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Riesige Booster-Nachfrage, zu wenige Impftermine - Fuldaer Arzt warnt vor „unfassbarem Chaos“

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Von: Volker Nies

Die Impfnachfrage steigt aber mit ihr nicht die Anzahl der verfügbaren Termine. Ein Fuldaer Arzt befürchtet „unfassbares Chaos“.
Die Impfnachfrage steigt aber mit ihr nicht die Anzahl der verfügbaren Termine. Ein Fuldaer Arzt befürchtet „unfassbares Chaos“. © Friso Gentsch/dpa

In den vergangenen Tagen ist die Nachfrage nach Corona-Impfungen massiv angestiegen - auch in Fulda. Ob die Termine reichen, ist fraglich. Ein Arzt warnt nun vor „unfassbarem Chaos“.

Fulda - Die Ankündigung kam überraschend: Die Stiko will das Corona-Boostern jetzt schon ab 18 empfehlen. Das kündigte der Stiko-Chef Thomas Mertens am Dienstagabend an. Bisher sollten vor allem über 70-Jährige, Vorerkrankte und Mitarbeiter von medizinischen Einrichtungen die dritte Impfung erhalten.

Auch Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellte bisherige Regeln in Frage: Auch Menschen ab 18 sollten geimpft werden, der Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfung müsse nicht genau eingehalten werden.

Fulda: Riesige Corona-Impfnachfrage - Arzt warnt vor „unfassbarem Chaos“

Diese Äußerungen fielen in eine Zeit, in der die Nachfrage nach Impfungen ohnehin schon explodierte – wegen steigender Infektionszahlen und stärkerer Einschränkungen für Nicht-Geimpfte. Das bedeutet: Es werden schlagartig viel mehr Impftermine gebraucht. Das Land Hessen schrieb am Mittwoch schon Geimpfte über 70 an und forderte sie zur Auffrischung auf. „Es gibt ausreichend Impfstoff und Ärzte, die impfen“, schrieben Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Sozialminister Kai Klose (Grüne). Der Satz, dass es genügend Ärzte gibt, die impfen, ist nach der Freigabe für alle nicht mehr so sicher.

In Osthessen versuchen Ärzte, Krankenhäuser und Landkreis Fulda die stark wachsende Nachfrage gemeinsam zu stemmen. „Wir werden versuchen, die niedergelassenen Ärzte, denen grundsätzlich die Durchführung der Impfungen obliegt, so gut wie möglich zu unterstützen“, sagt Barbara Froese, Sprecherin des Klinikums Fulda. „Die Kapazitäten unseres Impfzentrums werden weiter ausgeweitet. Die Öffnungszeiten werden ausgedehnt, und die Anzahl der Impfplätze wird gesteigert. Unser Ziel ist es, bis zu 600 Erst-, Zweit- oder Booster-Impfungen täglich durchzuführen. Heute sind es 300 am Tag.“

Herz-Jesu und Helios weiten ebenfalls ihr Impfangebot aus

Auch das Herz-Jesu-Krankenhaus weitet seine Kapazitäten stark aus. Hier wird nun ab Dezember auch an den Sonntagen geimpft. „Durch den Ausbau der Kapazitäten haben wir auch die Chance, was genauso wichtig ist, dass sich noch ungeimpfte Menschen impfen lassen. Jede Impfung zählt . Es sollte nicht an mangelnden Impfangeboten scheitern“, sagt Geschäftsführer Michael Sammet.

Im Hünfelder Helios St. Elisabeth Krankenhaus wird in Zukunft ebenfalls geimpft, kündigt der Kreis an. Details sind aber noch nicht klar. Der Landkreis wird ab der kommenden Woche einen Impfbus durch die Gemeinden schicken. Termine sind noch nicht bekannt. Mobile Teams sind in Altenheimen und an Wochenenden bei Quartiersimpfungen im Einsatz. Wann und wo diese angeboten werden, können Sie über unseren Corona-News-Ticker für Fulda verfolgen.

Video: Hohe Nachfrage: Hausärzte warnen vor Verteilungskampf bei Booster-Impfungen

Klar ist: Auf die niedergelassenen Ärzte kommt jetzt viel Arbeit zu. „Die Ankündigung der Stiko lässt die Impfnachfrage explodieren. Uns droht ein unfassbares Chaos. Ich fürchte, dass die Kranken und Über-70-Jährigen, die wir besonders schützen müssen, nicht mehr ihre Booster-Impfung erhalten“, sagt der Fuldaer Internist Dr. Jörg Simon. Er biete jedem Risiko-Patienten, der ohnehin in der Praxis sei, eine Impfung an. „Ein großes Problem sind die wechselnden Impfempfehlungen der Politik. Die Hälfte der Anrufe kommen von verunsicherten Patienten“, sagt Simon.

Mobile Corona-Impfung in Ziehers-Süd

Eine mobile Corona-Impfung von Stadt und Kreis Fulda findet am Samstag, 20. November, von 10 bis 15 Uhr im Bürgerzentrum Ziehers-Süd (Dingelstedtstraße 12) statt. Eine Anmeldung unter Telefon (0661) 1023500 (Anruf am Donnerstag und Freitag von 14 bis 16 Uhr) ist erforderlich. Geimpft wird, wer eine Erstimpfung will, am 30. Oktober im Ostend eine Erstimpfung erhielt, und Menschen über 60 und Vorerkrankte, die sich boostern lassen wollen.

„Wir geben schon alles. Wir müssen alles nutzen, was geht. Auch ich fürchte, das reicht nicht – zumal viele Praxen am Ende ihrer Kräfte sind“, warnt Ralph Hönscher. Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen. „Wir brauchen noch mehr Möglichkeiten. Wir brauchen ein Impfzentrum, in dem man schnell und unkompliziert und ohne Termin ein Impfung bekommt.“

Simon, Hönscher und auch das Klinikum bitten alle niedergelassenen Ärzte und Fachärzte, die bislang noch nicht impfen, dieses Angebot zu schaffen. „Alle Ärzte müssen jetzt Routinetermine absagen und impfen – sonst gehen die Infektionszahlen durch die Decke“, warnt Simon.

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