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Start der Bischofskonferenz: „Wir verlieren die Geduld“ - Reformgruppen fordern radikale Veränderungen

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Von: Jessica Baier

Bei einem Pressetermin in der Havanna Bar in Fulda übten die Vertreter der Gruppen „Maria 2.0“, „Wir sind Kirche“ und der kfd Kritik an der Kirche.
Bei einem Pressetermin in der Havanna Bar in Fulda übten die Vertreter der Gruppen „Maria 2.0“, „Wir sind Kirche“ und der kfd Kritik an der Kirche. © Jessica Vey

Bevor die Herbstvollversammlung der Bischöfe offiziell begonnen hat, sprachen am Montag mehrere Reformgruppen in Fulda die Missstände in der katholischen Kirche an. Sie fordern ein klares Bekenntnis zum Synodalen Weg. 

Fulda - Die Ungeduld bei den Ehrenamtlichen ist spürbar. Es hat sich viel angestaut in den Jahren und Jahrzehnten, in denen sich Verbände und Initiativen für Reformen in der katholischen Kirche – vor allem für die Gleichberechtigung von Frauen – einsetzen. Sie fordern „radikale Veränderungen“. Viele Bischöfe seien mittlerweile offen für „längst überfällige Reformen“. Doch Entscheidungen würden auf die lange Bank geschoben, „es geschieht viel zu wenig und zu langsam“. Der Synodale Weg sei eine Riesenchance, dessen Inhalte nach Rom getragen werden müssen – „ohne vor Papi einzuknicken“, formulierten die Engagierten scharf.

Vier Vertreterinnen und ein Vertreter der Gruppierungen kamen an einem eher ungewöhnlichen Ort für ein Pressegespräch – in der Fuldaer Havannabar – zusammen. Man wählte bewusst eine Location in unmittelbarer Nähe zum Tagungsort der Bischöfe, das Restaurant liegt direkt gegenüber dem Stadtschloss. „Ein Schloss als Tagungsort auszuwählen, das ist ein völlig falsches Zeichen und wird dem Stand der Kirche nicht gerecht“, kritisierte Christian Weisner (Wir sind Kirche).

Fulda: Bischofskonferenz - Radikale Veränderungen gefordert

Er erklärte, die Kirchenleitung stecke in einer massiven Krise und ihre Glaubwürdigkeit werde zerstört, nicht zuletzt durch die Ablehnung des Rücktrittsgesuchs des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße.

Dies nannte Andrea Keber (Maria 2.0) einen „Schlag ins Gesicht der Betroffenen“. Heße hatte seinen Amtsverzicht wegen Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in seiner Kölner Zeit angeboten was von Papst Franziskus abgelehnt wurde. Keber fügte an: „Das zeigt einmal mehr, dass man nicht bereit ist, sich der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu stellen und echte Verantwortung zu übernehmen.“ (Lesen Sie auch: Georg Bätzing mahnt Reformen an - Bischofskonferenz in Fulda im Zeichen des Synodalen Weges)

Susanne Ludewig aus Kassel (Wir sind Kirche, Maria 2.0) fand noch deutlichere Worte. Sie sprach von einer Kirche, „die vom Verfall gekennzeichnet ist. Priestermangel, Kirchenaustritte, Schließung pastoraler Orte – alles deutet auf Erstarrung hin. Die Kirche ist in immenser Schieflage und will die Zeichen der Zeit nicht hören“.

Geschiedenen, Schwulen, Lesben oder selbst Missbrauchsopfern würden Steine in den Weg gelegt, wenn sie sich in der Kirche aktiv einbringen wollen. Die Reformgruppen fordern Gleichberechtigung und Mitspracherecht: „Macht muss abgegeben werden und Ehrenamtliche müssen stärker eingebunden werden.“

Diskriminierung in der katholischen Kirche - „Die Frauen lassen das nicht mehr mit sich machen“

Weisner betonte hier explizit die Beteiligung von Frauen, die aus seiner Sicht diskriminiert würden. Angelika Fromm (Wir sind Kirche) pflichtete ihm bei: „Wir wissen, es hat in der Urkirche Priesterinnen und Bischöfinnen gegeben.“ Doch die „Ewiggestrigen wollen diese Argumente nicht hören“.

Prof. Dr. Agnes Wuckelt (kfd) warnte: „Die Frauen lassen das nicht mehr mit sich machen, viele kehren der Kirche den Rücken. Selbst 80- und 90-Jährige treten aus – das sollte einem zu denken geben!“

„Wie lange halten Sie das noch durch, wie lange dauert es, bis auch Sie austreten?“, fragte ein Journalist ganz direkt. Bei den Antworten der Vertreterinnen und des Vertreters wurde deutlich, wie sehr die ehrenamtlich Engagierten mit der Situation ihrer Kirche hadern.

„Wenn der Synodale Weg scheitert, dann werde auch ich so weit sein, dass diese römisch-katholische Kirche nicht mehr meine religiöse Heimat ist“, sagte Wuckelt. „So lange es mit dem Synodalen Weg ein Fünkchen Hoffnung gibt, bleiben wir dran“, sagten die Engagierten. „Doch irgendwann ist auch unsere Geduld am Ende.“

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