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Mülltonnen im Kreis Fulda quellen in Corona-Zeiten über - So reagiert der Abfallverband

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Von: Alina Komorek

Weil die Tonnen voll sind, landen Verpackungen, Papier und Karton seit Beginn der Pandemie häufig daneben.
Weil die Tonnen voll sind, landen Verpackungen, Papier und Karton seit Beginn der Pandemie häufig daneben. © Alina Komorek

Die Gemeinden im Kreis Fulda und der Abfallverband müssen seit Beginn der Corona-Krise mehr Müll wegschaffen. Sie beschreiben die Gründe und Lösungen für diese Veränderung.

Fulda - Die Papiertonne quillt über. Also springt jemand aus der Nachbarschaft über den Rand der Tonne und auf den Kartons herum, bis sie wieder geschlossen werden kann. Auch öffentlich aufgestellte Mülleimer in Fulda sind voller als vor Corona.

Sowohl im öffentlichen Raum als auch in Privathaushalten entsteht in der Corona-Pandemie mehr Abfall. Besonders Verpackungsmüll hat zugenommen: Weil noch immer viel Essen zum Mitnehmen verkauft wird, landen die Becher, Schalen und Tüten in den Mülleimern, die in Städten an viel besuchten Plätzen aufgestellt wurden. Das gilt für größere Städte wie Frankfurt, Kassel und Darmstadt - aber auch für Fulda.

Gleichzeitig quellen private Altpapiertonnen über - weil weniger im Geschäft eingekauft wird und umso mehr Kleidung, Schuhe und Haushaltswaren in Kartons nach Hause geliefert werden. (Lesen Sie auch: Diese Fehler werden beim Mülltrennen gemacht)

Fulda hat Müllproblem wegen Corona - So reagieren die Verantwortlichen

Für die Abfallwirtschaft des Landkreises Fulda spricht Leoni Rehnert. Zum Zweckverband Abfallsammlung zählen 22 der 23 kreisangehörigen Kommunen – nur die Stadt Fulda organisiert ihre Abfallwirtschaft selbst. Die Kreispressesprecherin erklärt, dass es seit diesem Jahr nicht nur deutlich vollere Tonnen und mehr Sperrmüll gibt, sondern auch, dass mehr Tonnen im Kreis verteilt stehen und dass die Wertstoffhöfe ihre Öffnungszeiten erweitert haben.

Denn immer wieder würden Abfälle neben den Tonnen an die Straße gestellt, die die Abfuhren dann nicht mitnehmen könnten, weil sie ihre Touren entsprechend der kalkulierten Menge planen. Liegt neben den Tonnen noch Müll, ist das Auto einfach zu schnell zu voll.

Gelbe Säcke und Wertstoffhof: Abfallverband will Müllproblem in Fulda bewältigen

Die Abfallwirtschaft habe Lösungen, um den Anstieg an Müll und Sperrmüll in den Griff zu bekommen. Für Pappe und Papier, die nicht mehr in die Tonne passen, gilt: „Großvolumige Verpackungen wie von Möbeln und Einrichtungsgegenständen können an den Wertstoffhöfen gebührenfrei abgegeben werden“, sagt Rehnert.

Abfall in Zahlen

8000 Tonnen Verpackungsmüll kommen im Landkreis – ausgenommen die Stadt Fulda – pro Jahr zusammen. Vor einem Jahr waren es noch 7000 Tonnen.

136.200 Müllgefäße sind in 22 Gemeinden inzwischen im Umlauf. Das sind 3100 Gefäße mehr als 2019.

4000 Tonnen Sperrmüll hat es jeweils in den Jahren 2020 und 2021 gegeben – 3600 Tonnen waren es im Jahr 2019.

24.000 Tonnen Hausmüll fielen im Kreis – ohne die Stadt Fulda – pro Corona-Jahr an. Das sind jeweils 1000 Tonnen mehr als 2019.

Zur gelben Tonne erklärt sie: „Für Leichtverpackungsabfälle besteht die Möglichkeit, zusätzlich Gelbe Säcke zu verwenden und bei der Abfuhr bereitzustellen.“ Gelbe Säcke werden an entsprechenden Stellen seit eh und je kostenlos abgegeben. Gebührenpflichtig sind jene Müllsäcke, die bei den Städten und Gemeinden erworben werden können, um zusätzlich anfallenden Hausmüll, der nicht mehr in die schwarze Tonne passt, abholen zu lassen.

Sollte das nicht reichen, kann noch eine letzte Karte gespielt werden: „Größere Müllgefäße oder ein kürzerer Abfuhrrhythmus sind möglich, erfordern jedoch höhere Gebühren.“ Denn alle müssten das zahlen, was sie an Müll produzieren – weshalb es nicht in Ordnung sei, einfach Müll am Tag der Abholung neben den Tonnen zu platzieren, bis sie mitgenommen wurden.

Video: Plastik in der Biotonne - Einen Tag unterwegs mit der Müllabfuhr

Im öffentlichen Raum in der Stadt Fulda fällt nach Angabe von Pressesprecher Johannes Heller auch deutlich mehr Abfall an. Vor allem an den Stellen, an denen sich viele Menschen aufhalten. „Ein wesentlicher Grund dafür ist sicherlich die deutliche Zunahme des Straßenverkaufs durch Cafés und Restaurants während des Lockdowns“, erklärt Heller.

Zwar sei ein leichter Rückgang der Müllmengen verzeichnet worden, dennoch sei das Aufkommen höher als in den vergangenen Jahren. Die Stadt reagiere, indem sie die Müllbehälter in der Stadt durch größere Gefäße austausche. „In der Kernstadt wurden in diesem Jahr zusätzlich rund 20 Müllbehälter mit 240 Liter Volumen aufgestellt, um dem erhöhten Müll-Aufkommen gerecht zu werden“, sagt Heller.

Auch die Abfälle, die in den Haushalten anfallen, haben zugenommen: „Vor allem der Verpackungsabfall in den Altpapiertonnen in Form von Kartonagen sowie der Verpackungsabfall in den Gelben Tonnen“, beschreibt Heller, was ganz offensichtlich auf die vermehrte Nutzung des Online-Handels mit Paketlieferungen sowie auf den häufiger genutzte Lieferservicen für Essen zurückzuführen sei.

Keine größeren Müllmengen in Hünfeld und Gersfeld

Die Stadt Hünfeld kann keinen Anstieg von Müll im Stadtgebiet seit Beginn der Pandemie feststellen. „Auffällig war lediglich, dass an verschiedenen Treffpunkten im Freien ab und zu größere Müllmengen angefallen sind, wenn sich dort Menschen zum Feiern getroffen haben“, sagt Helmut Käsmann, Pressesprecher der Zuse-Stadt. Es habe einige „Sondereinsätze“ bei wilden Müllablagerungen für den städtischen Bauhof gegeben – diese hätten allerdings schon vor der Corona-Pandemie zugenommen.

Dr. Steffen Korell, Bürgermeister der Rhön-Stadt Gersfeld (CDU), stellt ebenfalls keinen Anstieg der Müllmengen im Stadtgebiet fest. Er habe einen gegenteiligen Eindruck, was öffentliche Müllgefäße angeht: „Da weniger Touristen unterwegs sind und Veranstaltungen im öffentlichen Raum nur eingeschränkt stattfinden, war hier nach meinem Eindruck weniger Abfall zu beseitigen.“ Deshalb seien häufigere Leerungen nicht notwendig.

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