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Bücherzelle am Uniplatz zugemüllt und vollgepinkelt - „Warum machen Menschen so etwas?“

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Von: Suria Reiche

Bernadette Maria Daniels in der Bücherzelle am Fuldaer Universitätsplatz.
Es gibt Tage, an denen will Bernadette Maria Daniels die Bücherzelle am Fuldaer Universitätsplatz nur mit zugehaltener Nase betreten. © Suria Reiche

Die Bücherzelle am Fuldaer Uniplatz ist ein Ort für viele, die neue Bücher mitnehmen, weitergeben oder einen großartigen Fund machen wollen. Doch leider wird dieser Ort anscheinend auch für Zwecke genutzt, für die er nicht gedacht ist.

Fulda - Eigentlich sollen Literatur-Liebhaber in der zu jeder Zeit offenstehenden Bücherzelle am Universitätsplatz in Fulda die Möglichkeit haben, Bücher zu finden, ohne für diese Geld bezahlen zu müssen. Man kann seine eigenen Bücher im Austausch dort für andere Interessenten hinterlassen, sich Werke schnappen, die andere nicht mehr in ihrem Regal stehen haben wollen, oder einen echten Schatz finden.

Fulda: Bücherzelle am Uniplatz zugemüllt und vollgepinkelt

Die Bücherzelle wird seit der Eröffnung im Oktober 2013 intensiv genutzt – aber unter den Menschen, die dann und wann hineinschauen, befinden sich wohl auch solche, die die Zelle vermüllen oder hineinpinkeln. (Lesen Sie hier: Geklaut statt getauscht: 120 Exemplare aus Bücherschrank geplündert)

Eine Leserin unserer Zeitung beschwerte sich jüngst über den Gestank von Urin: „Mit dem Fuß und der Hüfte die Tür offen haltend, dabei mit dem ausgestreckten Arm nach Büchern im Regal angelnd, sicherlich den Atem anhaltend, kann man nun Lesehungrige dort nach literarischen Schätzen suchen sehen“, beschrieb sie ihren Ärger. Sie selbst wohne in der Innenstadt, komme mindestens zwei Mal im Monat in die Bücherzelle. „Vielleicht mache ich ja den Fund meines Lebens. Ich muss kein neues Buch kaufen, um ein gutes zu bekommen“, sagt sie.

Ein solcher Ort, der den Bürgern kostenfrei ein solches Vergnügen biete, könne doch nicht so verwahrlosen. Das findet auch Marita Glaser, die Patin der Bücherzelle. Sie macht sich deswegen jeden Sonntag mit einem Besen bewaffnet auf den Weg in die Zelle, um sie zumindest auszufegen. Eine Grundreinigung habe noch nie stattgefunden.

Menschen nutzen die Bücherzelle des Öfteren als Pissoir oder Mülleimer. Die 70-jährige Bernadette Maria Daniels, die sich per Mail an die Redaktion gewandt hat, fragt sich also: „Warum machen Menschen so etwas?“ Auch um die ehemalige Telefonzelle herum seien der Gestank und auch die Verschmutzung schlimm. „Man kann natürlich nicht erwarten, dass hier alles top ist. Aber wenn so etwas Tolles wie eine Bücherzelle angeboten wird, müssen die Menschen doch wenigstens ordentlich damit umgehen“, so Daniels.

Leserin fragt sich, warum Bücherzelle am Uniplatz so verdreckt wird

Beobachtet wurde bisher niemand, der in die Zelle oder daneben uriniert. Weder von der Stadt, noch von denen, die sich um die Bücherzelle kümmern. Auf die Frage, ob es schon zu Vandalismus an der Bücherzelle gekommen ist, antwortet die Pressestelle der Stadt, dass in der Hexennacht vor einigen Jahren schon mal ein Buch angezündet wurde und dass 2017 einige Wochen lang Bücher im größeren Umfang offenbar zum Weiterverkauf entnommen wurden. Das scheine in anderen Orten öfter vorzukommen.

Das Interesse an Büchern ist offenbar groß. Auch deswegen findet Daniels, man solle sich um das „verwaiste, gedruckte Wort“ kümmern und es nicht auf diese Weise verschmutzen. (von Suria Reiche und Patricia Reimer)

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