Besonders unter die Haut gehen aber auch die ungeklärten Verbrechen, die Vermisstenfälle und die ungeklärten Mordfälle an der fünfjährigen Gabriele oder der 13-jährigen Christel Merz. Bei diesen Fällen können die Angehörigen nicht abschließen. Das ist wirklich schlimm.
Gerade jetzt in Corona-Zeiten sind Kriminalpodcasts sehr beliebt geworden. Kannst du dir erklären, woher diese Faszination kommt?
Zum einen erzählen solche Podcasts ja von Ausnahmesituationen, von menschlichen Abgründen und schlimmen Schicksalen. Die Fälle selbst sind interessant und sprechen die Ängste des Menschen an. Man fühlt mit den Opfern, kann aber in sicherer Entfernung bleiben. Dass dieses Genre in der Coronazeit einen Aufschwung erlebt hat, liegt vielleicht daran, dass wir mehr Zeit hatten. Denn das Interesse an Verbrechen ist nicht neu. 1974 lief der erste „Derrick“ im ZDF und auch „Aktenzeichen XY… ungelöst“ gibt es schon ewig. Übrigens eine Sendung, die ich schon als Kind immer schauen wollte.
Das Buch „Tatort Osthessen“ von FZ-Redakteurin Daniela Petersen ist über den Buchverlag Parzellers erschienen und fasst 164 Seiten. Es ist für 12,90 Euro in den Geschäftsstellen der Fuldaer Zeitung sowie im Online-Shop verfügbar.
Du hast mit sehr vielen Experten über Täter-Profile gesprochen. Auch wenn kriminelle Handlungen zu Recht strafbar sind, haben auch die Täter oft keine guten Lebensgeschichten vorzuweisen…
Das mag sein. Aber eine Entschuldigung, deshalb zum Straftäter zu werden, ist das ja nicht. Mal abgesehen von irgendwelchen psychischen Störungen oder Krankheiten: Ob man gewalttätig ist oder kriminell handelt, das ist letztlich eine Entscheidung, die man trifft. Ob man zuschlägt oder die Luft anhält und sich wegdreht, das hat man selbst in der Hand. Niemand wird als Straftäter geboren. Jeder hat die Möglichkeit, den guten Weg einzuschlagen – egal wie schwer die Kindheit oder die Umstände sind.
Wie ist es dir gelungen, Wolfgang Gutberlet zu einem Interview zu überreden? Er hat ja über seine Entführung nie groß gesprochen…
In dem Interview geht es ja nicht nur um die Entführung, sondern vor allem um Werte, um Vergeben, Verzeihen und um die Frage, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann und was man daraus lernt. Das steht eigentlich im Fokus. Das habe ich vorher so kommuniziert, und Herr Gutberlet hat dann einem Interview zugestimmt. Für mich selbst war das Gespräch sehr lehrreich und hat mir ganz neue Blickwinkel eröffnet.
Wie würdest du die Entwicklung bezüglich der Berichterstattung beschreiben? Früher waren die Journalisten sehr viel näher am Geschehen als es heute erlaubt ist.
Oh ja. Ein Kollege sagte neulich: „Früher haben die Journalisten die Leiche mit aus dem Maisfeld gezogen.“ Auch die Berichterstattung war sehr viel krasser. Ich erinnere mich an einen Artikel vor vielen Jahrzehnten, da wurde das Foto eines Verdächtigen veröffentlicht. Unverpixelt. Letztlich stellte sich heraus, dass er es gar nicht war.
Denkst du schon über einen zweiten Band nach?
In der „Fuldaer Zeitung“ erscheint gerade wieder eine Serie mit neuen Kriminalfällen. Ob daraus ein zweiter Band wird, das wird man dann sehen. Jetzt muss sich erstmal der erste verkaufen.