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Geographische Datenanalysen: Corona-Pandemie als Chance zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

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Die Digitalisierung sorgt für einen Strukturwandel in vielen Berufen – doch beim Thema Weiterbildung hinkt Deutschland hinterher.
Mit einer interaktiven Landkarte soll es in Zukunft möglich sein, Entscheidungen in der Pandemie schneller treffen zu können. So soll die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden. (Symbolbild) © Uwe Anspach/dpa

Um Corona-Planungsstäben die Arbeit zu erleichtern, stellt ein Team der Hochschule Fulda Geographische Datenanalysen zur Verfügung. Strategische Entscheidungen im Gesundheitswesen, die einen geographischen Bezug haben, lassen sich so schnell und effizient treffen.

Fulda - Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Frankfurt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Fulda auf Basis von Geographischen Datenanalysen interaktive Landkarten für den zentralen Planungsstab „Stationäre Versorgungsstruktur von COVID-19-Patientinnen und -Patienten“ des Landes Hessen entwickelt. Die Karten liefern tagesaktuell ein Bild über die Pandemielage, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Sie stellen Informationen zur Inzidenz und Auslastung von Beatmungsplätzen in Krankenhäusern dar. Prognosen sind ebenfalls integriert.

Entscheider können mithilfe dieser Kartenvisualisierung schnell erkennen, wohin sie Patientinnen und Patienten verlegen können, wenn ein Krankenhaus ausgelastet ist. Aus den visualisierten Daten lässt sich ebenso schnell entnehmen, ob Kliniken in der Nachbarschaft in absehbarer Zeit mit einer stärkeren Auslastung rechnen müssen und freie Bettenkapazitäten selbst benötigen. (Lesen Sie hier: Stärkung von Praxis und Wissenschaft: Hochschule Fulda zeichnet Studierende aus)

Fulda: Corona als Chance zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Zuvor hatte Professor Dr. Jozo Acksteiner, der das Team an der Hochschule leitet, Geographische Datenanalysen vor allem in der Logistik eingesetzt, wenn etwa Lieferketten nach Naturkatastrophen aufrechterhalten werden mussten. „Der Einsatz im Rahmen der Corona-Planungsstäbe zeigt, dass die Methodik ebenso einen positiven Beitrag zur Digitalisierung des Gesundheitswesens leisten kann“, sagt er. „Die Corona-Krise kann man auch als Chance verstehen, solche modernen Entscheidungssysteme einzuführen und unser Gesundheitssystem weiter zu digitalisieren.“

Acksteiner berichtet von seinen Erfahrungen: „Dadurch, dass die Landkarte einen schnell erfassbaren Kontext liefert, wird die Zeit von der Datenbereitstellung bis zur Bereitstellung eines Entscheidungssystems gegenüber herkömmlichen Datenanalyseverfahren um 80 Prozent beschleunigt, bei gleichzeitig deutlich verbesserter Abstimmung der Entscheider untereinander.“

Auch impraktikable Entscheidungen und Datenfehler können durch die Verbindung mit der Landkarte gut identifiziert und eliminiert werden, etwa wenn die Situation der Beatmungskapazitäten zweier Krankenhäuser, eines im Status „grün“, eines im Status „rot“, vertauscht wurde. „Diesen Fehler in einer Excel-Tabelle auszumachen ist schwierig“, so Acksteiner, „aber auf einer Kartendarstellung springt den Expertinnen und Experten ein solcher Fehler ins Auge und kann sofort korrigiert werden.“

Anwendung über Corona hinaus: Gesundheitsplanung und Krankheitsprävention

Einsetzen lässt sich die Geographische Datenanalyse prinzipiell überall dort, wo es um Entscheidungsfindungen mit einem geographischen Bezug geht. Mit dem Universitätsklinikum Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration wollen die Fuldaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Methodik daher weiterentwickeln, etwa für weitere Pandemien oder mit Blick auf die Kapazitätsplanungen, beispielsweise im Pflegebereich.

„Wir brauchen keine Pandemie, um in den Krankenhäusern eine hohe Auslastung und eine Überlastung der Kapazitäten zu erleben“, sagt Dr. Michael von Wagner, der die Stabsstelle für Medizinische Informationssysteme und Digitalisierung beim Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikum Frankfurt leitet, und betont: „Wir wünschen uns, in unseren klinischen Entscheidungen digital besser unterstützt zu werden.“

Großes Potenzial sehen Acksteiner und sein Team auch im Bereich der Krankheitsprävention. „Wir arbeiten derzeit an einer Karte, die Umwelteinflüsse und Krankheiten abbildet und zeigt, wo diese Einflüsse mit bestimmten Krankheiten korrelieren.“ (ah)

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