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Für Vereine wird es eng: Gemeinden reduzieren die Kapazitäten der Bürgerhäuser

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Von: Volker Nies

Fulda: Bürgerhäuser sollen gebündelt genutzt werden
Das Bürgerhaus in Lütterz gehört zu den Gemeinschaftshäusern, die in den Winterschlag gehen. © Volker Nies

Städte und Gemeinden müssen Energie sparen. Der Sparkurs betrifft auch die Bürgerhäuser. Dabei geht es nicht nur um eine maximale Raumtemperatur von 19 Grad. Auch Nutzungen sollen gebündelt werden. 

Kreis Fulda - Die Gemeinde Großenlüder ist mit ihren Planungen im Landkreis Fulda wohl schon am weitesten: Sie wird die Gemeinschaftshäuser in den beiden kleinsten Ortsteilen Eichenau und Lütterz in den Winterschlaf versetzen. Das berichtet Bürgermeister Florian Fritzsch (SPD).

Fulda: Bürgerhäuser im Winterschlaf - Fastnacht soll gefeiert werden

Die Gemeinde hatte einen Arbeitskreis „Energieeinsparmöglichkeiten“ gebildet. Ihm gehören Mitglieder aller Fraktionen, die Ortsvorsteher, Vertreter des Gemeindevorstands und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung an. Der einschneidendste Vorschlag trifft die Bürgerhäuser: Hier sollen die Häuser in Lütterz und Eichenau fast komplett heruntergefahren werden. Bereits geplante Veranstaltungen finden statt, aber es werden keine Neuanmeldungen für den Winter mehr angenommen. Generell sollen Zusammenkünfte mit wenigen Teilnehmern von großen Sälen in kleinere Räume verlegt werden. Zudem prüft die Gemeinde, ob Nutzungen konzentriert an wenigen Tagen in der Woche stattfinden können.

„Grundsätzlich sollen aber nach zweijähriger Abstinenz Fastnachtsveranstaltungen für die Kampagne 2023 zugelassen werden. Dies betrifft insbesondere die Bürgerhäuser in Bimbach, Kleinlüder, Müs und Uffhausen“, berichtet Bürgermeister Fritzsch.

In Hilders will die Gemeinde Veranstaltungen in den Bürgerhäusern so umlegen, dass die Säle effizienter genutzt werden. „Geheizte Räume sollen belegt und nicht geheizte Räume von der Nutzung ausgenommen werden. Hier wird dann nur der Frostschutz gewährleistet“, erläutert Bürgermeister Ronny Günkel (CWE). Fastnachtsveranstaltungen sollen aber möglich sein, betont der Bürgermeister. (Lesen Sie auch: Absage von Weihnachtsmärkten verhindern - Hessens Kommunen überlegen sich Sparmaßnahmen)

Manfred Helfrich: „Bürgerhäuser sind für das Gemeinschaftsleben unverzichtbar“

Auch die Stadt Fulda hat die Belegung ihrer Bürgerhäuser in den vergangenen Wochen geprüft. „Wir haben dazu Gespräche geführt. Aber gerade die Häuser großer Stadtteile sind fast durchgängig belegt. Eine Schließung würde eine Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens bedeuten, die wir nicht wollen“, sagt Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU).

Auch in Ehrenberg und in Tann wollen die Kommunen Energie sparen und die Temperaturen in den Bürgerhäusern absenken. Die Nutzung der Bürgerhäuser soll aber nicht eingeschränkt werden, berichten die Bürgermeister Mario Dänner (parteilos, Tann) und Peter Kirchner (parteiunabhängig, Ehrenberg).

Poppenhausens Bürgermeister Manfred Helfrich (CDU) betont: „Wir sind uns unserer solidarischen Verantwortung bewusst, dass in der Energiekrise jeder seinen – wenn auch kleinen – Beitrag leisten muss, wenn die Gesellschaft insgesamt davon profitieren soll“. Er fügt an: „Das Thema treibt uns alle um. Gleichwohl gilt es, nicht in Panik zu verfallen und übereilte Maßnahmen zu treffen.“ Er wolle nicht sofort restriktiv einschreiten, sondern mit Bedacht zeitnah Lösungen suchen.

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Die Bürgerhäuser seien für das Gemeinschaftsleben unverzichtbar, erklärt Helfrich. Die Gemeinde habe zudem den Vorteil, dass das wichtigste Gemeinschaftshaus nicht mit Erdgas beheizt wird. „Das Von-Steinrück-Haus, in dem auch die Fastnachtsveranstaltungen stattfinden, ist an die Nahwärmeheizung der Energiegenossenschaft Poppenhausen angeschlossen. Daher sind die Heizungskosten zwar auch hier gestiegen, aber längst nicht in dem Ausmaß wie bei den Gemeinschaftshäusern, die mit fossiler Energie geheizt werden.“

Für die Vereine kommt die Diskussion über eine zeitweise Schließung der Bürgerhäuser unterdessen zur Unzeit. Der anhaltende Zustrom an Flüchtlingen, nicht zuletzt aus der Ukraine, führt bereits dazu, dass mehrere Kommunen, darunter Eichenzell, Hofbieber und Dipperz, darüber nachdenken, Flüchtlinge in Bürgerhäusern unterzubringen. Wenn keine Wohnungen oder leere Gasthöfe zur Verfügung stehen, bleibt den Gemeinden oft keine andere Möglichkeit, als Bürgerhäuser zu belegen.

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