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Bundesweit einzigartiges Modell: Antonius Bürgerstiftung plant 29 neue Wohneinheiten

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Günter Habig, Architekt Patrick Tetzlaff, Michaela Lengsfeld, Architekt und Stadtplaner Peter Sichau und Rainer Sippel.
Günter Habig (Geschäftsführer Antonius gemeinsam Leben gGmbH, von links), Architekt Patrick Tetzlaff (Sichau & Walter), Michaela Lengsfeld (Antonius), Architekt und Stadtplaner Peter Sichau und Rainer Sippel (Antonius). © Mirko Luis

Mit einem nach den Worten von Architekt und Stadtplaner Peter Sichau „völlig neuen Konzept, wie man sozialen Wohnungsbau begreifen kann“ geht die Bürgerstiftung Antonius jetzt in die Realisierung von 29 neuen Wohneinheiten im Stadtteil Neuenberg. 

Fulda - „Das Modell nimmt den Begriff des sozialen Wohnungsbaus sehr ernst – sozial bedeutet, dass der Stärkere dem Schwächeren hilft, indem er aufgrund seiner Grundhaltung freiwillig eine höhere Miete zahlt und somit die anderen Wohnungen subventioniert“, sagte Sichau am Montagabend auf einer gut besuchten Infoveranstaltung in der Festscheune von Antonius. Vergleichbares gebe es bisher „nirgendwo anders“, auch nicht bei Wohngenossenschaften.

Fulda: Bundesweit einzigartiges Modell - Antonius plant 29 neue Wohneinheiten

Die Wohnungen, die im Zuge des Baues von mehreren Gartenhäusern im Nordwesten des großflächigen Areals der gemeinnützigen Stiftung entstehen sollen, werden eine Größe zwischen 45 und 100 Quadratmetern haben. Wobei 16 Wohnungen für sozial Bedürftige und acht Wohnungen für mittlere Einkommen vorgesehen seien. Für umweltschonendes Bauen und gesundes Wohnen soll die Ressource Holz sorgen. Geplant sind außerdem Tiefgaragen mit über 50 Stellplätzen.

Die betreffenden Gartenhäuser zeichnen sich neben ihrer Barrierefreiheit und dem autofreien Umfeld unter anderem auch mit ihrer Lage in einem Stadtquartier, das eine fußläufige Nahversorgung ermöglicht, aus. Und das sich – so die Kernbotschaft der von Peter Sichau vorgestellten Visionen des Masterplans für Antonius bis 2030 – noch weiter öffnen will. Längst ist die Einrichtung zu einem besonderen Lebens-, Lern- und Arbeitsort in Fulda geworden.

Neben der Nutzung von staatlichen Förderprogrammen soll die anstehende Investition, über deren Höhe am Montag noch keine genauen Angaben gemacht werden konnten, unter Einbeziehung eines Förderprogramms der Stadt Fulda für mittlere Einkommen geschultert werden. Als Termin für den Baubeginn nannte der Architekt auf Nachfrage indes den Monat April dieses Jahres. Der Bauantrag sei eingereicht, das Genehmigungsverfahren laufe. Bis Ende 2024 soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein.

„Parallel dazu arbeiten wir an einem Mobilitätskonzept“, kündigte Sichau an. Da zudem die zunehmende Verkehrsbelästigung – spürbar unter anderem beim sich stauenden Verkehr in der Haimbacher Straße – unweigerlich zum Verlust von Lebensqualität führe, sei engagiertes Handeln erforderlich. In diesem Zusammenhang appellierte der Architekt an die Menschen in der Stadt, sich über Gespräche mit politischen Vertretern für die Schaffung eines Kreisverkehrs nach dem Vorbild der Magdeburger Straße stark zu machen. Außerdem könnten zum Beispiel weitere Straßen ausgebaut, Abfahrtmöglichkeiten geschaffen und Zebrastreifen installiert werden.

„Das ist eine Qualität, die immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft suchen“

Zu Beginn des Abends hatte sich Rainer Sippel, Stiftungsratsvorsitzender der Bürgerstiftung Antonius, überrascht über das große Interesse gezeigt und gemeinsam mit Antonius-Seelsorger Pater Thomas Bewohner, Kollegen, ehrenamtliche Mitarbeiter, Nachbarn und Interessenten begrüßt. Bei der Erfüllung des Auftrages, Menschen mit Behinderung Chancen zu geben, sei in den letzten 120 Jahren viel geschafft worden.

„Es ist ein großer Schatz, auf den wir zurückgreifen können, aber auch eine große Verantwortung, dies in die Zukunft zu tragen“, so Sippel. Insbesondere der soziale Wohnungsbau sei eine immense Herausforderung, was man schon daran sähe, dass es Wohlfahrtsverbänden und Kommunen schwerfiele, die richtigen Antworten zu finden. (Lesen Sie hier: Haus mit doppeltem Boden entsteht: Baustart für neues Antonius-Wohnprojekt)

„Wir haben etwa 300 Wohnungen, aber mittlerweile auch eine ganze Reihe von Bewohnern, die nicht mehr in unseren Wohnungen leben können, weil wir zu wenig davon haben“, schilderte Sippel. Folge sei, dass sich die Betreffenden in der Stadt eingemietet hätten. „Und hier sehen wir, dass es da Schwierigkeiten gibt, da unsere Bewohner oftmals zu kurz kommen“, so Sippel. Schließlich seien diese das Leben in Gemeinschaft gewohnt und nicht, dass sich jeder zuerst um sich selbst kümmere.

In diesem Zusammenhang wies Pater Thomas auf die Vorzüge des Antonius-Quartiers hin. So träfen Menschen dort immer auf jemanden, der ihnen unvoreingenommen begegne und Interesse entgegen bringe. „Und das ist eine Qualität, die immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft suchen.“ (von Mirko Luis)

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