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Überraschung im Mordprozess: Angeklagter legt Geständnis ab

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Von: Jessica Baier

Ein heute 38-Jähriger soll seinen Freund im vergangenen Jahr erschossen haben, da er eine Affäre zwischen dem Toten und seiner Frau vermutete.
Ein heute 38-Jähriger soll seinen Freund im vergangenen Jahr erschossen haben, da er eine Affäre zwischen dem Toten und seiner Frau vermutete. © Mediennetzwerk Hessen

Der 38-jährige Syrer, der am 15. Februar seinen 41-jährigen Landsmann in Fulda-Neuenberg erschossen haben soll, hat am Donnerstagvormittag ein Geständnis abgelegt.

Fulda - Ob sich der Angeklagte zur Tat in Fulda-Neuenberg äußern wird, das ließen seine drei Verteidiger zum Prozessauaftakt Anfang Oktober offen. Nun, am zweiten Verhandlungstag, verlas Verteidiger Mirko Oestreich eine umfangreiche Erklärung des Angeklagten, in dem der 38-Jährige die Tat gesteht.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Doch er betont, er habe die Tat nicht geplant. Der 41-jährige Getötete sei sein engster Freund und Vertrauter gewesen, wie ein Bruder. Doch seit 2019 habe er ein Verhältnis zwischen ihm und seiner Ehefrau vermutet. Der Angeklagte habe eine Kamera in der Küche aufgehängt. Als der Freund zu Besuch war, habe er seine Ehefrau in der Küche bedrängt und ihr gesagt, dass er sie liebt.

Fulda: Bluttat in Neuenberg - Angeklagter legt Geständnis ab

Schließlich habe der 38-Jährige seine Ehefrau zur Rede gestellt. Sie sagte, der 41-Jährige bedränge sie und setze sie unter Druck. „Innerlich zerbrach etwas in mir“, schilderte der Verteidiger die Gefühle seines Mandanten. „Ich empfand dies als schlimmster Vertrauensbruch und fühlte mich von ihm herabgesetzt.“(Lesen Sie auch: Lebenslang für Ärztin-Mörder)

Er habe seinen Freund damit konfrontiert, doch dieser habe ihn beschimpft. Die Situation eskalierte, als der Freund anscheinend trotzdem weiter Kontakt zu der Ehefrau des Angeklagten aufnahm.

Bluttat in Neuenberg: Angeklagter habe zwei Schüsse abgegeben

Am 14. Februar 2021 setzte sich der Angeklagte voller Wut ins Auto und fuhr von Dorsten (NRW), wo er wohnte, nach Fulda. „Mein größter Fehler war, die Pistole mitzunehmen“, hieß es in der Erklärung. Er habe ihn schließlich am frühen Morgen des 15. Februar bloß zur Rede stellen wollen und ihm klar machen wollen, dass er seine Familie in Ruhe lassen solle. Der 41-Jährige habe ihm beschimpft, sei ins Auto gestiegen und wollte losfahren. Der Angeklagte habe zwei Schüsse abgegeben, „ohne hinzusehen, ohne ihn anzuschauen“, heißt es in der Erklärung.

Dann sei er weggelaufen. Später sei ihm die Tat bewusst geworden. „Ich stellte fest, dass ich meinen Bruder für immer verloren hatte.“ Außerdem ließ der Angeklagte verlesen, dass er Bedauern fühle: „Ich war innerlich taub. Ich wünschte, er wäre nicht gestorben.“

Am Landgericht werden im weiteren Verlauf nun erste Zeugen gehört.

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