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Bonifatiusfest im Zeichen des Ukraine-Krieges: Bischof Gerber warnt vor Ende des Zusammenhalts

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Zahlreiche Gläubige versammelten sich beim Bonifatiusfest am Pfingstmontag auf dem Domplatz.
Zahlreiche Gläubige versammelten sich beim Bonifatiusfest am Pfingstmontag auf dem Domplatz. © Toni Spangenberg

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges begingen Gläubige am Pfingstmontag das traditionelle Bonifatiusfest. Wir lebten in „stürmischen Zeiten“, konstatierte Fuldas Bischof Michael Gerber in seiner Predigt auf dem Domplatz in Fulda und warnte vor der Zersplitterung unserer Gesellschaft.

Fulda - Gerber betonte zwar die große Hilfsbereitschaft gegenüber und Solidarität mit den im Zuge des Krieges geflüchteten Ukrainern. Doch gleichzeitig müsse man sich fragen, wie lange dieses Miteinander halte.

„Wenn es einen Schock gibt, wie den Beginn der Pandemie oder den Ausbruch des Ukraine-Krieges, dann führt das zunächst Menschen ganz unterschiedlicher Couleur zusammen“, sagte Gerber in seiner Predigt während des Pontifikalamts in Fulda. Doch erste Brüche des Zusammenhalts seien bereits erkennbar, kritisierte er mit Verweis auf die schwierigen Verhandlungen der EU-Staaten zu weiteren Russland-Sanktionen.

Fulda: Bonifatiusfest im Zeichen des Ukraine-Krieges - Bischof warnt

Das anfängliche Zusammenstehen gegen den Krieg werde nur eine kurze Halbwertszeit haben. Das zeigten die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie. „Auf das Ende dieser Halbwertszeit warten Putin und andere. Sie sind bereits dabei, mit ihrer kriminellen Energie so manchen Keil dazwischen zu treiben.“

Insbesondere die Frage knapper und teurer werdender Energie werde unsere Gesellschaft im kommenden Herbst und Winter vor Herausforderungen stellen. Gerber betonte, dass diese Entwicklung für Menschen mit niedrigen Einkommen existenzbedrohend werden könne und forderte daher einen gesellschaftlichen Diskurs zum Umgang mit dieser Situation. (Lesen Sie hier: Christi Himmelfahrt: Bischof Michael Gerber feiert festliches Pontifikalamt unter freiem Himmel)

Weiterhin würdigte er das Engagement der Menschen in der Ukraine, die 2014 auf eigenes Risiko auf dem Kiewer Maidan für eine freiheitlich-demokratische Ordnung stritten und verurteilte den russischen Aggressor. „Putin und seine Schergen halten es offenbar nicht aus, wenn sich im eigenen Land andere Überzeugungen manifestieren. Gleichzeitig spricht er den Ukrainern ihr Recht auf Originalität ab und vereinnahmt sie als Russen“, so Gerber.

Video: Bischof Gerber blickt auf die Krisenherde des Jahres 2021 zurück

Seine Worte hörten neben den ortsansässigen Gläubigen auch die aktuell im Bistum Fulda lebenden Ukrainer, die das Bonifatiusfest besuchten. Der ukrainische griechisch-katholische Exarch Bischof Bohdan Dzyurakh dankte in seinem Grußwort den Menschen hierzulande für ihre Solidarität mit der Ukraine.

Weit mehr als 4000 Gottesdienstbesucher und Wallfahrer waren zum feierlichen Pontifikalamt auf den Domplatz gekommen. Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt unter anderem vom JugendKathedralChor Fulda unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sowie von Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. Der Gottesdienst zur Eröffnung der traditionellen Bonifatius-Wallfahrten wurde zudem live im Internet übertragen. (von Toni Spangenberg)

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