Für den Umzug habe es mehrere Gründe gegeben. „Nach der Corona-Zeit sind die Kunden in der Innenstadt weniger geworden. Viele haben gelernt, dass sie auch ganz einfach übers Internet Dinge bestellen können“, sagt der Poppenhausener, der die St.-Bonifatius-Apotheke 2017 eröffnet hat. „Und bis zu den Corona-Lockdowns waren wir auch echt glücklich.“ (Lesen Sie auch: Hünfelder Löwen-Apotheke wird zur Arztpraxis - Medizinerin will im September öffnen)
Weniger Kunden und Ärzte, die weg aus der Innenstadt ziehen, hätten ihn dann aber die Entscheidung treffen lassen, mit der Apotheke nach Dipperz zu ziehen. Dort hat sie als einzige Apotheke ein Alleinstellungsmerkmal. Anders als in Fulda, wo es allein in der Bahnhofstraße bislang drei Apotheken gibt – neben der St.-Bonifatius-Apotheke die Bahnhof Apotheke und die Stadtapotheke. Einen großen Konkurrenzdruck gibt es laut Sarah Fahr-Becker von der Bahnhof Apotheke aber trotzdem nicht: „Als ich hier in der Bahnhof Apotheke begonnen habe, gab es in der Bahnhofstraße sogar vier Apotheken und da ging es auch“, sagt die Apothekerin.
Dr. Ansgar Wieschollek, Inhaber der Engel Apotheken, sieht ebenfalls keinen Konkurrenzdruck bei den Apotheken in Fulda. Es gebe zwar viele, aber nicht außergewöhnlich viele, findet er. Er sieht das Problem eher darin, dass viele Ärzte der Innenstadt den Rücken zukehren. „Und Apotheken sind natürlich lieber da, wo Ärzte sind.“ Er selbst hat seine Apotheke im Steinweg 2016 geschlossen, als die Augenarztpraxis aus der Straße gezogen ist. Und auch Sapper zieht es in Dipperz in die Nähe eines MVZs und Arztpraxen.
Wenn Apotheken in der Innenstadt schließen, sei es vor allem für Senioren schlimm. „Sie müssen dann nach Außen fahren, sind aber oft nicht so mobil“, so Wieschollek. (Lesen Sie hier: 280 Arzneimittel nicht verfügbar: Apotheken spüren Engpässe - auch in Osthessen)
Dass die Apotheken in den Städten weniger werden, hat aber laut der Geschäftsführerin des hessischen Apothekerverbandes auch noch andere Gründe: „Die Situation für Apotheken ist existenzbedrohend“, sagt sie und nennt zum Beispiel gestiegene Energiepreise und Personalkosten. „Außerdem macht es das neue Finanzstabilisationsgesetz sowie die händeringende Suche nach mehr Personal nicht einfacher.“ Auch Fahr-Becker von der Bahnhof Apotheke bestätigt, dass es schwierig ist, Personal zu bekommen.
Damit Apotheken trotzdem nicht reihenweise aus der Stadt verschwinden, rät Berit Gritzka, dass sie ihren Kunden spezielle Dienste anbieten. Wie es etwa die Bahnhof Apotheke mit ihrer Kinderspiel-ecke oder Blutuntersuchungen bereits tut. Manche bieten auch einen Botendienst an, damit zum Beispiel Senioren nicht extra in die Stadt fahren müssen, sondern ihre Arzneien gebracht bekommen. Die Apotheken müssen also kreativ werden, um zu überleben. Das ist notwendig, denn: „Jede Apotheke ist wichtig“, so Gritzka.