Letztlich hatten die Stadtverordneten im Frühjahr mit breiter Mehrheit für die Änderung des Straßennamens gestimmt. Außerdem sollte das Porträt in der Galerie im Erdgeschoss des nordwestlichen Stadtschlossflügels hängen bleiben, aber mit einer Informationstafel versehen werden, die über Danzebrinks Rolle während des Nationalsozialismus aufklärt. Dies ist bereits erfolgt.
Auch wenn die Idee für den neuen Namen von den Anwohnern selbst kam, ist der Ärger bei ihnen immer noch groß. Denn die Änderung hat für sie gravierende Folgen: So müssen Dokumente wie Personalausweis und Kfz-Papiere, aber möglicherweise auch Visitenkarten und anderes geändert werden.
Laut Stadt sollen die Anwohner und Anwohnerinnen bei dem entstehenden Aufwand so weit wie möglich unterstützt und entlastet werden. „So wird die Umschreibung der Personalausweise, Kinderausweise und Kfz-Scheine kostenfrei sein“, heißt es gegenüber unserer Zeitung.
Wir ärgern uns hier alle. Keiner der Nachbarn findet die Umbenennung richtig.
Unverständnis äußert Bruni Altenburg (69), die seit sechs Jahren in der Straße wohnt. „Warum soll eine Straße, die 20 Jahre nach Ende des Kriegs nach Danzebrink benannt wurde, jetzt nach 70 Jahren schon wieder unbenannt werden?“ Ihr sei es letztlich zwar egal, wie die Straße heißt, aber der Aufwand für die Anwohner sei viel zu groß: „Jetzt haben wir die Lauferei, wir müssen alle Dokumente umschreiben lassen.“
Auch wenn die Stadt die Kosten weitgehend übernehme, sei die Entscheidung aus ihrer Sicht „lästig, unseriös und dumm“. Bruni Altenburg kritisiert außerdem, dass keiner der Anwohner gefragt worden sei, ob der Name geändert werden sollte.
„Wir ärgern uns hier alle. Keiner der Nachbarn findet die Umbenennung richtig“, erklärt Theresia Kimmel. Sie versteht auch nicht, warum in einer Demokratie die betroffenen Menschen nicht angehört werden. Sie weist darauf hin, dass im Gutachten zur Person Danzebrink „nichts wirklich Böses“ gefunden worden sei. Nach 70 Jahren „nun einen solchen Zinnober zu veranstalten“, sei unsinnig.
Dennoch waren sie und Ihr Mann es, die nun den neuen Namen vorgeschlagen haben: Amöneburger Straße, nach dem Ort, in dem Bonifatius einst das Kloster gegründet hatte. „Einen anderen Personennamen wollten wir nicht mehr“, sagt Theresia Kimmel.