Corona-Personalausfälle belasten Kliniken in der Region

Die Corona-Sommerwelle führt zu erheblichen Personalausfällen, auch in den Kliniken in der Region. Manche Notaufnahmen sind bereits geschlossen. Was, wenn die erwartete Herbstwelle noch größer wird?
Fulda - Der zunehmende Ausfall von Klinikpersonal durch die Corona-Sommerwelle lässt bei Krankenhäusern und Medizinern die Besorgnis wachsen. „Aus allen Bundesländern erreichen uns Meldungen, dass einzelne Stationen und Abteilungen auch wegen Personalmangel abgemeldet werden müssen“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß. Zeitweise würden auch Notaufnahmen bei den Rettungsleitstellen abgemeldet.
Fulda: Corona-Personalausfälle und Urlaubszeit führen zu angespannter Lage an Kliniken
Die Infektionszahlen sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Das Robert Koch-Institut gab gestern die offizielle Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen mit 687,7 an. Am Vortag hatte der Wert bei 650,7 gelegen. Auch in Osthessen steigen die Inzidenzen: Im Landkreis Fulda liegt sie bei 997, im Main-Kinzig-Kreis bei 873.
Experten schätzen die tatsächliche Zahl etwa doppelt so hoch, weil viele Infizierte keinen PCR-Test mehr machen und damit nicht erfasst werden. Der wissenschaftliche Leiter des Intensivbettenregisters, Christian Karagiannidis, sagte: „Die Intensivbelegung steigt zwar nur moderat, allerdings ist die Belegung für einen Sommer relativ hoch, und die zur Verfügung stehenden Betten werden auf Grund des Personalmangels immer weniger.“
Auch im Klinikum Fulda machen sich die derzeit hohen Inzidenzen bemerkbar: „Wie in den anderen hessischen Krankenhäusern nimmt auch im Klinikum Fulda die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die wegen einer Covid-19-Erkrankung stationär behandelt werden, weiter zu“, erklärt Dr. Thomas Menzel, Vorstand des Klinikums Fulda. Auch unter den Mitarbeitern gebe es wieder vermehrt Coronafälle und somit Ausfälle, weil sich die Betroffenen in häusliche Isolation begeben müssen.
Thomas Menzel: „Wegen Corona fallen derzeit bis zu 80 Mitarbeitende am Klinikum Fulda aus“
„Eine Freitestung ist in der Regel erst nach mehr als einer Woche Abwesenheit erfolgreich. Derzeit fallen deshalb bis zu 80 Mitarbeitende aus. Hinzu kommt, dass die Sommerferien vor der Tür stehen und viele Mitarbeitende ihren verdienten Jahresurlaub antreten werden“, sagt Menzel.
Er geht ebenfalls davon aus, dass es im Herbst zu Engpässen in der Versorgung kommen werde – womöglich auch schon früher. „Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich im Verlauf der Pandemie allesamt sehr verantwortungsbewusst verhalten haben, raten wir zu einem achtsamen Umgang auch außerhalb des Klinikums. Darüber hinaus empfehlen wir allen Beschäftigten im Gesundheitswesen – auch im Hinblick auf den Herbst – die zweite Auffrischungsimpfung.“
Video: Sorgen wegen Corona-Personalausfällen an Kliniken
„Der Krankenstand schwankt in den letzten Wochen und steigt derzeit tendenziell wieder leicht an“, erklärt Pressesprecherin Gudrun Käsmann von den Helios Kliniken in Hünfeld. Hinzu komme die beginnende Urlaubszeit. „Dennoch ist die personelle Situation in unserer Klinik noch gut beherrschbar. Alle unsere Beschäftigten unterstützen sich gegenseitig kollegial und interdisziplinär. Aktuell können wir die Patienten ohne Einschränkungen versorgen. Wir beobachten die Corona-Entwicklung sehr genau in unserem Corona-Stab und können so kurzfristig jederzeit Regelungen anpassen.“
Durch die Erfahrungen der vorangegangenen Wellen sei das Krankenhaus routiniert, um schnell auf steigende Zahlen zu reagieren.
Corona-Personalausfälle an Kliniken in der Region - Experten blicken sorgenvoll in Richtung Herbst
Die Lage im Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda ist derzeit noch stabil, Operationen müssten keine verschoben werden, die medizinische Versorgung sei „uneingeschränkt gewährleistet“. Dennoch würden „nicht wenige“ Mitarbeiter aufgrund einer Corona-Infektion und der damit verbundenen Quarantäne ausfallen, erklärt Geschäftsführer Michael Sammet. „Die Anspannung ist deutlicher spürbar und die Anzahl der Ausfälle steigt kontinuierlich an.“
Was die Befürchtungen für den Herbst betrifft, so schließt sich Sammet der Auffassung der Deutschen Krankenhausgesellschaft an. „Die Patientenzahlen, ob Covid oder Non-Covid, nehmen von Tag zu Tag zu. Die Belastung ist bereits jetzt in den Sommermonaten ungewöhnlich hoch, und wir gehen davon aus, dass die Lage sich im Herbst dramatisch zuspitzen wird und es zu massiven Versorgungsengpässen kommen kann. Allein der Patientenzustrom in der Notaufnahme des Herz-Jesu-Krankenhauses ist stark angestiegen und wächst stetig. Wir behandeln viele chirurgisch bzw. internistisch Notfälle. Damit einhergehend nimmt natürlich ebenso die Belastung des Krankenhauspersonals weiter zu.“
Sammet rechnet mit „ziemlicher Sicherheit damit, dass „spätestens im Herbst die Covid-Fälle aufgrund der neuen Virusvarianten weiter deutlich zunehmen“. „Wir sind davon überzeugt, dass es zukünftig zu Versorgungs- oder Leistungseinschränkungen, vor allem im Bereich geplanter Operationen, kommen wird.“ (dan)