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Briefmarkenfreunde „Fuldensia“ legen Sonderstempel zur Landesgartenschau auf

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Von: Andreas Ungermann

Peter Haase (von links), Gerhard Büttner und Bernhard Schramm präsentieren den Sonderbriefkasten.
Peter Haase (von links), Gerhard Büttner und Bernhard Schramm präsentieren den Sonderbriefkasten. © Andreas Ungermann

Die Briefmarkenfreunde „Fuldensia“ Fulda haben zur Eröffnung der Landesgartenschau einen Sonderwerbestempel aufgelegt. Er reiht sich damit in eine Tradition in der Barockstadt ein, sagen Gerhard Büttner, Peter Haase und Bernhard Schramm von den Briefmarkenfreunden.

Fulda - „Der Stempel ist für uns das Wesentliche auf einem Brief“, sagt Bernhard Schramm. Der 78-Jährige aus Dipperz ist – wie auch Gerhard Büttner (78, Fulda) und Peter Haase (79, Armenhof) – Mitglied der Briefmarkenfreunde „Fuldensia“ Fulda und sammelt Marken, „seit ich zurückdenken kann“.

Fulda: Briefmarkenfreunde legen Sonderstempel zur Landesgartenschau auf

Auch Büttner und Haase teilen das Hobby seit Schultagen, trugen schon als Kinder ihr Geld für jede neue Marke zur Post. Mit dem Sonderstempel zur Landesgartenschau, der Ort, Postleitzahl, Datum und Verweis auf die Landesgartenschau, die im April eröffnet wurde, trägt – und laut Postvorgabe tragen muss – bieten die Freunde für Briefmarkenkunde Sammlern ein neues Objekt der Begierde – ein „Zeitdokument“, sagen sie.

Die Philatelisten wissen aber auch: Nicht nur ihresgleichen haben an den Sonderstempeln Interesse. Für viele Menschen sei dieser auch einfach eine schöne Erinnerung – samt des eigens für diesen Anlass bedruckten Umschlags. Diesen ziert das Logo der Landesgartenschau. Mehr als 60 Sonderstempel habe es in Fulda seit 1944 zum 1200-jährigen Stadtjubiläum gegeben. Aus ganz unterschiedlichen Anlässen, erklärt Schramm und nennt Beispiele: Deutscher Wandertag, Katholikentag, Stadtjubiläum, 400 Jahre Post in Fulda und auch die Landesgartenschau 1994.

Die Auflage eines Sonderstempels ist indes kein ganz einfaches Unterfangen – angefangen beim Einholen der Rechte für Logos. „Wenn man früher einen Sonderstempel aufgelegt hat, mit dem auch Sonderbriefmarken gestempelt wurden, dann kam die Post mit dem Erlebnispostamt. Heute läuft die Abwicklung – auch für uns in Fulda – über das Versand-Postamt in Weiden in der Oberpfalz“, sagt Schramm.

Will heißen: Er und Büttner sammeln die LGS-Briefe für die Interessenten, versehen sie mit deren Adressen und werfen sie in den Sonderbriefkasten. Der wiederum wird verschlossen und versiegelt nach Weiden geschickt, wo dann die Stempel aufgesetzt und die Briefe in den Versand auf den Postweg gegeben werden.

Kontakt

Zur Eröffnung der Landesgartenschau am Donnerstag, 27. April, hat der Verein für Briefmarkenkunde „Fuldensia“ Fulda einen Sonderwerbestempel zur LGS aufgelegt. Der Stempel zeigt das Logo der Landesgartenschau, das Datum der Eröffnung und der Dauer, sowie den Namen „Verein für Briefmarkenkunde e.V. Fuldensia Fulda“. Erhältlich ist der Stempel bei Gerhard Büttner, Dr. Schneider Straße 30, in Fulda, Telefon (0661) 60 47 80. Alternativ kann dieser Stempel unter Telefon (0 66 57) 91 82 98 bestellt werden.

„Ein Stück weit sägt sich die Post den Ast ab, auf dem sie sitzt, wenn sie auf Einnahmen durch die Sammler verzichtet“, sind die Briefmarkenfreunde überzeugt. Denn mitnichten geht es ihnen allein darum, Marken mit ausgewählten Motiven, zu speziellen Themen und Ereignissen oder aus bestimmten Ländern und Regionen zusammenzutragen. Das sei oft nur ein Einstieg. Von Interesse sei der gesamte Briefumschlag: „Der erzählt nämlich eine Geschichte: Wann wurde er wo abgeschickt? An wen ist er adressiert?“

Er habe durch die Beschäftigungen mit Adressen, Marken und Stempeln viel gelernt, verdeutlicht Haase. „Wenn man sich damit intensiv beschäftigt, fängt man an, sich über Orte und historische Ereignisse zu informieren. Die Bilder auf den Marken regen dazu an, sich beispielsweise mit Bauwerken oder Tieren zu beschäftigen“, sagt der Armenhöfer, der durch seine Sammelleidenschaft Geschichte tatsächlich selbst erlebt hat. Beim Tauschen mit Partnern oder der Erwerb von Briefmarkenbögen aus der DDR zeigte sich der restriktive Umgang mit den Marken und die Devisenpolitik im Osten.

Video: Landesgartenschau in Fulda: Das müssen Sie wissen

Die Gebietsreform von 1972 spiegelt sich ebenfalls in dem seltener werdenden Hobby wider. „Damals“, so erinnert sich Vereinsvorsitzender Büttner, hatte jeder der später eingemeindeten heutigen Stadtteile seinen eigenen Poststempel. Exemplare von damals seien heute noch beliebt bei Sammlern, von denen 40 Mitglieden bei den Freunden für Briefmarkenkunde „Fuldensia“ sind.

100 waren es vor einigen Jahren noch, das prominenteste Mitglied war der einstige Erzbischof Dr. Johannes Dyba. 30.000 Sammler seien bundesweit in Vereinen organisiert. Die nächsten Vereine sind in Lauterbach, Bad Hersfeld, Meiningen, Bad Neustadt (Saale) und Gelnhausen zu finden. Die Schätzung, dass es deutschlandweit rund sechs Millionen Sammler gebe, halten die Fuldaer aber für zu hoch gegriffen.

„Da sind wohl Menschen dabei, die mal ein Album geerbt haben und dieses verkaufen möchten“, vermutet Büttner. Ein Vermögen sei damit aber zumeist nicht zu machen. „Das Klischee, die Briefmarke sei die Aktie des kleinen Mannes, stimmt so nicht“, ergänzt Haase. Hobbys kosteten am Ende eben immer Geld. Die Werte, die auch auf Börsen getauscht würden, seien in den aller meisten Fällen ideeller Natur. Und genau das finde mit der Zeit weniger Anklang, dass das aber mit zunehmender elektronischer Post zusammenhänge, glauben die drei Philatelisten indes nicht.

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