Von dem Streitgespräch, das also vor dem Abgeben der Schüsse stattgefunden haben soll, haben aber weder der Vermieter des Opfers noch dessen Frau mitbekommen, die selbst angaben, in einem sehr hellhörigen Haus zu leben und in dieser Nacht in Zimmern mit Fenstern direkt zur Straße geschlafen zu haben. Auch die Ehefrau des Erschossenen ließ über Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban verlesen, dass sie einen Streit in jedem Fall gehört hätte, wenn es ihn denn gegeben hätte.
Was den Vermieter und dessen Ehefrau stattdessen geweckt habe, seien die Schüsse gewesen. Zwei Mal habe es einen extrem lauten Knall gegeben und erst danach Schreie. Sie kamen von der Frau des Opfers und dessen Kindern, die herausgerannt waren und das Opfer tot im Auto aufgefunden hatten. Der Autoschlüssel steckte im Zündschloss, das Abblendlicht war an.
Der Vermieter und seine Frau rannten ebenfalls auf die Straße, kümmerten sich um die Angehörigen des Opfers und verständigten nicht nur Polizei und Krankenwagen, sondern auch den Bruder des Opfers. Dieser fuhr sofort nach Neuenberg und fand seinen Bruder im Wagen im abgesperrten Tatort vor. (Lesen Sie auch: Lebenslang für Ärztin-Mörder)
Im Gerichtsaal sprach er davon, dass es seiner ganzen Familie nach dem Mord nicht gut gehe. Der Angeklagte, der ansonsten sehr still und ohne viel Mimik die Verhandlung verfolgte, zeigte hier erstmals eine Geste: Er richtete den Blick nach unten und legte den Kopf in seine Hände.