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Bürgerinitiative in Neuhof verschärft den Ton: „Es geht K+S ausschließlich ums Geld“

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Von: Volker Nies

Kaliberg in Neuhof
Über dem Kaliberg türmen sich dunkle Wolken auf – tatsächlich und im übertragenen Sinne. © Ines Schwarz

Die Bürgerinitiative (BI) Umwelt Neuhof erneuert ihre Kritik an der von Kali + Salz geplanten Dickschichtabdeckung des Kalibergs. Reaktionen des Unternehmens auf Äußerungen der BI halten die Kritiker des Projekts für wenig überzeugend. Zugleich wird der Ton der BI schärfer. 

Neuhof - Das Unternehmen K+S hat zu einigen Aussagen der BI Stellung bezogen, die bei dem Infoabend der BI zuvor gefallen waren. Darauf reagiert die BI nun. „An der Erwiderung des Unternehmens merkt man, dass unsere Referenten den Nagel auf den Kopf getroffen haben und sich die Strategie des Unternehmens K+S durch eigene Fakten entlarvt hat“, sagt der BI-Vorsitzende Hubert Enders.

Fulda: Bürgerinitiative sieht bei K+S finanzielle Motivation

Es sei bemerkenswert, aber im Ergebnis irrelevant, wenn der Kaliberg im Kreis Fulda, so die jüngste Behauptung von K+S, in der Zeit bis 2035 „nur um ein Viertel“ – und nicht um ein Drittel, wie von der BI behauptet – wachse.

Zunächst sei unbestritten, dass nach der vom Unternehmen selbst vorgelegten Planunterlage ein Zuwachs der Salzrückstände auf der Halde von 32 Prozent bis voraussichtlich 2035 dokumentiert werde, nämlich von derzeit 133 Millionen Tonnen um weitere 43 Millionen auf 176 Millionen Tonnen.

FZ-Forum

Unsere Zeitung veranstaltet am Freitag, 31. März, um 18 Uhr im Gemeindezentrum Neuhof ein Forum zum Thema Haldenabdeckung. Wer als Zuschauer teilnehmen möchte, muss sich vorher anmelden und eine Zusage erhalten haben.

Die Anmeldung erfolgt über die Internetseite der FZ-Akademie. Abonnenten unserer Zeitung erhalten pro Abonnement zwei Eintrittskarten gratis – solange Plätze im großen Saal des Gemeindezentrums verfügbar sind. Wer nicht die Fuldaer Zeitung oder eine andere Lokalausgabe unserer Zeitung bezieht, der zahlt fünf Euro Eintritt. Das Abo lohnt sich also auch hier. Schon auf der Startseite des Internetauftritts der FZ-Akademie findet man den Hinweis auf das „FZ-Forum in Neuhof“.

Für das Forum anmelden kann man sich auch persönlich in einer Geschäftsstelle unserer Zeitung. Auch hier gilt: Pro Zeitungsabo sind zwei Eintrittskarten gratis.

Letztlich komme es darauf aber nicht an. „Das Wachstum der Halde muss schnellstmöglich, und zwar möglichst vollständig, durch Direktversatz der Produktionsrückstände unter Tage gestoppt werden. Nur so kann das Problem zunächst überhaupt eingegrenzt werden“, sagt der BI-Vorsitzende.

Auch die Aussage des Unternehmens, wonach im Abschluss der K+S Minerals and Agriculture GmbH doch Rückstellungen für die Zukunft des Kalibergs gebildet worden seien, hält die Bürgerinitiative für nicht aussagekräftig. „Da K+S den Einzelabschluss nicht veröffentlicht hat, können wir dazu nichts sagen, auch nicht, ob ein Zusammenhang mit Neuhof besteht“, sagt der BI-Sprecher.

Es geht K+S ausschließlich ums Geld, und das wurde durch die vom Unternehmen selbst geschaffenen Fakten eindrucksvoll belegt.

Hubert Enders, Vorsitzender der Bürgerinitiative

Festzuhalten bleibe, dass der für den Kapitalmarkt allein maßgebliche veröffentlichte Konzernabschluss der K+S-Gruppe die vollständige Auflösung der Risikovorsorge für die Verwahrung der Halde in Neuhof schon im Geschäftsjahr 2021 belege. „Zu einem Zeitpunkt, zu dem die meisten Menschen in der Region noch im Dornröschenschlaf lagen, hat K+S sein Konzernergebnis wegen erwarteter künftiger Erlöse aus der Ablagerung von belastetem Boden und Bauschutt in zweistelliger Millionenhöhe aufgebessert“, äußert Enders.

Darüber hätten die beiden Referenten in der Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative berichtet und damit deutlich gemacht, dass die von K+S verbreitete Version, wonach das Unternehmen Millionenbeträge aufwende, um die Halde „der Natur zurückzuschenken“, nicht den Tatsachen entspreche.

K+S lädt zu Themenabend zur Zukunft der Halde ein

Die mögliche Abdeckung und Begrünung der Rückstandshalde des Kaliwerks Neuhof-Ellers und die Frage, ob die Haldenwässer langfristig auch anders minimiert werden können, bewegen viele Menschen in der Region. Deshalb lädt K+S interessierte Bürgerinnen und Bürger für Mittwoch, 3. Mai, zu einem öffentlichen Themenabend in das Gemeindezentrum Neuhof ein. Inhaltlich wird es um Varianten zur Reduzierung von Haldenwässern und deren Prüfung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gehen, heißt es in einer Pressemitteilung von K+S.

Ursprünglich sollte der erste in einer Reihe von Themenabenden bereits Mitte März zu Detailfragen rund um das Thema Materialien stattfinden. Im neu gegründeten Dialogkreis wurde jedoch deutlich, dass die Menschen in der Region zuerst ganz grundsätzliche Fragen dazu haben, welche Möglichkeiten es zur Vermeidung der Haldenwässer gibt. Um die Veranstaltung neu auszurichten, wurde der Termin verlegt.

Im Gegenteil: „Es geht K+S ausschließlich ums Geld, und das wurde durch die vom Unternehmen selbst geschaffenen Fakten eindrucksvoll belegt“, sagt der Vertreter der BI.

Zudem bewerte die Bürgerinitiative die Angabe von K+S, wonach auch nach dem Jahr 2075 mit einer Salzwasserfracht von 1,2 Millionen Kubikmetern pro Jahr zu rechnen sei, als bemerkenswert.

Video: K+S verwertet im Landkreis Hersfeld-Rotenburg Gefahrstoffe unter Tage

Dies zeige zunächst, dass die von K+S geplanten Maßnahmen im Werra-Fulda-Revier in der Summe zur Zielerreichung einer Reduzierung der Salzwasserlast in einem seriös planbaren Zeitraum nicht besonders effizient seien. Dabei müssten nach den Vorgaben der Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Weser bis zum Jahr 2075 sämtliche Haldenabdeckungen im Werra-Fulda-Revier abgeschlossen sein.

„Dass dieses Zieldatum bei einer Dickschichtabdeckung der Halde in Neuhof aufgrund des gigantischen Mengengerüsts der K+S Planung nicht einzuhalten ist, ist inzwischen unstreitig. Damit verliert die K+S-Planung für Neuhof endgültig jenen politischen Rückhalt, den das Unternehmen in seinem Marketing immer wieder für sich in Anspruch genommen hatte“, betont Enders.

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