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Bonifatius-Apotheke schließt: Weniger Kunden als vor der Corona-Zeit

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Von: Suria Reiche

Die St.-Bonifatius-Apotheke verlässt die Innenstadt.
Die St.-Bonifatius-Apotheke verlässt die Innenstadt. © Kimberly Grosch

„Apotheken müssen gerade erhebliche Einschnitte verkraften“, sagt Berit Gritzka, Geschäftsführerin des hessischen Apothekerverbandes, und meint damit etwa die Kosten für erhöhte Tariflöhne. Aber nicht wegen hoher Personalkosten kehrt die St.-Bonifatius-Apotheke der Innenstadt den Rücken zu.

Fulda/Dipperz - Die St.-Bonifatius-Apotheke in der Bahnhofstraße in Fulda schließt Ende des Monats. „Nach der Corona-Zeit ist es nicht mehr wie früher“, sagt Betreiber Michael Sapper. Ganz von der Bildfläche verschwinden wird die Apotheke aber nicht. Wenn auch unter anderem Namen wird Michael Sapper mit elf Mitarbeitern nach Dipperz ziehen. Unter dem Namen „Apotheke Dipperz“ wird er, wenn alles gut läuft, noch in diesem Jahr In der Holzbachstraße im Gewerbegebiet eröffnen, wo unter anderem ein Mehrgenerationenhaus und ein MVZ entstehen soll.

Fulda: Bonifatius-Apotheke schließt - Weniger Kunden als vor Corona

Die „Apotheke Dipperz“ wird in der Rhöngemeinde die einzige Apotheke sein. Dass nach Dipperz eine Apotheke kommt, sei ein langgehegter Wunsch der Gemeinde gewesen, sagt Sapper. Und auch für ihn sei der Umzug aufgrund des Alleinstellungsmerkmals aller Wahrscheinlichkeit nach von Vorteil. Sapper betreibt bereits eine Apotheke in Poppenhausen und weiß: „Land ist anders als Stadt.“

Für den Umzug habe es mehrere Gründe gegeben. „Nach der Corona-Zeit sind die Kunden in der Innenstadt weniger geworden. Viele haben gelernt, dass sie auch ganz einfach übers Internet Dinge bestellen können“, sagt der Poppenhausener, der die St.-Bonifatius-Apotheke 2017 eröffnet hat. „Und bis zu den Corona-Lockdowns waren wir auch echt glücklich.“ (Lesen Sie auch: Hünfelder Löwen-Apotheke wird zur Arztpraxis - Medizinerin will im September öffnen)

Weniger Kunden und Ärzte, die weg aus der Innenstadt ziehen, hätten ihn dann aber die Entscheidung treffen lassen, mit der Apotheke nach Dipperz zu ziehen. Dort hat sie als einzige Apotheke ein Alleinstellungsmerkmal. Anders als in Fulda, wo es allein in der Bahnhofstraße bislang drei Apotheken gibt – neben der St.-Bonifatius-Apotheke die Bahnhof Apotheke und die Stadtapotheke. Einen großen Konkurrenzdruck gibt es laut Sarah Fahr-Becker von der Bahnhof Apotheke aber trotzdem nicht: „Als ich hier in der Bahnhof Apotheke begonnen habe, gab es in der Bahnhofstraße sogar vier Apotheken und da ging es auch“, sagt die Apothekerin.

Dr. Ansgar Wieschollek, Inhaber der Engel Apotheken, sieht ebenfalls keinen Konkurrenzdruck bei den Apotheken in Fulda. Es gebe zwar viele, aber nicht außergewöhnlich viele, findet er. Er sieht das Problem eher darin, dass viele Ärzte der Innenstadt den Rücken zukehren. „Und Apotheken sind natürlich lieber da, wo Ärzte sind.“ Er selbst hat seine Apotheke im Steinweg 2016 geschlossen, als die Augenarztpraxis aus der Straße gezogen ist. Und auch Sapper zieht es in Dipperz in die Nähe eines MVZs und Arztpraxen.

Apotheke in Fulda schließt: Betreiber zieht mit Mitarbeitern aufs Land

Wenn Apotheken in der Innenstadt schließen, sei es vor allem für Senioren schlimm. „Sie müssen dann nach Außen fahren, sind aber oft nicht so mobil“, so Wieschollek. (Lesen Sie hier: 280 Arzneimittel nicht verfügbar: Apotheken spüren Engpässe - auch in Osthessen)

Dass die Apotheken in den Städten weniger werden, hat aber laut der Geschäftsführerin des hessischen Apothekerverbandes auch noch andere Gründe: „Die Situation für Apotheken ist existenzbedrohend“, sagt sie und nennt zum Beispiel gestiegene Energiepreise und Personalkosten. „Außerdem macht es das neue Finanzstabilisationsgesetz sowie die händeringende Suche nach mehr Personal nicht einfacher.“ Auch Fahr-Becker von der Bahnhof Apotheke bestätigt, dass es schwierig ist, Personal zu bekommen.

Damit Apotheken trotzdem nicht reihenweise aus der Stadt verschwinden, rät Berit Gritzka, dass sie ihren Kunden spezielle Dienste anbieten. Wie es etwa die Bahnhof Apotheke mit ihrer Kinderspiel-ecke oder Blutuntersuchungen bereits tut. Manche bieten auch einen Botendienst an, damit zum Beispiel Senioren nicht extra in die Stadt fahren müssen, sondern ihre Arzneien gebracht bekommen. Die Apotheken müssen also kreativ werden, um zu überleben. Das ist notwendig, denn: „Jede Apotheke ist wichtig“, so Gritzka.

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