1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Caritas verstärkt Bau von Wohnungen: Diözesanverband investiert Millionenbetrag für sozial Schwache

Erstellt:

Von: Volker Nies

In Maberzell baut die Caritas auf dem Grundstück des ehemaligen Pfarrhauses derzeit zwölf Wohnungen. Die Caritas-Vorstände Ansgar Erb (links) und Markus Juch freuen sich über den Baufortschritt.
In Maberzell baut die Caritas auf dem Grundstück des ehemaligen Pfarrhauses derzeit zwölf Wohnungen. Die Caritas-Vorstände Ansgar Erb (links) und Markus Juch freuen sich über den Baufortschritt. © Volker Nies

Baumaterial ist knapp, die Zinsen steigen: Die Rahmenbedingungen, um neue Wohnungen zu bauen, werden schwieriger. Die Caritas verlangt deshalb, dass Wohnraum gerade für sozial Schwache entsteht. Sie fordert aber nicht nur, sie baut auch selbst – und das in wachsendem Maße.

Fulda - „Eine eigene Wohnung zu haben, gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Bezahlbarer Wohnraum ist aber in vielen Städten Mangelware“, klagt Markus Juch, Vorstandsvorsitzender der Caritas im Bistum Fulda. Gegenüber der Landespolitik und den Verantwortlicher vor Ort drängt Juch regelmäßig darauf, dass bei jedem Neubauprojekt an die Schwächeren gedacht wird, die auf dem freien Markt schwer etwas finden.

„Wir als Caritas tun aber auch selbst eine Menge, um Wohnraum zu schaffen – auch wenn das nicht unser Kerngeschäft ist“, sagt Ansgar Erb (56), Finanzvorstand der Caritas im Bistum Fulda. Er führt die Bauaktivitäten des Verbands in Fulda. (Lesen Sie hier: Kein inklusives Wohnprojekt in der „L14“: antonius will Gebäude wieder verkaufen)

Fulda: Caritas verstärkt Bau von Wohnungen für sozial Schwache

Dass ein Caritas-Verband Wohnungen mietet oder bauen lässt, ist in Deutschland nicht selten. „Dass ein Verband selbst baut, ist untypisch für die Caritas. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass wir im Vorstand die fachliche Kompetenz für das Bauen haben“, erklärt Juch und verweist auf seinen Vorstandskollegen Ansgar Erb. Dieser besitzt als früherer kaufmännischer Leiter eines Bauunternehmens in Thüringen einschlägige Erfahrungen.

Begonnen mit dem Schaffen von Wohnraum hat der Caritas-Verband im Jahr 2005. Zunächst wurden Wohnungen für Senioren gebaut – oft in der Nähe von Altenheimen. Im St. Ulrich-Quartier in Hünfeld änderte die Caritas ab dem Jahr 2016 ihr Konzept: Sie baute Wohnungen für Menschen aller Zielgruppen – für Junge und Alte, für Menschen mit Handicap und ohne.

„Dieses kleine Stadtviertel wurde zum bundesweiten Modell“, berichtet Juch. Der Bewohner-Mix ermöglicht ein vielfältiges Miteinander. Zudem bewies die Caritas ihre Professionalität als Bauherr. „Mittlerweile kommt die Politik auf uns zu und fragt: Könnt ihr etwas bauen? Private Investoren haben oft wenig Interesse, sozialen Wohnraum zu schaffen, auch wenn es finanzielle Hilfen vom Staat und von vielen Städten gibt“, berichtet Erb.

Der Caritas-Finanzchef rechnet vor: Die zwölf Wohnungen, die jetzt in Maberzell entstehen, kosten 2,1 Millionen Euro. Davon erhält die Caritas 440.000 Euro als Zuschuss von der Stadt Fulda und 1,02 Millionen Euro vom Land – ein Drittel als Zuschuss, zwei Drittel als Darlehen.

Video: Hohe Bauzinsen: Immobilien-Boom vor dem Aus

„Mit unseren Bauaktivitäten wollen wir auch privaten Bauherren zeigen, dass man mehr für den Bau von Sozialwohnungen tun kann, ohne draufzulegen“, sagt Erb. „Als Bauherr arbeiten wir kostendeckend. Das heißt, wir wollen keinen Gewinn erzielen, aber der Bau von Sozialwohnungen ist für uns auch nicht unwirtschaftlich.“

Geplante Bauten

Geplante und begonnene Wohnbauprojekte im Bereich des Bistums Fulda:

Maberzell, Rittlehnstraße (links von der Kirche): Zwölf Wohnungen, Baukosten 2,1 Millionen Euro, Baubeginn Herbst 2021

Maberzell, Zum Schulzenberg: Zwölf Wohnungen, Baukosten 1,8 Millionen Euro, Baubeginn im Herbst 2022.

Fulda-Galerie, Paul-Klee-Straße: Drei Wohnungen für geistig behinderte Menschen und eine Stadtteil-Bücherei, Baukosten drei Millionen Euro, Baubeginn Frühjahr 2023

Kassel: 15 Seniorenwohnungen, Kosten 2,7 Millionen Euro, Beginn vermutlich Frühjahr 2023.

Für drei Gruppen, die es auf dem Markt schwer haben, baut die Caritas jetzt Wohnungen: für Menschen mit besonderem Hilfsbedarf wie Obdachlose, Haftentlassene und psychisch Kranke; für eigene Mitarbeiter wie etwa Pflegekräfte in Altenheimen und schließlich für alle, die ein so geringes Einkommen haben, dass sie einen Wohnberechtigungsschein erhalten – allein in der Stadt Fulda sind das 320 Menschen.

„Bei diesen drei Gruppen wächst der Bedarf. Deshalb haben wir unsere Bauaktivitäten ausgebaut“, berichtet Juch. Die steigenden Zinsen beunruhigen ihn nicht, weil die geplanten Projekte bereits finanziert seien. Sorgen machen ihm aber die Baupreisentwicklung und die Materialknappheit. Die ersten sechs der zwölf Wohnungen in Maberzell werden zum Jahresende fertig. Wer einen Wohnberechtigungsschein hat, kann sich bereits per E-Mail unter finanzen@caritas-fulda.de um eine Wohnung bewerben.

Auch interessant