„Spiegelbild für Aggression“ - Bischof aus Fulda spricht über Hass auf Jesus am Kreuz

„Wie ein Spiegelbild für Aggression in unserer Gesellschaft“: Bischof Michael Gerber aus Fulda spricht an Karfreitag über Hass auf Jesus am Kreuz.
Fulda - In seiner Karfreitagspredigt sprach sich Bischof Dr. Michael Gerber im Dom in Fulda für gegenseitige Wertschätzung, Respekt und für eine bessere Gemeinschaft aus. Zunehmende Aggressionen in unserer Gesellschaft seien nicht hinnehmbar. Das geht es einer Vorab-Mitteilung des Bistums in Fulda zu der Predigt am Karfreitag hervor.
Fulda: Bischof Gerber spricht über Hass auf Jesus am Kreuz - „Spiegelbild für Aggression“
Bischof Michael Gerber ging sehr eindringlich auf die Karfreitagssituation ein. Er schilderte, wie Jesus am Kreuz hängt und von den Menschen verurteilt und gehasst wird. Es sei eine Szene, die wie ein Spiegelbild für die Aggression und den Hass in unserer Gesellschaft wirken kann, sagte der Bischof.

Dabei stellte er die Frage, wo Menschen heute zur Projektionsfläche von Spott und Aggression werden und ob dies zufällig oder gezielt geschehe. Der Bischof erinnerte zudem an die Bedeutung des zerrissenen Vorhangs im Tempel. Dieser Schutzraum ist aufgebrochen und das Allerheiligste scheint schutzlos ausgeliefert zu sein.
Genauso hängt der am Kreuz nackte Jesus und ist den Menschen schutzlos ausgeliefert. Die Menschen sehen Jesus, erkennen ihn aber nicht. In diesem Zusammenhang rief der Bischof dazu auf, tiefer zu schauen, Hintergründe zu verstehen, nachzufragen und nicht oberflächlich oder nach dem Hörensagen zu urteilen.
Man müsse vielmehr bereit und offen dafür sein, die Spuren Gottes im Anderen zu entdecken. „Staunen vor dem Geheimnis, vor den unergründlichen Tiefen meines Gegenübers ist das Gegenteil der Projektion meines Hasses“, betonte der Bischof und verdeutlichte, dass Respekt auch immer wieder der Respekt vor der Kreativität des Anderen sei.
„Jener, der am Kreuz hängt, lehrt uns die Spuren Gottes im Alltagsmenschen“ zu entdecken, sagte der Bischof. Es sei eine der „wesentlichen Botschaften des Karfreitags von damals bis heute: Das Leid verbindet Menschen, das Leid führt zur Gemeinschaft zusammen“, so Gerber.

Die Gemeinschaft sei tiefgründig verbunden durch das gemeinsame Leid, verbunden durch das Kreuz und verbunden durch den, der am Kreuz hängt. In der Abendmahlsfeier am Gründonnerstag - am Vortag - mahnte der Bischof aus Fulda mit einem Judas-Beispiel zu mehr Integration.
In der Karwoche und an Ostern finden im Fuldaer Dom wieder zahlreiche Kathedral- und Pontifikalgottesdienste statt. Die Gottesdienste werden von den Chören am Fuldaer Dom musikalisch gestaltet, ebenso erklingt an den Feiertagen festliche Orchester- und Orgelmusik.
Video: Das wird an Karfreitag gefeiert
Am Karfreitag versammelten sich am Vormittag in Fulda auf dem Domplatz zahlreiche Familien, um den Kinderkreuzweg in die Stadtpfarrkirche zu gehen. Die etwa 100 Personen hielten dem Regen stand. Für die Kinder gab es symbolische Gegenstände zum Mitnehmen.