spannungen verstehen sollten“, sagte Bischof Gerber nach dem Treffen mit Papst Franziskus. (Lesen Sie auch: Silbernes Priesterjubiläum - Bischof Michael Gerber feiert 25. Weihetag im Fuldaer Dom)

Diskurs über Kirchenreformen - Bischof Gerber ist hoffnungsvoll

„Mich hat sehr bewegt, was Papst Franziskus uns Bischöfen von seinen persönlichen Erfahrungen mit Synodalität erzählt hat“, sagte Bischof Gerber. „Bewegt schilderte er, wie er bei der ersten Synode, an der er teilnahm, erleben musste, dass einzelne Themen von der Tagesordnung genommen wurden. Das sei Zensur, meinte er, und das passe nicht zur Synode.“

Zu unterscheiden sei, worüber diskutiert werde, welche Argumente gegebenenfalls eine Neubewertung der jeweiligen Problematik verlangen und in wessen Kompetenz schließlich nach einer Auseinandersetzung mit diesen Argumenten letztlich die Entscheidung falle, so Bischof Gerber weiter. Er betonte, dass ein mögliches Verbot, den Diskurs über bestimmte Themen weiter fortzusetzen, auch den angestoßenen Prozess der universalkirchlichen Synode sehr nachhaltig beschädigen würde.

„Ich bin aber zuversichtlich, dass unsere Gesprächspartner im Vatikan diese Problematik im Blick haben“, sagte Bischof Gerber nach den Treffen der vergangenen Woche in Rom. „In Anbetracht der gegenwärtigen Spannungen stimmen mich die Äußerungen von Papst Franziskus hoffnungsvoll.“ (lio, dpa)

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