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Eichenzeller Speditions-Netzwerk CargoLine baut neu - aber nicht im Kreis Fulda

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Von: Sabrina Mehler

Das neue CargoLine-Hub entsteht in Niederaula
Das neue Hauptumschlagslager entsteht in Niederaula. In der Gemeinde Eichenzell hatte es dafür keine freien Flächen gegeben. © CargoLine

CargoLine baut in Niederaula für einen zweistelligen Millionenbetrag ein neues Hauptumschlagslager. Dabei wäre das Speditions- und Logistik-Netzwerk gerne in Eichenzell-Welkers geblieben. Doch weder in der Gemeinde noch im Rest des Landkreises gab es freie Flächen für die nötige Erweiterung. 

Welkers/Niederaula - Bisher hat die Kooperation CargoLine, der rund 80 deutsche und internationale Speditionen und Logistiker angehören, sogenannte Zentral- und Europahubs am Standort der Spedition John in Eichenzell-Welkers genutzt. Hub steht für Hauptumschlagsbasis, für eine Verteilerstelle also, an der Lkw aus ganz Europa zusammenkommen, ihre Waren umschlagen und sich wieder auf den Weg quer über den Kontinent begeben. Rund 90 Lkw werden in Welkers täglich zwischen 21 und 2 Uhr abgefertigt.

Fulda: Eichenzeller Speditions-Netzwerk CargoLine verlegt Standort nach Niederaula

„Wir verzeichnen seit Jahren ein kontinuierliches Wachstum bei den Sendungen“, erklärt nun Jörn Peter Struck, Vorsitzender der CargoLine-Geschäftsführung. Das Netzwerk habe neue Partner gewonnen, die digitale Spedition Cargoboard entwickle sich positiv und im direkten Geschäft mit dem Endkunden sei ebenfalls ein Boom zu verzeichnen.

„Die räumlichen Kapazitäten unseres Gesellschafters und Hubdienstleisters John Spedition sind jedoch endlich, und es gab für ihn in seiner Region keine Möglichkeit, ein passendes Grundstück für eine neue Anlage zu erwerben“, erklärt Struck.

Das bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung Birgit Bergemann, Geschäftsführerin des Unternehmens John, das im Jahr 1993, damals mit Klaus Schröder an der Spitze, gemeinsam mit sechs weiteren Gesellschaftern CargoLine gegründet hatte. „Wir hätten das Hauptumschlagslager gerne weiterhin hier betrieben, haben aber kein Grundstück für eine Erweiterung bekommen.“

Zahlreiche Gemeinden im Landkreis Fulda seien angefragt worden, doch weder in Flieden noch in Neuhof noch in Hünfeld oder andernorts seien freie Flächen vorhanden gewesen.

Daher hatte sich CargoLine schon vor einiger Zeit entschlossen, auf einem verkehrsgünstig zwischen den Autobahnen 4, 5 und 7 gelegenen Grundstück in Niederaula neu zu bauen und das neue Lager selbst zu betreiben. Die Grundsteinlegung für das rund 10 800 Quadratmeter große Lager mit 126 Toren war bereits im Oktober vergangenen Jahres erfolgt; im ersten Quartal 2023 soll es in Betrieb genommen werden.

Umzug bedeute „Win-win-Situation“ für CargoLine und Spedition John

CargoLine spricht von einer Investition in zweistelliger Millionenhöhe. Die neue Anlage habe unter anderem den Vorteil, dass anders als in Welkers das Zentral- und das Europahub in einem Gebäude vereint und Prozesse optimiert werden könnten. (Lesen Sie auch: Auf dem Weg zum E-Lkw: Projekt der Hochschule Fulda erforscht Alltagstauglichkeit)

Es sei eine „Win-win-Situation“ sowohl für CargoLine als auch für die Spedition John, heißt es in einer Pressemitteilung. Denn das Welkerser Unternehmen gewinne nun Platz für eigenes Wachstum. In der Tat erklärt auch Geschäftsführerin Bergemann: „Dass wir als Spedition gleichzeitig ein Hub betreiben, ist einzigartig und hat uns auch manchmal an die Grenzen gebracht.“

Nun liege in der Veränderung eine Chance: „Wir haben jetzt mehr Kapazitäten, mehr Lagerflächen und auch mehr Mitarbeiter zur Verfügung, um uns weiterzuentwickeln.“ Ein Wermutstropfen: Um die 15 Mitarbeiter könnten künftig von Eichenzell nach Niederaula wechseln. Ansonsten habe der CargoLine-Umzug ab er eher geringe Auswirkungen für die Spedition, sagt Bergemann und bekräftigt: „Wir bleiben weiterhin in der Region.“

Gemeinde Eichenzell bedauert Umzug von CargoLine nach Niederaula

Nicht ganz so glücklich über die Verlagerung äußert sich hingegen Eichenzells Erster Beigeordneter Peter Happ (CDU): „Wir bedauern die Verlagerung sehr. Leider waren wir nicht in der Lage, Erweiterungsflächen anzubieten.“

Es sei nicht das erste Mal, dass aus diesem Grund Unternehmen abgesagt werden müsse. Bedauerlich sei dies auch, weil die Gemeinde nun auf „ein nicht unerhebliches Steueraufkommen“ verzichten müsse.

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