„Keine Angst vor Spannung“: Bischof Gerber sieht letzte Synodalversammlung als Bewährungsprobe

Die fünfte und letzte Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland sieht Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber als Bewährungsprobe einer synodalen Kirche. In einem Statement formuliert er seine Erwartungen an die Versammlung, die in Frankfurt zusammenkommt.
Frankfurt/ Fulda - „Synodalität lebt vom Hören, vom Ernstnehmen meines Gegenübers und vom Bemühen, tiefer zu verstehen, was das Anliegen ist“, sagt Bischof Gerber in seinem Statement vor dem Beginn der Synodalversammlung. „Hören wir hin: Auf das Wort derjenigen, die in unserer Kirche tiefe Verletzungen erfahren haben, auf die bisweilen sehr kantige Botschaft des Evangeliums und auf die Tradition der Kirche, die Schatz und Belastung zugleich in sich birgt.“
Synodaler Weg: Fuldas Bischof Gerber sieht Versammlung als Bewährungsprobe
Jesus kritisiere Angst und Kleingläubigkeit bei seinen Jüngern, so der Fuldaer Oberhirte. „Üben wir uns in einer Haltung, die bereit ist, eigene Denkweisen kritisch zu hinterfragen. Ich bin überzeugt, dass sich das Handeln Gottes gerade in den als spannend erfahrenen Momenten zeigt.“
Bischof Gerber versteht die Synodalversammlung, die von Donnerstag (9. März) bis Samstag (11. März) in Frankfurt stattfindet, als eine Bewährungsprobe einer synodalen Kirche. Synodale und vor allem die Bischöfe müssten sich fragen, wie die Vision aussieht, die sie leitet, heißt es in einer Pressemeldung des Bistums Fulda.
Ein zentrales Dokument der universalkirchlichen Synode mache hier eine klare Vorgabe: „Die Vision einer Kirche, die zu radikaler Inklusion, gemeinsam erlebter Zugehörigkeit und tiefer Gastfreundschaft fähig ist, so wie Jesus sie lehrt, steht im Mittelpunkt des synodalen Prozesses“, zitiert Gerber aus dem Arbeitspapier mit dem Titel „Mach den Raum deines Zeltes weit“.
Für den Verlauf der Versammlung in Frankfurt formuliert Gerber deutliche Erwartungen. Wörtlich sagt der Bischof: „Von Frankfurt muss das Signal ausgehen: Ihr, die ihr euch auf verschiedene Weise in der Kirche marginalisiert erfahrt, ihr gehört dazu. Mit euch zusammen fragen wir danach: Welchen Schatz bringt Ihr ein, den die Kirche braucht, um ihre Sendung authentisch zu leben? Jesus beruft Menschen in und mit all ihrer ein Leben lang bleibenden Unvollkommenheit. Diese Paradoxie des Evangeliums gilt es gerade heute als Kirche zu leben.“
Und weiter: „Von Frankfurt muss die Botschaft ausgehen: Wir nehmen als Bischöfe das wahr, was viele Engagierte in unserer Kirche bewegt. Das bringen wir aktiv ein in den Diskurs und in Entscheidungsprozesse der Universalkirche. Haben wir keine Angst vor der Spannung, die dabei entsteht. Der Blick auf die Apostelgeschichte zeigt uns: Spannungen sind oft der Ausgangspunkt für entscheidende Wachstumsprozesse der Kirche. In dieser Spannung lassen wir uns herausfordern von der konstruktiven Auseinandersetzung mit der kirchlichen Lehre und Überlieferung sowie von der Kraft des theologischen Argumentes als auch von einer differenzierten Betrachtung der ,Zeichen der Zeit‘“.
Person und Synodaler Weg
Dr. Michael Gerber ist seit dem 31. März 2019 Bischof von Fulda. Zuvor war er Weihbischof im Erzbistum Freiburg.
Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist er Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste (Kommission IV).
Während der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz wurde er zudem als Mitglied einer neuen bischöflichen Fachgruppe zur Aufarbeitung und Prävention von Fällen sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen gewählt.
Als Mitglied der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist der Kontaktbischof für die Verbände der Pfadfinderinnen und Pfadfinder.
Beim Synodalen Weg ist Bischof Gerber Mitglied des Synodalforums 3; „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“.
In einem gemeinsamen Schreiben laden Bischof Gerber und der Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Fulda, Steffen Flicker, dazu ein, in besonderer Weise für den gegenwärtigen Weg der Kirche in den Gottesdiensten am dritten Fastensonntag (11./12. März) zu beten.
Anlass sei nicht nur der Abschluss des dreijährigen Synodalen Weges. Es ginge auch darum, dass in diesen Wochen auch auf allen Kontinenten die Konferenzen des weltweiten synodalen Prozesses mit den Vertretern der Bischofskonferenzen und weiteren Delegierten tagen. Zudem feiert Papst Franziskus am kommenden Montag den zehnten Jahrestag seiner Wahl zum Papst.
„Bitten wir um ein Herz, das offen dafür ist, in welches ,magis‘, in welche Tiefe und in welche Weite der Herr jetzt die Kirche und auch mich ganz persönlich führen möchte. In diesem Sinne bin ich allen dankbar, die uns in diesen Tagen im Gebet begleiten.“, so Bischof Gerber.
Nach dem Beinahe-Scheitern des Synodalen Weges in Frankfurt rangen die deutschen Bischöfe bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda um den weiteren Reformprozess der katholischen Kirche. (jhz)