Mir war und ist es wichtig, dass jeder, der etwas zu alldem sagen möchte, das auch tun kann.
Doch der Ruf, sie und alle, die mit ihr demonstrieren, seien rechts, blieb bestehen. Die Demonstrationen und Kundgebungen von „Frieden und Freiheit“ wurden jedes Mal von einem großen Polizeiaufgebot begleitet. Vermutlich hätte nicht jeder so lange ausgehalten wie Schmitt und jede Woche aufs Neue am Mikrofon gestanden und die Reden anderer organisiert.
Bei einer Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz sagte die 36-Jährige einmal, dass sie sich niemals gewünscht hätte, einen Grund zu haben, mal vor Menschen ihre Stimme zu erheben und gegen das zu protestieren, was ihr und den anderen vorgeschrieben wird. „Aber mir war und ist es wichtig, dass jeder, der etwas zu alldem sagen möchte, das auch tun kann. Und deswegen brauchte es jemanden, der ausgeglichen vorneweg geht.“ Hinter dem Gedanken, dass das, was während der Pandemie passiert ist, nicht richtig und sogar „ziemlich unüberlegt“ sei, stand und steht die Eichenzellerin.
Was antwortet sie also, wenn jemand fragt, ob nicht wenigstens ein Teil der Maßnahmen gerechtfertigt war und ob viele die Pandemie vielleicht nur ausgestanden haben, weil eine Impfung entwickelt wurde? „Es ist immer schwer zu sagen, was gewesen wäre, wenn“, sagt Schmitt. Aber dass nicht jeder tun konnte, was er wollte, sei „schlimm“ gewesen. „Zum Beispiel dass Menschen nicht wollten, sich dann unter Druck doch haben impfen lassen.“ Sie selbst halte nicht viel von der Impfung, aber dass das nicht objektiv sei, sei ihr klar: „Deshalb gestehe ich jedem seine Wahrheit zu.“
Die osthessische Polizei hat im Jahr 2022 rund 100 Versammlungen von „Frieden und Freiheit“ begleitet. Die Versammlungen nahmen in den allermeisten Fällen laut Polizei einen friedlichen Verlauf.
Bei den Versammlungen in Osthessen seien im vergangenen Jahr Polizistinnen und Polizisten im höheren einstelligen bis hin zum niedrigen zweistelligen Bereich eingesetzt. Sie begleiteten die Versammlungen und trafen gegebenenfalls notwendige Verkehrsmaßnahmen.
Die Teilnehmerzahl bei den Versammlungen habe durchschnittlich im mittleren zweistelligen Bereich gelegen.
Was die Maßnahmen im allgemeinen angeht, sei es wie mit allem. „Es hat alles immer mehrere Seiten.“ Einige der Maßnahmen seien vielleicht nützlich und gerechtfertigt gewesen. Bei anderen könne sie das aber klar verneinen.
Lange Zeit hatte Schmitt das Gefühl, Dinge wie diese nicht sagen zu dürfen. „Eines der Ziele der Demonstrationen ist es daher, dass es einen Austausch zwischen den Menschen geben sollte.“ Ein anderes Ziel sei, dass niemand einem anderen vorschreiben dürfe, was er zum Beispiel mit seinem Körper zu tun habe. Damit spielt Schmitt auf die Impfpflicht an, die es im Gesundheitswesen gegeben hat. (Lesen Sie auch: Corona-Proteste in Fulda: 1000 „Spaziergänger“ - Polizei dokumentiert Verstöße)
Vieles sei in der vergangenen Zeit auch dadurch „irreparabel kaputt gemacht“ worden. Aber ist mit alledem nicht Schluss? Haben Schmitt und die anderen nicht erreicht, was ihnen wichtig war? Die Impfpflicht im Gesundheitswesen besteht nicht mehr, um im Restaurant essen zu gehen, muss sich niemand mehr testen lassen oder geimpft sein. Viele Maßnahmen wie die Maskenpflicht im Zug laufen aus. Und vor Kurzem hat sogar der Virologe Christian Drosten die Corona-Pandemie für beendet erklärt.
Katharina Schmitt und die anderen Demonstranten gehen aber trotzdem weiter auf die Straße und demonstrieren – sehr zum Missfallen und Unverständnis mancher Fuldaer. Aber was in den vergangenen Monaten passiert ist, habe massiv die Freiheit vieler Menschen eingeschränkt. Und Corona sei lediglich eine Art Einstiegsthema gewesen, die Politik insgesamt zu hinterfragen. Ein Beispiel: Um im Gesundheitswesen zu arbeiten, muss man inzwischen nicht mehr geimpft sein, um in den Kindergarten zu gehen, ist aber eine Masern-Impfung vorgeschrieben.
Darüber hinaus findet Schmitt, dass eine Entschuldigung angebracht sei. „Ein Statement, das zeigt, dass wir nun verstanden wurden und dass wir mit unseren Versammlungen nicht nerven wollen, sondern in ernster Sorge waren und immer noch sind“, sagt Schmitt. Bis das nicht passiert und die Geschehnisse juristisch aufgearbeitet würden, will Katharina Schmitt weiter auf die Straße gehen.