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Corona-Pandemie kostet Klinikum viel Geld - Menzel: „Extrem schwierige Bedingungen“

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Von: Volker Nies

Die Klinikumvorstände Thomas Menzel (links) und Burkhard Bingel sind mit 2020 nicht unzufrieden.
Die Klinikumvorstände Thomas Menzel (links) und Burkhard Bingel sind mit 2020 nicht unzufrieden. © Volker Nies

Das Pandemiejahr 2020 hat das Klinikum Fulda nicht nur viel Kraft gekostet, sondern auch eine Menge Geld: Das Klinikum schloss das Jahr mit einem Defizit von 3,6 Millionen Euro ab – nach einem Verlust von 2,7 Millionen Euro 2019.

Kreis Fulda - „Gemessen an den extrem schwierigen Bedingungen, die wir hatten, haben wir keinen schlechten Job gemacht“, bilanziert Vorstandssprecher Dr. Thomas Menzel (59). Burkhard Bingel (58), Vorstand Administration, rechnet vor: „Die Zahl der stationären Patienten sank 2020 gegenüber dem Vorjahr von 49.000 auf 35.000, die der ambulanten Patienten von 63.000 auf 48.000. Solche Einbußen sind auch mit staatlichen Hilfen nicht wettzumachen.“

Das Klinikum Fulda erhielt 2020 vom Staat eine „Freihaltepauschale“ von 20,5 Millionen Euro. „Aber die vom Staat festgesetzte Summe gleicht in großen Kliniken die Einbußen nicht komplett aus“, sagt Bingel. Im Klinikum seien 40 Prozent der OP-Kapazitäten nicht genutzt worden, weil die Intensivstation von Corona-Patienten genutzt oder für sie freigehalten wurde.

„Alle großen Häuser hatten Probleme. Für Maximalversorger war die Ausgleichszahlung von 560 Euro pro Bett und Tag zu gering“, erläutert Menzel. (Lesen Sie auch: Klinikum Fulda reagiert auf Corona-Zahlen: Besuchsverbot seit Dienstag)

Fulda: Corona kostet Klinikum viel Geld - „Extrem schwierige Bedingungen“

Im operativen Geschäft machte das Klinikum bei 281 Millionen Euro Einnahmen und 275 Millionen Euro Ausgaben einen Überschuss von sechs Millionen Euro, rechnet Bingel vor, doch die Abschreibungen führten zum Minus.

Parallel stiegen die Kosten für Material – um bis zu 400 Prozent. „Medizinische Masken waren so begehrt, dass die ersten Lieferungen unter Polizeischutz erfolgten“, berichtet Menzel. Nicht zuletzt kosteten die Corona-Tests für Mitarbeiter, Patienten und Besucher eine Stange Geld.

Die Arbeit unter Corona-Bedingungen sei für die Mitarbeiter sehr belastend. „Man merkt, wie sich Müdigkeit breitmacht“, berichtet Menzel. Obwohl die Branche unter Fachkräftemangel leide, gewann das Klinikum Mitarbeiter: Die Gesamtzahl wuchs von 2019 zu 2020 von 2900 auf 3100, darunter die der Pflegekräfte von 1000 auf 1100 und die Ärzte von 400 auf 440, berichtet Bingel.

„Die meisten neuen Pflegekräfte kommen von hier und wurden von ausgebildet. Viele Ärzte sind aus dem Rhein-Main-Gebiet oder Bayern zu uns gekommen.“ (Lesen Sie auch: Klimaschutz im Klinikum Fulda: „Ein neuer Baum für jedes Baby“)

3,6 Millionen Euro Defizit im Corona-Jahr 2020 - Klinikum Fulda benötigt Darlehen

Damit das Klinikum flüssig bleibt, hat es Darlehen bekommen: 20 Millionen Euro von der Stadt, 10 Millionen Euro vom Kreis. Das Klinikum zahlt dafür 1,5 Prozent Zinsen. „Das Darlehen ist wichtig, um ohne Banken-Dispo auf Schwankungen reagieren zu können“, erklärt Menzel.

Vor Beginn des laufenden Jahres hatte Bingel mit einem Überschuss von 1,2 Millionen Euro für 2021 gerechnet. Daraus wird nichts werden. „Wir erwarten für 2021 wieder rote Zahlen – mit einem Minus mindestens so hoch wie 2020“, sagt Menzel. 2022 werde dann wohl noch schwieriger.

Video: Jens Spahn diskutiert im Klinikum Fulda mit Krankenhauspersonal

Das Problem: Corona belastet erneut die Bilanz, aber es gibt keine Entscheidung über eine Neuauflage der Ausgleichszahlungen. „In Berlin herrscht in diesen Fragen ein gewisses Vakuum“, klagt Menzel. „Die Krankenhäuser brauchen aber in der aktuellen Corona-Entwicklung zügig Planungssicherheit. Offenbar wird in Berlin derzeit ein neuer ‚Rettungsschirm‘ diskutiert. Leider gibt es aber noch nichts Konkretes.“

Zu kämpfen hat das Klinikum auch mit weiter steigenden Preisen für medizinische Produkte und dem grundsätzlichen Problem, dass die Bundesländer ihrer Verpflichtung, die Investitionen der Krankenhäuser zu bezahlen, nur unzureichend nachkommen. Dieses Versäumnis belastet die Bilanzen des Klinikums schon seit Jahres – jedes Mal mit Millionenbeträgen.

Wie sich die Situation im Herz-Jesu-Krankenhaus und in der Helios Klinik darstellt, lesen Sie in der E-Paper-Ausgabe der Fuldaer Zeitung vom 1. Dezember. 

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