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Bistum Fulda stellt sich neu auf: Aus 200 Gemeinden werden 28 Pfarreien

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Zum Thema Pfarreientwicklung hat das Bistum Fulda Videos produziert. In der ersten Folge spricht Bischof Dr. Michael Gerber über Gründe, Ziele und mehr.
Zum Thema Pfarreientwicklung hat das Bistum Fulda Videos produziert. In der ersten Folge spricht Bischof Dr. Michael Gerber über Gründe, Ziele und mehr. © Bildstürmer/Bistum Fulda

Das Bistum Fulda stellt seine Pfarreien neu auf: Bis in die 2030er Jahre hinein entstehen aus rund 200 Gemeinden 28 neue Pfarreien. Diese sollen mit veränderten Aufgaben und Verantwortlichkeiten den organisatorischen Rahmen für Glaubensvermittlung und Seelsorge bilden.

Fulda - Die Karte des Bistums Fulda wird sich mächtig wandeln. Bischof Dr. Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert erläutern Gründe, Ziele und Haltungen, die hinter dem Entwicklungs-Prozess stehen. Eine Serie von Videos soll die Katholiken auf dem Weg begleiten, den unter anderem die Karte mit den künftig 28 Pfarreien weist.

„Gesellschaft und Kirche haben sich stark verändert in den vergangenen Jahrzehnten“, betont Steinert. Das Bistum stelle sich den Herausforderungen und nehme sie aktiv an. Die Herausforderungen sind bekannt: Weniger Pfarrer, weniger Gläubige, zurückgehende Einnahmen.

„Dazu eine moderne, säkulare Gesellschaft, in der die Wege zum Glauben und tiefer in die Beziehung zu Jesus Christus und seiner Botschaft hinein anders verlaufen als bisher. Um das Evangelium unter diesen veränderten Voraussetzungen auch in Zukunft verkünden zu können, stellt die katholische Kirche im Bistum Fulda ihre Pfarrei-Struktur neu auf“, heißt es in einer Pressemitteilung, des Bistums, das eine eigene Homepage für die Pfarreientwicklung angelegt hat und dort eine Videoserie veröffentlicht.

Fulda: Bistum stellt sich neu auf - aus 200 Gemeinden werden 28 Pfarreien

Die neuen Pfarreien sollen sich perspektivisch bis in die 2030er Jahre hinein zusammenfinden. Jede Pfarrei habe ihren individuellen Zeitablauf. Der nun gesetzte Rahmen biete dafür Orientierung: Größere Investitionsentscheidungen etwa können nun schon mit Blick auf die künftige Pfarrei getroffen, (noch)pfarrei-übergreifende Angebote so entwickelt werden, dass sie auch in der neuen Struktur ihre Heimat finden.

Zu den Prozessen werde es Informationen, Anregungen und Hinweise geben, wie sich diese neuen, größeren Pfarreien mit Inhalt und Leben füllen ließen und wie die Gemeinde der Zukunft aussehen könne. Diese inhaltliche Dimension werde das Bistum organisatorisch und kommunikativ begleiten, den Verantwortlichen vor Ort dabei aber vor allem große Gestaltungsspielräume überlassen. Der Veränderungsprozess im Bistum Fulda wurde bereits vor einiger Zeit angestoßen.

Eine zentrale Antwort auf die Fragen der Zeit ist eine stärkere Vernetzung unterschiedlicher Akteure und Angebote über Pfarreigrenzen hinweg. „Von so einem Netzwerk der ersten christlichen Gemeinden berichten uns bereits die Schriften des neuen Testaments“, sagt Bischof Gerber. Unterschiedliche Kontakte und Erfahrungen mit dem Glauben sind heute wichtiger als je zuvor, ist der Fuldaer Bischof überzeugt. Selbst wenn genügend Priester und Hauptamtliche sowie Geld zur Verfügung stünden, „müssten wir dennoch den Weg einer deutlich stärkeren, verbindlichen Vernetzung gehen“, betont Gerber in einem Video zur Pfarreientwicklung.

Er beobachte vor allem bei jungen Menschen, dass der Glaube dort wachse, wo Erfahrungen des Heimatortes ergänzt würden durch Erfahrungen bei überörtlichen Veranstaltungen: „Die Begegnungen mit anderen, bislang unbekannten suchenden Menschen können die Qualität von Schlüsselerlebnissen haben: Momente, in denen Menschen einen tieferen Zugang zu sich selbst und zu Gott finden.“

„Die Kirche der Zukunft lebt auch von der Vielfalt und vom Austausch“

In einem pfarrei-übergreifenden Netzwerk könnten dann auch Angebote und Aufgaben geteilt werden, betonen Gerber und Steinert: „Nicht alles muss demnach zu jeder Zeit an jedem Ort angeboten werden – die Kirche der Zukunft lebt auch von der Vielfalt und vom Austausch.“ Das gelte auch für die innere Organisation der einzelnen Pfarreien, „in denen Haupt- und Ehrenamtliche sich Aufgaben und Verantwortungen noch stärker als bisher teilen werden und wo neben der Gesamtpfarrei auch einzelne Kirchorte eigenen Gestaltungsspielraum haben sollen.“

Dass das Abschiednehmen von Gewohntem mit Trauer und Enttäuschung verbunden sei, sei Bischof Gerber bewusst: „Viele Menschen haben in die bisherigen Strukturen sehr viel an persönlichem Engagement, an Vision und Emotion investiert. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt er.

Viele Fragen stellten sich nun noch einmal neu – vor allem für jene Generationen, die in einer modernen, säkularen Gesellschaft neu in den Glauben hineinwachse. Aufgabe und Ziel sei es zuallererst, „dass in möglichst unterschiedlichen Menschen der Glaube möglichst lebendig ist“, betont der Fuldaer Diözesanbischof und fügt an: „Dieser Glaube kann eine entscheidende Kraft sein, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.“ (au)

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