Das war nicht immer so: Als er in den 80er Jahren nach Fulda kam, war die Stadt eigentlich nicht seine. Zu katholisch, die Menschen hier zu verschlossen. Doch als er am 1. September 1982 den Ulenspiegel – damals noch in einer kleineren Lokalität weiter hinten in der Löherstraße – eröffnete, änderte sich seine Meinung von Stadt und Leuten, und Borg wurde spätestens mit seinem Umzug in einen Laden weiter vorn in der gleichen Straße zum stadtbekannten Gesicht. Hier verkaufte er in den vergangenen 30 Jahren nicht nur antiquarische und neuere Bücher, sondern auch Wein aus seiner Heimat: der Pfalz.
Nun übergibt Manfred Borg die Geschäfte im Ulenspiegel an Ingeborg Jacobi, die bis vor Kurzem im Buchverlag von Parzeller gearbeitet hat. Mit ihr wird sich in der Löherstraße so gut wie alles ändern: Der Fokus im Ulenspiegel soll mit der Übernahme von Jacobi eher auf neueren Büchern liegen – Antiquarisches soll es laut Borg nur noch aus der Region geben. „Aber eine herkömmliche Buchhandlung soll aus dem Ulenspiegel nicht werden“, wünscht sich Borg. Den Laden, den er in den vergangenen Jahrzehnten geführt hat, wird er nach einem großen Umbau aber selbst nicht wiedererkennen, vermutet er.
Betrieben werden soll der neue Ulenspiegel neben Ingeborg Jacobi auch von Borgs langjähriger Mitarbeiterin Anne Braun und einer weiteren Mitarbeiterin. (Lesen Sie hier: Bonifatius-Apotheke schließt: Weniger Kunden als vor der Corona-Zeit)
Bevor der Laden also von Grund auf erneuert wird, will Borg einen Ausverkauf der antiquarischen Bücher veranstalten. „Vom 5. bis zum 24. Dezember muss alles raus“, sagt Borg. Daher werden die Bücher, die gerade noch in Regalen bis unter die Decke stehen, mit 50-Prozent-Rabatt verkauft.
Diese Regale zu leeren und den Ulenspiegel letztendlich aufzugeben, wird für Borg „ein komisches Gefühl“ sein. Der Ulenspiegel ist ihm ans Herz gewachsen. „Wir waren nicht nur eine Buchverkaufsstelle. Wir haben uns ins Stadtgeschehen eingemischt, Matineen veranstaltet, ich hab’ mich in der Interessengemeinschaft Löherstraße eingebracht, und hier wurde sogar eine eigene Wurst kreiert.“ Wie es mit der „Löbersworscht“ – das ist der Name von Borgs Kreation – weitergehen wird und ob sich jemand anderes des Rezepts annehmen wird, weiß der 70-Jährige selbst noch nicht.
Sein antiquarischer Buchhandel soll aber weiterhin bestehen bleiben. Zwar nicht im Ulenspiegel, dafür aber vom Internet aus. „Den Laden werde ich vermissen. Vor allem die Menschen, die ich hier getroffen habe und die das Leben in Fulda lebenswert gemacht haben“, sagt der Hofbieberer, der auch das Geschäft mit dem Wein aus seiner Heimat, der Pfalz, weiterbetrieben will. Am Samstag, 3. Dezember, will er sich mit dem einen oder anderen Glas davon sowie der obligatorischen „Löbersworscht“ von seinen Kunden verabschieden, die in den Jahren zu Freunden geworden sind.